Green Finance

HSBC verabschiedet sich von der Kohle

Die Aktionäre der HSBC haben nicht nur den Abschied von der Finanzierung von Kohlekraftwerken beschlossen. Die Bank soll ihre gesamte Kreditvergabe in Einklang mit den Pariser Klimazielen bringen. 

HSBC verabschiedet sich von der Kohle

hip London

Die HSBC-Anteilseigner haben beschlossen, ab 2030 Kohlekraftwerke und Kohlebergbau innerhalb von EU und OECD nicht weiter zu finanzieren. Ab 2040 soll das weltweit gelten, heißt es in der Resolution, der auf der Hauptversammlung in London 99,71 % des anwesenden Kapitals zustimmten. In der gemeinsam mit Share Action entwickelten Beschlussvorlage heißt es zudem, dass die Bank eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und umsetzen werde, um ihre Kunden dabei zu unterstützen, die Treibhausgasemissionen auf null zu drücken. „Dazu gehört eine branchen- und wissenschaftsbasierte Herangehensweise, um die Bereitstellung von Finanzierungen in Übereinstimmung mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens zu bringen, mit kurzfristigen und mittelfristigen Zielen“, ist dem Text der Resolution zu entnehmen.

Ziel des Abkommens von 2015 war es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Greenpeace UK und der WWF hatten dieser Tage erklärt, die mit den Kreditvergabe- und Investmentaktivitäten der britischen Finanzbranche verbundenen CO2-Emissionen seien denen der Öl- und Gasförderung, des Kohlebergbaus und der Luftfahrtbranche nicht unähnlich (vgl. BZ vom 25. Mai). Bislang war die Branche rechtlich nicht dazu verpflichtet, ihr Geschäft in Übereinstimmung mit den Klimazielen von Regierung und Vereinten Nationen zu bringen.

Desinvestment abgelehnt

„Wir sind weltweit bereits einer der Führer in Sachen Nachhaltigkeit und wollen das auch bleiben, während der Markt wächst“, sagte Chief Executive Noel Quinn auf dem Aktionärstreffen im Londoner Southbank Centre. „Wir waren 2020 das zweite Jahr in Folge die größte Konsortialbank für grüne, soziale, Nachhaltigkeitsanleihen und solche mit Nachhaltigkeitsbezug.“ Nun wolle man das Portfolio der finanzierten Emissionen bis 2050 oder früher auf null bringen. Quinn sprach sich dagegen aus, sich wie von Klimaschützern gefordert einfach von Kunden mit hohem Treibhausausstoß zu trennen. „Das ist keine Garantie dafür, dass diese Emissionen nicht mit Finanzierungen von anderswo weitergehen“, sagte Quinn. „Es erlaubt auch keinen ordentlichen und inklusiven Wandel.“ Die Bank wolle stattdessen den Kunden den Übergang zu sauberen Technologien finan­zieren.

„Wir freuen uns, dass unsere Kampagne zu einer verbindlichen Verpflichtung von HSBC geführt hat“, sagte Jeanne Martin, Kampagnenmanagerin bei Share Action. Der Teufel stecke allerdings im Detail. Die kommenden sechs Monate seien entscheidend, um sicherzustellen, dass der Selbstverpflichtung robuste Maßnahmen folgen. Eine Frage dürfte sein, inwieweit das Assetmanagement in diese Selbstverpflichtung mit einbezogen wird. Während der Hauptversammlung wurden dem „Independent“ zufolge wiederholt Fragen zu Klimathemen gestellt. Allerdings habe sich Chairman Mark Tucker geweigert, sich zu bestimmten Projekten oder Kunden zu äußern.

Die anhaltenden Spannungen zwischen der Volksrepublik China, dem Westen und diversen Anrainerstaaten erwähnte er nur am Rande. „Das geopolitische Umfeld war für eine Bank wie unsere schwierig und wird es auch weiterhin sein“, sagte Tucker. „Unsere Herangehensweise bestand darin, Probleme mit Vorsicht, Disziplin und standhaftem Einsatz für den Zweck, für den HSBC 1885 gegründet wurde, anzugehen: den Osten und den Westen miteinander zu verbinden.“ Die Welt brauche heute mehr denn je eine globale Bank wie HSBC, die künftige Wachstumschancen und Sparer, Anleger und Firmen, die das Beste daraus machen wollen, zusammenbringt. Unterdessen drohte Medienberichten zufolge der für innere Sicherheit zuständige Hongkonger Minister John Lee HSBC-Bankern, die Gelder des oppositionellen Verlegers Jimmy Lai verwalten, mit bis zu sieben Jahren Gefängnis.

Wertberichtigt Seite 6