Fluggesellschaften

Flybe-Slots rücken in den Fokus

Lufthansa und Air France-KLM wird Interesse an den Slots der insolventen britischen Regionalfluggesellschaft Flybe nachgesagt. Doch wer sie haben will, muss offenbar die Airline insgesamt übernehmen.

Flybe-Slots rücken in den Fokus

hip London

Deutsche Lufthansa und Air France-KLM haben dem „Telegraph“ zufolge mit den Konkursverwaltern der britischen Regionalfluggesellschaft Flybe über einen Kauf aus der Insolvenz gesprochen. Die Airline wurde Ende Januar zum zweiten Mal in drei Jahren zahlungsunfähig. Der Milliardär Richard Branson hatte sie 2019 zusammen mit dem Logistiker Stobart und dem New Yorker Hedgefonds Cyrus Capital von der Börse genommen.

Schon vor dem ersten Aus liefen die Geschäfte nur mäßig. Angeblich musste die Regierung Flybe Aufschub für die Zahlung einer Luftverkehrsabgabe in Höhe von 100 Mill. Pfund gewähren. Für Boris Johnson, der sich dem „levelling up“, der Angleichung der Lebensverhältnisse im ganzen Land, verschrieben hatte, war die Anbindung entlegener Landesteile durch Regionalflüge ein wichtiges Thema. Viele Strecken, die von Flybe bedient wurden, lassen sich mit anderen Verkehrsmitteln nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand bewältigen.

Für den Betrieb der Verbindung zwischen Heathrow und Newquay im strukturschwachen Cornwall erhielt die Airline öffentliche Mittel. Unter der neuen Marke Virgin Connect flog Flybe dennoch nur wenige Monate, dann machte ihr die Pandemie den Garaus. Bransons Airline Virgin Atlantic geriet durch die Reisebeschränkungen zur Eindämmung von Sars-CoV-2 selbst erheblich unter Druck. Entsprechend gering war die Bereitschaft, mehr Geld in die Regionalfluggesellschaft einzuschießen.

Danach versuchte es Lucien Farrell, der die Geschäfte von Cyrus in London führt, im Alleingang. Er erwarb mit seiner Firma Thyme Opco die Marke Flybe und die Assets aus der Insolvenz. Farrell wurde damals unterstellt, vor allem an den Slots der Fluggesellschaft interessiert zu sein.

Für Start- und Landerechte an überlasteten Flughäfen wie London Heathrow werden mitunter erkleckliche Summen geboten. In den USA werden sie von Airlines als Sicherheiten hinterlegt. Oman Air zahlte 2016 Air France-KLM 75 Mill. Dollar für ein Paar Start- und Landeslots. Flybe verfügt über sieben Paar in Heathrow und fünf Paar am Amsterdamer Flughafen Schiphol.

Insolvenzverwalter können Slots verwerten. Allerdings handelt es sich dem „Telegraph“ zufolge bei den Flybe-Slots um sogenannte Ausgleichs­slots (Remedy Slots), die dem Unternehmen nach der Übernahme von BMI (zuvor: British Midland) durch British Airways 2012 auf Wesiung der EU-Kommission zugeteilt wurden. Wegen der unterschiedlichen rechtlichen Ausgestaltung müssten Interessenten Flybe insgesamt – und damit auch einen großen Teil der Verbindlichkeiten – übernehmen, um an die Slots zu kommen.

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