Ölkonzern

Wael Sawan übernimmt bei Shell das Steuer

Wenn Ben van Beurden Ende 2022 die Führung von Shell abgibt, wird Wael Sawan, der bisher für Gas und erneuerbare Energien zuständig war, das Steuer übernehmen. Grüner wird der Ölkonzern dadurch nicht.

Wael Sawan übernimmt bei Shell das Steuer

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Ben van Beurden (64) wird Ende des Jahres sein Amt als CEO von Shell niederlegen. Wie der BP-Rivale mitteilt, wird Wael Sawan (48) das Steuer übernehmen. Der Kanadier libanesischer Herkunft führte bislang das Geschäft mit Gas und erneuerbaren Energien und hat bereits ein Vierteljahrhundert seiner Karriere im Unternehmen verbracht. Der ehemalige Chef der Öl- und Gasförderung (Upstream) galt als Favorit für die Nachfolge von van Beurden (vgl. BZ vom 3. September). Für den UBS-Analysten Henri Patricot ist die Personalie deshalb keine Überraschung. „Seine Ernennung kommt vielleicht ein bisschen früher als erwartet“, schrieb er in einer ersten Einschätzung. Er rechne nicht mit wesentlichen Veränderungen der Unternehmensstrategie.

Sawan kennt das Upstream-Geschäft und verfügt über wesentliche Erfahrung sowohl mit Flüssiggas als auch mit erneuerbaren Energien. Mit Blick auf die künftige Ausrichtung von Shell passt er gut ins Profil, und den Investoren ist er wohlbekannt.

Grüner wird das Geschäft wohl nicht, doch könnte es sich wandeln. Für eine Gruppe, deren Strategie zu erneuerbaren Energien ein bisschen vage geblieben sei, wertete die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown die Ernennung als klaren Hinweis darauf, dass Shell etwas ändern wolle.

Zeit strategischer Beschlüsse

In den neun Jahren, in denen van Beurden an der Spitze des Ölkonzerns stand, wurde das FTSE-100-Schwergewicht durch die Übernahme der BG Group zu einem der größten Flüssiggasproduzenten. Shell trennte sich von Schieferölassets in den USA und gab ihre britisch-niederländische Doppelstruktur auf. Shell war nach Unilever und dem Medienkonzern Relx (einst: Reed Elsevier) das dritte Großunternehmen dieser Art, das sich für London als alleinigen Sitz entschied.

Van Beurden versuchte, den Konzern für die Energiewende fit zu machen, steuerte das Dickschiff durch die Pandemie und leitete nach dem russischen Angriff auf die Ukra­ine den Ausstieg aus Russland ein. Er wird dem Board bis zum 30. Juni 2023 als Berater erhalten bleiben.

Sawan erblickte in Beirut das Licht der Welt. Er wuchs in Dubai auf und studierte Chemieingenieurswissenschaften an der McGill University in Montreal. Der Vater dreier Söhne verfügt auch über einen MBA der Harvard Business School.

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