Energiewende

Allianz GI schließt Atom-Investments aus

Claus Fintzen, CIO Infrastructure Debt bei Allianz Global Investors, hat kein Interesse an der Finanzierung von Atomkraft. Dabei sucht die britische Regierung händeringend nach Investoren für ihre Pläne.

Allianz GI schließt Atom-Investments aus

hip London

Die Infrastrukturexperten von Allianz Global Investors haben kein Interesse an Atom-Investments. „Wir schließen Atomkraft aus“, sagte Claus Fintzen, Anlagechef für Infrastruktur-Schuldentitel bei Allianz Global Investors, auf einer Presseveranstaltung in London. Der deutsche Versicherer ist der größte Infrastrukturinvestor weltweit.

Die britische Regierung sucht händeringend nach Investoren für den geplanten Bau weiterer Atomkraftwerke, unter denen sich auch eine neue Generation von Minireaktoren in Modularbauweise befindet. „Das wäre für uns unter dem Gesichtspunkt der Geldanlage schwierig“, sagte Andrew Cox, Co-Head of Infrastructure bei Allianz Capital Partners. Dabei hat das Unternehmen mit dem Modell für den Thames Tideway Tunnel, der das aus allen Nähten platzende Londoner Abwasserentsorgungssystem entlasten soll, Maßstäbe für den Bau von „Greenfield-Infrastruktur“ durch private Investoren gesetzt. Die Struktur ermöglicht, neue Infrastruktur zu niedrigen Kapitalkosten bereitzustellen. Er habe gehört, wie es im Zusammenhang mit Atomkraft erwähnt worden sei, sagte Cox, der für 3i tätig war, bevor er 2016 zur Allianz kam.

Der 25 km lange „Super Sewer“ ist zu annähernd 80 % fertiggestellt. Der Tunnel ist gebohrt. Die Übergabe ist für 2025 geplant. Allianz hält 34,26 % an dem Projekt und ist damit der größte Investor neben der Amber Infrastructure Group (21,32 %), Dalmore Capital (33,76 %) und DIF Capital Partners (10,66 %). Das 4,2 Mrd. Pfund schwere Projekt bietet den Investoren bereits während der Bauzeit eine „starke Cash-Rendite“, sagte Cox. Es gebe zudem einen „Backstop“ durch die Regierung, etwa für den Fall, dass man plötzlich keine Möglichkeit mehr habe, sich am Kapitalmarkt zu finanzieren. Zudem steigen die Einnahmen alljährlich im Einklang mit dem Einzelhandelspreisindex RPI – in Zeiten erhöhter Inflation eine wichtige vertragliche Vereinbarung.

Der Regulierer Ofwat ermutige dazu, das Modell zu verwenden, sagte Cox. Die Kosten lägen derzeit um 20 % bis 25 % über dem beim Angebot für die Ausschreibung 2015 angesetzten Budget. 

Für Allianz Capital Partners steht die Energiewende im Vordergrund. Zum Portfolio gehört eine Minderheitsbeteiligung am Gasnetzbetreiber Cadent, der ehemaligen National Grid Gas Distribution. Als sich National Grid 2015 von der Tochter trennte, stiegen auch Staatsfonds wie QIA und CIC ein. Derzeit prüfe man, wie gut das Leitungsnetz für Wasserstoff geeignet sei, sagte Cox. Cadent kündigte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Equinor an, eine „Hydrogen Town“ im industriell geprägten Norden von Lincolnshire zu bauen. „Man ändert die Wirtschaft nicht dadurch, dass man Green Bonds kauft“, sagte Fintzen. Man müsse vielmehr Emittenten dabei helfen, den Umstieg zur Null­emissionswirtschaft zu bewältigen.

Im Blickfeld Seite 6