Märkte am Mittag

Kursrutsch zum Debüt des Dax 40

Der auf 40 Werte erweiterte Leitindex Dax verzeichnet am ersten Handelstag den tiefsten Stand seit Mai. Die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande macht die Börsen nervös. Auch in den USA geht es deutlich bergab.

Kursrutsch zum Debüt des Dax 40

Auftakt für den Dax 40: Gleich zum Start in seiner Neubesetzung mit 40 Mitgliedern hat der Dax am Montag deutlich nachgegeben. Die Krise des Immobilienkonzerns China Evergrande und die nahenden Fed-Beratungen machen europäische Anleger nervös. Der Dax verzeichnete bis zum frühen Nachmittag mit einem Minus von etwa 2,4% auf 15.114 Punkte den tiefsten Stand seit Monaten. Auch der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gab deutlich nach und verlor 1,7% auf 34.686 Zähler. Für den Dax hat mit dem heutigen Tag ein neues Zeitalter begonnen: der Kreis der Mitglieder der ersten deutschen Börsenliga wird von 30 auf 40 erweitert.

Ihren Platz beziehen unter anderem der Sportausrüster Puma, die Biotechfirma Qiagen und der Online-Modehändler Zalando. Neues Schwergewicht im Index ist der Flugzeughersteller Airbus. In den Dax aufgestiegen sind zudem der Chemikalienhändler Brenntag, der Kochboxenlieferant Hellofresh, die Holdinggesellschaft Porsche, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, sowie der Aromen- und Duftstoffehersteller Symrise. Die Deutsche Börse hat zudem die Regeln für eine Dax-Mitgliedschaft verschärft. Damit soll verhindert werden, dass es erneut zu einem Skandal um ein Dax-Mitglied wie beim Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters Wirecard kommen kann. Neu aufnehmen in den Dax will die Deutsche Börse künftig nur noch profitable Unternehmen. Wer Mitglied werden will, muss mindestens auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den vorhergehenden beiden Geschäftsjahren profitabel gewesen sein. Pleitekandidaten und Konzerne, die ihrer Pflicht zur fristgerechten Veröffentlichung von Zwischenberichten nicht nachkommen, sollen nichts mehr in der ersten deutschen Börsenliga verloren haben.

Schwache Kursentwicklung in den USA: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte zum Wochenstart 1,5% auf 34.054 Punkte ein. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1,6% auf 4.361 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,9% auf 14.757 Punkte. Die Turbulenzen um Evergrande haben derweil

die Nachfrage nach US-Staatsanleihen angeheizt und im Gegenzug die Renditen sinken lassen. Anteilsscheine der US-Banken Morgan Stanley, JPMorgan und Bank of America gaben zwischen 2,3 und 3,1% nach.

Der Leitindex S&P 500 steuert damit auf ein Ende seiner seit sieben Monaten anhaltenden Gewinnstrecke zu. Zuvor hatte bereits die Furcht vor höheren Unternehmenssteuern die Kauflaune am Markt vertrieben. „Die Mauer der Sorgen wird einfach immer höher“, sagte Sam Stovall, Chef-Investmentstratege der Analysegesellschaft CFRA Research in New York. „Die hartnäckig steigende Zahl der Covid-Delta-Fälle, die Bedrohung durch ein Tapering der Fed, die Möglichkeit eines langsamer als erwartet verlaufenden Wirtschaftswachstums – und die neueste Sorge ist, dass der Ausfall chinesischer Immobilienentwickler eine Art Kaskadeneffekt im Finanzbereich auslösen könnte.“

Hohe Verluste in Hongkong: In Asien wird an den Börsen in China, Japan und Südkorea wegen eines Feiertags nicht gehandelt. Gehandelt wurde dagegen in Hongkong. Dort belastete die sich zuspitzende Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Der Hang-Seng-Index büßte zuletzt 3,74% auf 23.987 Punkte ein und fiel damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020. Nach der anhaltenden Talfahrt in den vergangenen Tagen und Wochen brach die Evergrande-Aktie weiter ein.

Euro weitet Minus aus: hat am Montag seine Verluste der vergangenen Woche ausgeweitet und ist auf einen einmonatigen Tiefstand gefallen. Am Mittag kostete die Gemeinschaftswährung im Tief genau 1,17 US-Dollar und damit so wenig wie seit knapp einem Monat nicht mehr. Bis zuletzt konnte sich der Kurs kaum erholen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag noch auf 1,1780 Dollar festgesetzt.

Ausschlaggebend für die Euro-Verluste war die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten. Der US-Dollar als weltweite Reservewährung wurde entsprechend mehr nachgefragt. Ein Grund für die Sorgen an den Börsen sind die finanziellen Probleme des großen Immobilienentwicklers Evergrande aus China. Analysten und Anleger stellen sich die Frage, welche Auswirkungen die Probleme auf die Finanzstabilität der Volksrepublik haben. China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Rohöl vergünstigt sich: Die Ölpreise sind am Montag deutlich unter Druck geraten. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 73,90 US-Dollar. Das waren 1,44 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,57 Dollar auf 70,40 Dollar.

Lufthansa mit Kapitalerhöhung: Die Lufthansa stellt kurz vor der Bundestagswahl die Weichen für die Rückzahlung der deutschen Staatshilfen. Zu diesem Zweck will das MDax-Unternehmen neue Aktien im Gesamtwert von 2,14 Mrd. Euro ausgeben, wie es am Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Das Geld soll in die Rückzahlung der beiden Stillen Einlagen fließen, mit denen der deutsche Staat den Luftfahrtkonzern in der Corona-Krise im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hatte. Gegen den Trend überwanden die Titel der Lufthansa ihre anfängliche Schwäche und stiegen zwischenzeitlich um 1,7%. Bis zum frühen Nachmittag rutschte die Aktie dann jedoch wieder leicht ins Minus, um dann mit plus 6% wieder deutlich in die Gewinnzone zu rutschen.

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