Credit-Suisse-Integration

Ermotti kehrt in heikler Mission zur UBS zurück

Die Zwangsfusion der Credit Suisse mit der UBS wird ein äußerst komplexes Projekt, das unter keinen Umständen schiefgehen darf.

Ermotti kehrt in heikler Mission zur UBS zurück

phh Frankfurt

Die Zwangsfusion der Credit Suisse mit der UBS wird ein äußerst komplexes Projekt, das unter keinen Umständen schiefgehen darf. „Diese Transaktion ist ein großartiges Geschäft, wenn sie richtig ausgeführt wird, birgt aber auch Risiken“, sagte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bei einer Pressekonferenz der UBS am Mittwoch in Zürich. Schließlich gehe es hierbei um nichts Geringeres als die größte Bankenfusion seit der Finanzkrise 2008/09. Kelleher wurde daher nicht müde zu betonen, wie wichtig diese Übernahme für die ganze Welt doch sei.

Der Druck für den verantwortlichen Bankmanager ist folglich enorm. Für den bisherigen UBS-Chef, den Niederländer Ralph Hamers, scheint diese Aufgabe eine Nummer zu groß zu sein. Zu dieser Einschätzung muss Verwaltungsratspräsident Kelleher gekommen sein, der bekannt gab, dass Sergio Ermotti für dieses Projekt zur UBS zurückkehren wird. „Der Verwaltungsrat hat in einer Abwägung entschieden, dass Sergio für die nächste Phase dieser einmalig wichtigen und komplizierten Transaktion der bevorzugte Manager sein wird“, so Kelleher. Hamers, der der Bank in beratender Funktion noch erhalten bleiben soll, nahm die Entscheidung sportlich: „Wir sind alles Profis an diesem Tisch.“

Nun muss es also Ermotti richten. Jener Bankmanager, der die UBS bestens kennt und die Schweizer Großbank bereits von 2011 bis 2020 als Hamers’ Vorgänger neun Jahre lang geführt hat. In seiner ersten Amtszeit baute Ermotti die Governance der Bank um und führte sie weg vom risikoreichen Handelsgeschäft und hin zum Wealth Management. Dieser Weg wurde später auch von anderen Banken, insbesondere der Credit Suisse, eingeschlagen.

Durch den Zusammenschluss der beiden Banken entsteht ein neuer Fondsriese am Markt – nicht nur in der Schweiz oder in Europa, sondern weltweit. Beide Banken verwalten nach Angaben von Scope einen dreistelligen Milliardenbetrag und zählen damit zu Europas größten Assetmanagern. Einer Analyse der Ra­tingagentur zu­folge bringt die UBS derzeit 980 Mrd. Euro auf die Waage. Die Credit Suisse ist deutlich kleiner, doch auch sie bringt rund 429 Mrd. Euro mit an den Tisch. Durch die Fusion entsteht damit der drittgrößte Assetmanager Europas. Weltweit kratzt die UBS nun an der Top Ten der größten Vermögensverwalter. Da es bei vielen aktiven und passiven Fonds jedoch Doppelungen und Überschneidungen gibt, hält Scope künftig Fondsfusionen und Fondsschließungen für sehr wahrscheinlich.

Während in Zürich zehn Tage nach der Ankündigung der Fusion Druck aufgebaut wurde, wurde in Berlin das Gegenteil versucht. Der Finanzausschuss des Bundestags ließ sich am Mittwoch zu dem schweizerischen Krisenfall unterrichten. Der dazu verfasste Bericht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) liegt der Börsen-Zeitung vor. Darin betont die BaFin noch einmal, dass sie derzeit keine direkte Gefahr für die deutsche Finanzstabilität im Zusammenhang mit der angekündigten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sehe.

Der finanzpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Markus Herbrand, zeigte sich ebenfalls zuversichtlich. „Auch wenn letztlich niemand die Marktentwicklungen verbindlich vorhersagen kann, sollte diese Fülle an sich gegenseitig stärkenden Sicherungssystemen ausreichen, um ähnliche Notfallmaßnahmen wie bei der Credit Suisse ausschließen zu können.“

Personen Seite 12

Berichte Seiten 4 und 5

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