IAB-Frühjahrsprognose

Arbeitsmarkt bleibt stabil

Obwohl der Ukraine-Krieg die wirtschaftliche Erholung in Deutschland bremst, rechnet das IAB mit einer weiteren Erholung am Arbeitsmarkt. Auch die Geflüchteten aus der Ukraine tragen einen Teil dazu bei.

Arbeitsmarkt bleibt stabil

ast Frankfurt

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird zwar den Konjunkturaufschwung merklich abbremsen und auch den deutschen Arbeitsmarkt zeitweise belasten. Insgesamt zeichnen die Ökonomen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aber ein vorsichtig optimistisches Bild für 2022. Das geht aus der Frühjahrsprognose hervor, die das Institut am Freitag veröffentlichte.

„Während die wirtschaftlichen Aussichten zu Jahresbeginn optimistisch waren, wird der globale Konjunkturaufschwung infolge des Ukraine-Kriegs ausgebremst“, be­richtet IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber. Für 2022 erwarten die IAB-Forscher ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5%. Grundannahme für diese Prognose ist, dass der Ukraine-Krieg nicht weiter eskaliert, aber auch nicht rasch beendet werden kann.

Erwerbstätigkeit nimmt zu

Auch auf dem Arbeitsmarkt werden sich die Rückschläge bemerkbar machen. Insgesamt wird die Zahl der Erwerbstätigen laut IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt aber um 510000 Personen höher liegen als 2021. Das Vorkrisenniveau sollte sie damit im zweiten Quartal 2022 erreichen. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnet das IAB mit einem Zuwachs von 520000 auf 34,42 Millionen Personen. „Damit würde ein neuer Rekordstand erreicht“, ergänzt Weber. Die Arbeitslosigkeit dürfte sich zum Jahresende hin ebenfalls auf Vorkrisenniveau oder darunter bewegen (siehe Grafik).

Auch die Flüchtlinge werden sich in der Statistik bemerkbar machen. Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte sich demnach im laufenden Jahr um etwa 150000 auf 47,55 Millionen Personen erweitern. „Dieser Anstieg ist auf die Erholung der Zuzüge und auf Wiedereintritte in den Arbeitsmarkt nach Abflauen der Pandemie zurückzuführen“, erklärt IAB-Experte Weber. Bleiben Geflüchtete aus der Ukraine länger in Deutschland, ergäben sich zusätzlich erhöhende Effekte auf Erwerbspersonenpotenzial, Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit. In den ersten vier Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar sind in Deutschland rund 250000 Geflüchtete registriert worden.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2022 einen Beschäftigungsaufbau – auch im Zuge der voranschreitenden Erholung von den Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie. Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit 200000 zusätzlichen Stellen erwartet das Institut im Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit. In Handel, Verkehr und Gastgewerbe sollen 190000 Stellen dazukommen. Für den Bau geht das IAB von 20000 Personen mehr aus. „Für die ökologische Transformation werden Fachkräfte gerade im technischen und handwerklichen Bereich benötigt. Fachkräftegewinnung und -qualifizierung wird für die 2020er Jahre daher noch entscheidender“, mahnt Weber. Für die Industrie erwarten die IAB-Forscher dagegen aufgrund der anhaltenden Lieferkettenprobleme und der Energiepreishausse, die durch den Krieg verschärft werden, einen leichten Rückgang.         

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.