Märkte am Mittag

Die Erholungs­rally macht Pause

Die Erholungsrally im Dax scheint eine Pause einzulegen. Der deutsche Leitindex lag in der Mittagszeit mit 0,6% im Minus. Die Unsicherheit im Hinblick auf die US-Zwischenwahlen bestimmte zwar die grobe Richtung, größere Ausschläge aber verbuchten Einzelwerte nach neuen Quartalszahlen.

Die Erholungs­rally macht Pause

Die Erholungsrally im Dax hat auf dem höchsten Niveau seit Mitte August zunächst wieder eine Pause eingelegt. Am Mittwochmittag notierte der deutsche Leitindex mit 0,6% im Minus bei 13.607 Punkte, nachdem er zwischenzeitlich sogar rund 1% verloren hatte. Damit wackelt auch der Vortagesausbruch über die 200-Tage-Linie, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Allein seit dem vergangenen Donnerstag war der Dax zuletzt um über 4% geklettert. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Mittwoch 0,8%. Er hatte sich zuletzt sogar um über 5% verbessert.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab zuletzt ein halbes Prozent nach. Auch die großen Länderbörsen schwenkten auf Konsolidierungskurs ein. Der französische Cac 40 sank um 0,25%, der britische FTSE 100 gab um 0,22%nach. „Der Treibstoff für weiter anziehende Kurse des Gesamtmarkts geht langsam zu Ende“, stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest.

US-Zwischenwahlen im Blick

„Die Märkte schätzen Gewissheit, jedoch ist diese in Sachen Midterms noch nicht vorhanden“, kommentierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets, in Anspielung auf die US-Wahlen in der Mitte der vierjährigen Amtszeit von Präsident Joe Biden. Nach der Schließung der Wahllokale in zahlreichen Bundesstaaten ist weiter offen, welche Partei künftig im US-Kongress das Sagen haben wird. Ein zuletzt vorhergesagter überwältigender Sieg der Republikaner zeichnete sich trotz einiger Erfolge bisher nicht ab. „Was den Aktienmarkt angeht, so dürfte ein Stillstand in Washington eine eher positive Wirkung entfalten“, betonte Oldenburger. Zumal, so Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH, das Handeln der Fed „für die Märkte ohnehin wichtiger als das der Politik.“

Mit Blick auf die Statistik macht Oldenburger den Anlegern Mut: „In der Vergangenheit stellten die Midterms wichtige Weichen für den weiteren Kursverlauf und dieser war meist positiv geprägt. Blickt man 12 Monate nach vorne, konnten die US-Börsen nach den letzten 19 Zwischenwahlen seit dem Zweiten Weltkrieg im Durchschnitt um rund 15 Prozent zulegen.“

Signalwirkung der Verbraucherpreise

Für Zurückhaltung am Markt sorgen derweil vermutlich auch bereits die US-Verbraucherpreise am Donnerstag angesichts ihrer Signalwirkung für die Zinspolitik der US-Notenbank. Das Umfeld bleibt laut den Experten der Helaba angesichts hoher Inflationserwartungen schwierig.

Verunsicherung der Anleger

Die Verunsicherung der Anleger zeigte sich auch in teils deutlichen Kursschwankungen von Einzelwerten. So drehten Papiere von Siemens Healthineers nach schwachem Auftakt um fast 4,8% ins Plus, wovon aktuell aber nur noch rund 2% verblieben. Der Medizintechnikkonzern geht für das im Oktober gestartete Geschäftsjahr von einer Abschwächung der Geschäfte aus und erwartet ein sinkendes bereinigtes Ergebnis je Aktie und einen nahezu stagnierenden vergleichbaren Umsatz. Analysten blieben in ersten Reaktionen aber gelassen.

Auch bei Adidas verarbeiteten die Anleger einen erneuten Stimmungsdämpfer gut. Wegen der inzwischen beendeten Partnerschaft mit dem Rapper Kanye West und seiner Marke Yeezy mussten die Herzogenauracher ihre Umsatzprognose abermals kappen. Der jüngsten Freude der Börsianer über den neuen, von Puma abwandernden Konzernchef tat das aber keinen Abbruch – nach anfänglichen Verlusten bauten sie ihre Erholung um 2% aus. Von ihrem am Donnerstag erreichten Tief seit 2016 ging es inzwischen um rund 31% nach oben.

Viele andere Unternehmen legten ebenfalls Geschäftszahlen vor – darunter Evotec und Bilfinger, die daraufhin zweistellig einbrachen. Deutlich gestiegene Kosten für Energie und hohe Ausgaben für den Ausbau der Produktion zehren am operativen Gewinn des Pharmaforschers, während den Industriedienstleister die Kosten für sein Sparprogramm belasten.

Vantage Towers sprangen derweil zweistellig an und nähern sich wieder ihrem Rekordhoch vom März. Der Telekomkonzern Vodafone bringt die Beteiligung an seiner Funkturmtochter in ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Finanzinvestoren GIP und KKR ein. Das neue Unternehmen hat ein freiwilliges Übernahmeangebot von 32 Euro pro ausstehender Vantage-Towers-Aktie unterbreitet. Aktuell kosten sie sogar 32,60 Euro.

ASML am Ende des Feldes

Auf europäischer Ebene erlitten zyklische und zinssensible Werte Verluste, während defensive Sektoren sich besser hielten. Die am Vortag noch starken Technologiewerte lagen am Ende des Feldes, das Schwergewicht ASML sank um 1,7%. Neue Zahlen eines anderen niederländischen Unternehmens kamen dagegen gut an. Ahold Delhaize hatte seine Gewinnprognose deutlich angehoben und will eigene Aktien im Milliardenwert zurückkaufen. Der Titel stieg um 0,3%.

Noch besser entwickelten sich die Versorger. Iberdrola kletterten gegen den Gesamtmarkt um 1,2%. Die Aktionäre des spanischen Energieversorgers dürfen sich auf steigende Dividenden in den kommenden Jahren freuen. Bis 2025 soll die Gewinnausschüttung an die Anleger auf 55 bis 58 Cent je Aktie steigen.

Unspektakulär, nämlich kaum verändert, präsentierte sich dagegen die Aktie des irischen Glücksspiel- und Sportwettenanbieters Flutter. Nach einem starken Wachstum im dritten Quartal hatte das Unternehmen die Umsatzprognose für das immer wichtiger werdende US-Geschäft erhöht. Seit dem Sommer hatte sich der Kurs von Flutter allerdings schon deutlich erholt.