Verbraucherpreise

Inflation in China unerwartet niedrig

Chinas Verbraucherpreisinflation ist im Februar unerwartet auf nur noch 1% abgesackt. Dies gilt als Hinweis auf eine eher stotternde Konsumerholung nach Aufgabe der Null-Covid-Politik, hat aber auch saisonale Gründe.

Inflation in China unerwartet niedrig

nh Schanghai

Chinas Verbraucher- und Erzeugerpreise bewegen sich trotz der mit einem Konsumauftrieb verbundenen Aufgabe von Corona-Restriktionen auf einem unerwartet niedrigen Niveau. Wie die neuen Inflationsdaten für Februar zeigen, hat sich weder bei Lebensmitteln noch bei sonstigen Konsumgütern ein auf konjunkturelle Belebung zurückführbarer Preisdruck eingestellt. Vielmehr sieht man einen überraschend kräftigen Rückgang des Verbraucherpreisanstiegs, der sich allerdings unter Berücksichtigung von saisonalen Faktoren als vorübergehend erweisen dürfte.

Nach Angaben des Nationalen Statistikbüros vom Donnerstag weist der chinesische Konsumpreisindex im Februar nur noch einen Anstieg um 1% gegenüber Vorjahresmonat aus, während er im Januar noch bei 2,1% lag. Damit ist nun das niedrigste Niveau seit Frühjahr 2022 erreicht, als die chinesische Wirtschaft von harten Lockdown-Maßnahmen in führenden Großstädten erfasst zu werden begann. Der deutliche Abstieg hat die Experten auf dem falschen Fuß erwischt. Die Konsensschätzung der Analysten hatte einen maßvollen Rückgang der Inflationsrate auf 1,7% erwarten lassen.

Bei Lebensmitteln sieht man einen prononcierten Rückgang von 6,2% Preisanstieg im Januar auf nunmehr 2,6%. Die um die Lebensmittel- und Energiekomponente bereinigte Kerninflationsrate ist ebenfalls überraschend deutlich von 1% im Januar auf jetzt nur noch 0,6% gesunken. Wenig spektakulär stellt sich die Entwicklung der Erzeugerpreise dar. Diese waren nach einem scharfen Auftrieb im Jahr 2021 im Herbst 2022 wieder ins Negativterritorium übergegangen und sind im Februar erneut leicht um 1,4% zum Vorjahresmonat geschrumpft.

Marktteilnehmer werten den schwachen Preisdruck in gewisser Weise als ein Warnsignal dafür, dass sich die breit erwartete Erholung des chinesischen Binnenkonsums nach dem Wegfall der Corona-Restriktionen weniger imposant und zäher darstellen könnte als bislang erwartet. Gleichzeitig ist aber auch eine mögliche saisonale Verzerrung zu berücksichtigen, weil das in der Regel mit einem Schub bei den Lebensmittelpreisen einhergehende chinesische Neujahrsfest diesmal im Januar begangen wurde, im vergangenen Jahr jedoch in den Februar fiel.

Das Gros der Analysten geht davon aus, dass es sich bei der Februar-Inflation um einen Ausreißer handeln dürfte und die Verbraucherpreise von März an wieder anziehen werden. Gegenwärtig laufen die Prognosen zwar auf eine Beschleunigung des Preisanstiegs im Frühjahr hinaus, der Entwicklung dürften aber recht enge Grenzen gesetzt sein. So rechnen die wenigsten Experten damit, dass der Konsumpreisindex in diesem Jahr über die offizielle Zielmarke der Regierung bei 3% hinausgehen wird. Im Jahr 2022 war Chinas Verbraucherpreisanstieg mit 2% klar unter dem Zielwert geblieben.

Rücksicht auf Yuan-Kurs

Aus Sicht der chinesischen Notenbank wird der Spielraum für monetäre Lockerungsmaßnahmen inflationsseitig zwar kaum eingeengt, allerdings sind dennoch keine wuchtigen geldpolitischen Impulse zur Festigung des Konjunkturklimas zu er­warten. Dagegen spricht allein schon die zuletzt wieder prononciertere Abschwächung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar, wobei sich der Wechselkurs nun bereits wieder sehr nahe an die im Devisenmarkt als psychologisch wichtige Marke von 7 Yuan zum Dollar heranbewegt.

Für Chinas Notenbank ist dies allein schon mit Blick auf den weiter restriktiven geldpolitischen Kurs in den USA ein Anlass, sich mit Zinssenkungen zurückzuhalten, um keinen verstärkten Kapitalabzug seitens ausländischer Investoren zu provozieren. Die Marktteilnehmer rechnen damit, dass sich monetäre Impulse der People’s Bank of China (PBOC) zunächst auf eine Liquiditätszufuhr und Erweiterung der Kreditvergabespielräume für das Bankensystem beschränken werden. In der ersten Jahreshälfte könnte diesbezüglich eine weitere Senkung der Mindest­reservevorgaben für Geschäftsbanken anstehen.

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