Finanzmärkte

Europas Staatsanleihen erleiden schwere Verluste

Ein drastischer Anstieg der deutschen Erzeugerpreise und eine überraschend deutliche Leitzinserhöhung haben am Dienstag die europäischen Staatsanleihen unter schweren Druck gesetzt.

Europas Staatsanleihen erleiden schwere Verluste

ck Frankfurt

Ein drastischer Anstieg der deutschen Erzeugerpreise und eine überraschend starke Leitzinserhöhung der schwedischen Riksbank haben am Dienstag die europäischen Staatsanleihenmärkte unter schweren Kursdruck gesetzt, die europäischen Aktienmärkte fielen nach festerem Start zurück.

Im August sind die deutschen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich um 45,8% gestiegen und stellten damit den bisherigen, im Juli erreichten Rekord von 37,1% in den Schatten. Damit wurde die Sorge vor einer weiter anziehenden und noch länger sehr hohen Inflation angeheizt. „Ein unfassbarer Preishammer. Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW.

Am Tag vor den Zinsbeschlüssen der Fed hob die Riksbank ihren Leitsatz um einen Prozentpunkt auf 1,75% und damit so deutlich wie seit 30 Jahren nicht mehr an. Zudem signalisierte die Zentralbank für die kommenden Monate weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation, die in Schweden Höhen von 9% erreicht hat. Die Anhebung übertraf die Erwartungen von Volkswirten, die von 75 Basispunkten ausgegangen waren.

Auch für die bisher an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhaltende Bank of Japan baut sich allmählich Druck auf. Die Kerninflation für Verbraucher hat im August mit 2,8% den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht, die Gesamtrate ist mit 3% auf das höchste Niveau seit 1991 gestiegen. Die Kerninflation lag damit zwar den fünften Monat in Folge über dem Zielwert von 2%. Analysten glauben aber, dass die Bank of Japan die Zinssätze nicht so bald anheben wird.

Die Rendite der zehnjährige Bundesanleihe näherte sich mit 1,95%, dem höchsten Stand seit dem Januar 2014, der 2-%-Marke an. Im späten Handel lag sie 14 Stellen über Vortagsniveau bei 1,93%. In der zweijährigen Laufzeit stieg die Rendite um 12 Stellen auf 1,72%. In den USA zog die Rendite des zweijährigen Staatstitels, die zuletzt 2007 über 4% lag, bis auf 3,99% an. Der Dax fiel bis auf 12638 zurück und schloss mit einem Minus von 1% bei 12671 Punkten. Immobilientitel litten unter den höheren Anleiherenditen. Vonovia sanken bis auf 22,67 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2015, ehe sie mit einem Verlust von 2,8% bei 23,26 Euro schlossen. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback zu sechs anderen führenden Währungen abbildet, näherte sich mit 110,26 Punkten seinem 20-Jahres-Hoch von 110,75 Zählern und lag am Abend mit einem Plus von 0,3% bei 110,03 Punkten.

Berichte Seiten 6 und 24

MARKTDATEN
20.9.Vortag
Dax12670,83−1,03%
Euro Stoxx 503467,09−0,93%
S&P 500 (20h)3841,40−1,50%
1 Euro in Dollar (20h)0,99631,0022
Gold in Dollar (20h)1664,591675,78
Öl/Nov. in Dollar (20h)90,8092,00
Bundrendite 10 J.1,921,81
US-Rendite 10 J.3,573,51
3-M.-Euribor1,1001,100
Quelle: Refinitiv