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Dienstleister stützen Euro-Wirtschaft

Die Wirtschaft in der Eurozone ist mit Schwung ins Frühjahr gestartet. Die Dienstleister erwiesen sich als Zugpferd, die Industrieproduktion hingegen stagnierte erneut. Ökonomen dämpfen zudem die Hoffnung auf einen Aufschwung.

Dienstleister stützen Euro-Wirtschaft

ast Frankfurt

Trotz Bankenbeben haben die aktuellen Einkaufsmanagerumfragen im März die Rezessionssorgen für Deutschland und Europa etwas gemildert. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, stieg laut der monatlichen Umfrage des Finanzdienstleisters S&P Global überraschend deutlich um 2,1 Punkte auf 54,1 Zähler. Grund dafür dürften nachlassende Rezessionsängste und Sorgen um die Energiemärkte sein. Ökonomen warnen allerdings, dass der Anstieg noch nicht alle Folgen der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor berücksichtigt.

Mit dem Plus setzt sich der Index im zweiten Monat nacheinander über der Wachstumsschwelle fest: Werte oberhalb von 50 Punkten signalisieren eine wirtschaftliche Expansion. Dass sich die Konjunktur in der Eurozone so gut schlägt, liegt vor allem am Servicesektor. „Das Wachstum war ziemlich ungleich verteilt, da es fast ausschließlich von den Dienstleistern angekurbelt wurde“, erklärt Chris Williamson, Chefökonom bei S&P. So stieg der Service-Index im März um 2,9 Zähler auf 55,6 Punkte – das kräftigste Plus seit zehn Monaten.

Auch bei den Finanzdienstleistungen ging es weiter bergauf, was die Analysten insbesondere auf die positive Trendwende im Immobiliengeschäft zurückführen. Steigende Auftragsbestände bei den Dienstleistern deuten zudem auf ein weiteres Wachstum in den kommenden Monaten hin. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, ordnet den Anstieg ein: „Es scheint so, dass noch immer Corona-Nachholeffekte am Werke sind. Das Bedürfnis nach Unterhaltung und Ausgehen ist noch immer hoch.“

Anders sieht es im verarbeitenden Gewerbe aus. Zwar profitierte die Industrie davon, dass sich die Lieferketten erneut so stark verkürzten wie nie seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1997, die insbesondere auf eine Verbesserung der Situation in Deutschland zurückzuführen ist. Die nachlassenden Materialengpässe taten ihr Übriges. Doch zu Buche steht ein Vier-Monats-Tief von 47,1 Punkten. „Die Auftragseingänge waren im vergangenen Jahr rückläufig, damit steht die Industrieproduktion in diesem Jahr unter einem schlechten Stern“, erklärt Gitzel. Christoph Weil, Senior Economist der Commerzbank, warnt: „Ein Abschwung in diesem Sektor hinterlässt mit zeitlicher Verzögerung gewöhnlich auch in anderen Bereichen der Wirtschaft Bremsspuren.“

Auf Länderebene vermeldeten sowohl Frankreich als auch Deutschland den zweiten Monat in Folge ein Plus. In Frankreich stieg der kombinierte Index aus Industrie und Dienstleistern auf 54 Punkte. Dabei wurde der anhaltend kräftige Rückgang der Industrieproduktion durch den Aufschwung im Dienstleistungssektor überkompensiert, so die S&P-Experten. In der größten Volkswirtschaft der Eurozone ging es ebenfalls nach oben: Der Index, der als einer der wichtigsten Frühindikatoren zur Konjunkturentwicklung gilt, stieg hierzulande um 1,9 auf 52,6 Punkte. Die Industrie weitete ihre Produktion minimal aus, während der Servicesektor stärker expandierte.

Entscheidend für das Wachstum der Eurozone waren allerdings auch im März die übrigen von der Umfrage erfassten Länder, wo der Einkaufsmanagerindex nach 53,4 Punkten auf ein Elf-Monats-Hoch von 55,5 Punkten zulegte. Dabei liefen die Geschäfte im Dienstleistungssektor so gut wie seit November 2021 nicht mehr und auch die Industrie fuhr ihre Produktion hoch.

Grund für die positive Entwicklung ist Williamson zufolge insbesondere das nachlassende Rezessionsrisiko, der sich abschwächende Inflationsdruck, die Entspannung der Lieferketten und die ausbleibende Energiekrise. Dass der Optimismus für die Aussichten etwas nachgelassen hat, dürfte hingegen auf die Spannungen im Bankensektor zurückzuführen sein – und auf die Sorge um die Auswirkungen weiterer Zinserhöhungen. Der Europäischen Zentralbank (EZB) hingegen dürfte Sorgen bereiten, dass der Preisdruck zwar insgesamt abnimmt, insbesondere im Dienstleistungssektor aber erhöht bleibt.

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