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US-Aufsicht stoppt Nvidia-Deal

Die Federal Trade Commission will die Übernahme des Chipdesigners ARM Holdings durch den Grafikprozessorhersteller Nvidia durch eine Klage stoppen. Auch die britischen Kartellhüter haben Bedenken.

US-Aufsicht stoppt Nvidia-Deal

hip London

Der Grafikprozessorhersteller Nvidia hat nach Einschätzung vieler Branchenexperten kaum noch Hoffnung, die Übernahme des britischen Chipdesigners ARM Holdings wie geplant zum Abschluss zu bringen. Die Federal Trade Commission (FTC) kündigte in Washington an, den Deal durch eine Klage zu stoppen. Es gehe darum, „zu verhindern, dass ein Chipkonglomerat die Innovationspipeline für Technologien der nächsten Generation drosselt“, sagte Holly Vedova, Director des FTC Bureau of Competition. „Die Technologien von morgen beruhen auf dem Schutz der von starker Konkurrenz und Innovation geprägten Halbleitermärkte von heute.“ Die Kontrolle der Technologie von ARM würde Nvidia ermöglichen, ihre Wettbewerber zu untergraben, den Wettbewerb begrenzen, und zu „schlechterer, Produktqualität, we­niger Innovation, höheren Preisen und weniger Auswahl“ führen, argumentiert der US-Regulierer. ARM und Nvidia stehen zwar nicht miteinander im Wettbewerb. Doch das geistige Eigentum von ARM ist ein wichtiger Input für Produkte, die mit denen von Nvidia im Wettbewerb stehen.

Technologien von morgen

Man werde weiter daran arbeiten, klarzustellen, dass der Zusammenschluss der Branche und dem Wettbewerb nutze, hieß es von Nvidia. „Keiner glaubt, dass das zum Ab­schluss kommt“, zitiert Marketwatch den Bernstein-Analysten Stacy Rasgon. Große Unternehmen der IT-Branche wie Alphabet (Google), Microsoft und Qualcomm hatten bei Aufsichtsbehörden in aller Welt Bedenken geltend gemacht.

Dank des steigenden Aktienkurses von Nvidia wäre die ursprünglich auf 40 Mrd. Dollar taxierte Akquisition im Aktientausch mittlerweile mehr als 50 Mrd. wert. Die Chiparchitektur des 1990 aus der Zusammenarbeit von Acorn und Apple hervorgegangenen Chipdesigners findet sich heute in fast jedem Smartphone. Mehr als 200 Milliarden Chips, die darauf basieren, wurden bislang verkauft. Begonnen hatte die Kooperation mit dem Prozessor Acorn Risc Machine (ARM) in Apples persönlichem digitalen Assistenten namens Newton. ARM kam zugute, dass bald auch in niedrigpreisigen Smartphones hochwertige Chips verbaut wurden. Die Übernahme durch die japanische Softbank im Jahr 2016 ermöglichte dem Unternehmen, als Plattformbetreiber unabhängig zu bleiben und sich angesichts der zunehmenden Sättigung des Smartphone-Marktes anderen Dingen zu widmen.

Die FTC wirft den Blick auf Zukunftsthemen wie Fahrerassistenzsysteme für Pkw, Prozessoren für Cloud-Anbieter („Hyperscaler“) und sogenannte Smart NICs. Dabei handelt es sich um Netzwerkkarten, die Serverprozessoren entlasten können­, was deren Leistung steigert. Sie wurden bis vor ungefähr einem Jahr vor allem in Rechenzentren eingesetzt. Mittlerweile werden sich auch von anderen Nutzern verwendet. Auch Intel stellt Smart NICs her. Nvidia­ könnte in ein Ökosystem für ARM-basierte Produkte für Rechenzentren investieren, um Softwareentwickler zu motivieren. Als Vorbild böte sich die hauseigene Plattform CUDA für Grafikprozessoren an.

Die britische Competition & Markets Authority (CMA) hatte bereits im Juli Bedenken geltend gemacht und eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Im November machte die auch für Digitales zuständige Kulturministerin Nadine Dorries den Deal zur Chefsache. Die EU-Kommission prüft ebenfalls und will Anfang 2022 entscheiden, ob sie die Fusion genehmigt. Die FTC hat den Beginn des Verfahrens für August 2022 angesetzt – einen Monat vor Ablauf der Frist, nach der Softbank eine Anzahlung von 1,25 Mrd. Dollar als Break-up Fee behalten darf, wie sich Marketwatch von Nvidia bestätigen ließ.

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