Frühjahrstagung

IWF wird Wachstums­prognose erneut senken

IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa warnt vor einer gefährlichen „Doppelkrise“ durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg. Diese laste schwer auf der Weltwirtschaft. Der IWF will seine Wachstumsprognose daher erneut senken.

IWF wird Wachstums­prognose erneut senken

det Washington

Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigiert ­seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft erneut nach unten. Das kündigte Kristalina Georgiewa, Direktorin des IWF, in ihrer Rede im Vorfeld der Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank in der kommenden Woche an. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Folgeerscheinungen der Corona-Pandemie zeichnete Georgiewa ein düsteres Bild. Die internationale Staatengemeinschaft müsse geschlossen reagieren, „um den Krieg zu beenden, die Pandemie zu bekämpfen und Inflation sowie die hohe Staatsverschuldung anzupacken“.

Inflation als „akute Gefahr“

Die IWF-Chefin warnte unter anderem davor, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu verharmlosen. „Die Pandemie ist nicht vorbei“, sagte sie und betonte, dass neue Varianten des Virus zu weiteren Störungen in Lieferketten führen und insbesondere das soziale Gefälle weiter vergrößern könnten. Dazu gesellten sich nun die ökonomischen Folgen des Kriegs, die vor allem die ärmsten Menschen träfen, die mit steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen sowie sinkenden Real-Einkommen zu kämpfen hätten. Verschärft werde diese „Doppelkrise“ durch den hohen Inflationsdruck.

„Zum ersten Mal seit vielen Jahren stellt die Inflation eine klare und akute Gefahr für viele Länder dar“ und sei „ein massiver Rückschlag für die Weltwirtschaft“, sagte Georgiewa. Erschwert werde die Krisenbewältigung durch „die Fragmentierung der Weltwirtschaft in geopolitische Blöcke“. In diesen gelten jeweils verschiedene Handelsregeln, technologische Standards, Zahlungssysteme und Reservewährungen – nicht zuletzt aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen. Laut der IWF-Direktorin ist in diese Fragmentierung „die bisher größte Bedrohung des regelgestützten Systems, das seit 75 Jahren internationale Wirtschaftsbeziehungen bestimmt“.

Georgiewa betonte, dass die Weltwirtschaft schon vor dem Kriegsausbruch an Schwung verloren und den IWF im Januar dazu veranlasst habe, seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 4,4% nach unten zu revidieren. Seit diesem Zeitpunkt hätten sich die Aussichten aber signifikant verschlechtert. Folglich werde der Währungsfonds in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) für 143 seiner 190 Mitgliedsländer, die zusammen 86% der Weltwirtschaftsleistung ausmachen, die Prognosen heruntersetzen.

Ölexporteure profitieren

Während Länder, die Netto-Importeure von Lebensmitteln und Öl sind, vor allem in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Europa, am stärksten litten, würden Exporteure von Öl, Erdgas und Metallen sogar profitieren, was seinerseits ebenfalls die sozialen Ungleichgewichte weiter vergrößert. Auch rechnet sie damit, dass die Weltwirtschaft nun länger brauchen wird, um zum Wachstumstrend vor der Coronakrise zurückzukehren.

Als vorrangige Priorität bezeichnete Georgiewa die Beendigung des Kriegs. Zwischenzeitlich hat der IWF 1,4 Mrd. Dollar an Nothilfe bereitgestellt und ein Sonderkonto eingerichtet, über welches die Ukraine Zugang zu weiteren Reserven erhält. Auch bereite sich der Währungsfonds auf eine wichtige Rolle bei dem Wiederaufbau vor. Im Kampf gegen die Pandemie forderte sie erneut, dass Coronatests und Impfstoffe weltweit zur Verfügung stehen müssten. Eine Studie des IWF habe ergeben, dass dafür 2022 nur 15 Mrd. und 2023 dann 10 Mrd. Dollar pro Jahr nötig seien.

Als unverzichtbar bezeichnete sie auch den Kampf gegen die hohe Inflation. Die Zentralbanken müssten bereit sein, ihre Geldpolitik entsprechend zu verschärfen und dazu ihr gesamtes Instrumentarium einzusetzen. Dazu zählte sie gerade in den Schwellenländern die Verlängerung der Fälligkeit von Verbindlichkeiten, Eingriffe an den Devisenmärkten und Kapitalverkehrskontrollen. Notwendig sei auch die fiskalische Konsolidierung bei der Bewältigung der Staatsverschuldung und die internationale Kooperation im Kampf gegen den Klimawandel.