Finanzmärkte

Staatsanleihen unter Druck

Die globalen Anleihemärkte sind am Donnerstag zeitweise kräftig unter Druck geraten. Die Volatilität bei Treasuries ist hoch, die Renditeanstiege bei Gilts bringen britische Pensionsfonds in Bedrängnis.

Staatsanleihen unter Druck

xaw Frankfurt

Der Druck auf die globalen Anleihemärkte hat am Donnerstag angehalten. Während die Renditen zehnjähriger Bundestitel angesichts weiterer Inflationsanstiege auf ein Tageshoch von 2,30% kletterten, zog die laufende Verzinsung der britischen Pendants zeitweise um 21 Basispunkte auf 4,22% an.

Für Verunsicherung sorgte dabei, dass Premierministerin Liz Truss in Radiointerviews ihre Pläne für umfassende Steuersenkungen verteidigte. Investoren fürchten, dass die Staatsverschuldung in der Folge aus dem Ruder läuft. Die Bank of England hatte am Mittwoch angekündigt, auf die jüngsten Marktverwerfungen mit Anleihekäufen zu reagieren. Marktstrategen zweifeln allerdings daran, dass sich durch die bis Mitte Oktober begrenzte Maßnahme wieder nachhaltig höheres Investorenvertrauen herstellen lässt.

Durch die jüngsten Renditeanstiege entstehen für britische Pensionsfonds indes hohe Nachschusspflichten auf mit Gilts unterlegte Derivate. Dabei verfügten wohl nur wenige Vehikel über ausreichend Barmittel, um den Margin Calls nachzukommen. Viele verkauften deshalb Gilts, was weiteren Kursdruck und neue Nachschussforderungen auslöste.

Auch Treasuries mussten deutliche Kursverluste hinnehmen, die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe kletterte zeitweise auf 3,79%. Zur Wochenmitte ging sie noch auf 3,71% zurück, nachdem sie zuvor erstmals seit über einem Jahrzehnt die Marke von 4% überschritten hatte. Die Treasury-Volatilität ist so hoch wie seit dem Corona-Crash im März 2020 nicht.

Die Unsicherheit im eigentlich sicheren Anlagehafen der US-Staatsanleihen wirkt sich neben geopolitischen Spannungen und Rezessionssorgen auf die Aktienmärkte aus. Der Dax rutschte am Donnerstag unter die Marke von 12000 Punkten ab und schloss mit einem Minus von 1,7% auf 11976 Zählern.

Wertberichtigt Seite 2

Berichte Seiten 5 und 24

MARKTDATEN
29.9.Vortag
Dax11975,55−1,71%
Euro Stoxx 503279,04−1,69%
S&P 500 (20h)3629,38−2,41%
1 Euro in Dollar (20h)0,97780,9734
Gold in Dollar (20h)1658,101659,44
Öl/Nov. in Dollar (20h)88,7789,32
Bundrendite 10 J.2,212,12
US-Rendite 10 J.3,803,77
3-M.-Euribor1,1601,160
Quelle: Refinitiv