US-Immobilienmarkt

Bankturbulenzen setzen Reits zu

Real Estate Investment Trusts leiden seit Monaten unter der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve. Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor dürften laut Analysten für weiteren Druck sorgen.

Bankturbulenzen setzen Reits zu

xaw New York

Die jüngsten Verwerfungen im US-Bankensystem drohen auch den Immobilienmarkt hart zu treffen – und setzen somit Real Estate Investment Trusts (Reits) unter Druck. Börsennotierte Vehikel liegen bereits seit längerer Zeit im Abwärtstrend: Der US Reit Total Market Index des Analysedienstleisters und Fondsverwalters Wilshire Associates weist seit Anfang des vergangenen Jahres gerechnet ein Minus von über 28% auf. Nach mehreren kurzlebigen Aufschwüngen zeigt das Barometer seit Anfang Februar wieder steil abwärts, inzwischen liegt es unterhalb der zu Jahresbeginn 2020 verzeichneten Niveaus.

Die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve sorgte dabei schon lange vor den Turbulenzen im Bankensektor für Rücksetzer bei gelisteten Reits. Die Zinsanstiege drücken erheblich auf die Finanzierungsaktivität am Immobilienmarkt und die Bewertungen. Insbesondere für Reits mit einem großen Gewerbeimmobilienportfolio, die während der Pandemie ohnehin schon hohe Verluste verkraften mussten, ergeben sich somit Belastungen. Eine wachsende Zahl an Büroeignern leistet den Zinsdienst auf ihre Hypotheken nicht mehr. Der Columbia Property Trust der Allianz-Tochter Pimco legte Ende Februar einen Default auf Kredite im Volumen von 1,7 Mrd. Dollar hin. Die Firma arbeitet nun mit Gläubigern daran, ihr Portfolio zu restrukturieren. Analysten erwarten, dass sich die Defaults im Markt noch beschleunigen dürften. Im laufenden Jahr werden laut dem Datendienstleister Trepp Hypotheken auf Gewerbeimmobilien im Rekordvolumen von 270 Mrd. Dollar fällig und müssen zu schwierigeren Konditionen refinanziert werden.

Unterdessen könnte gerade der Zusammenbruch der Signature Bank, die am 12. März in Zwangsverwaltung durch den staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC geriet, laut Marktbeobachtern nun noch schwere Konsequenzen für Reits haben. Denn das Geldhaus, das in den vergangenen Jahren insbesondere durch seine Aktivität am Kryptomarkt auf sich aufmerksam machte, gehörte zu den führenden Gewerbeimmobilien-Lendern der Vereinigten Staaten. Insbesondere in New York war es mit einem Marktanteil von 12% laut Trepp stark vertreten.

Schwerer Schlag

Zwar hat die FDIC mit einer Tochter von New York Community Bancorp eine Käuferin für Signature Bank gefunden – das Gewerbeimmobilienportfolio des kollabierten Geldhauses bleibt dabei aber außen vor. Die verbliebenen Assets will die FDIC gestaffelt versteigern, einen genauen Zeitrahmen gibt es bisher nicht. Analysten sprechen von einem schweren Schlag für die Liquidität im New Yorker Gewerbeimmobilienmarkt. Zum Portfolio gehörten zudem Kredite für Mehrfamilien-Wohnimmobilien im Volumen von 15 Mrd. Dollar.

Branchenvertreter glauben, dass die durch die Zusammenbrüche von Signature Bank & Co. entstehende Lücke nur zum Teil durch andere Banken gefüllt wird – und stattdessen unter anderem spezialisierte Real Estate Debt Funds in den Markt vordringen werden. Diese rufen zumeist allerdings höhere Zinsen auf als traditionelle Lender.

Während sich die schwierigen Bedingungen am Immobilienmarkt direkt auf die Kurse gelisteter Reits auswirken, haben nicht öffentlich gehandelte Vehikel mit dem gegenteiligen Problem zu kämpfen: Da sie nicht von kurzfristigen Aktienmarktschwankungen abhängig sind, fällt ihre Performance robuster aus als die der börsennotierten Vehikel – die hohen Bewertungen veranlassen angesichts der allgemeinen Liquiditätsknappheit aber zahlreiche Investoren, ihre Mittel abziehen zu wollen.

Gerade dem Investmentriesen Blackstone bereitet dies seit Monaten Kopfzerbrechen: Anfang Dezember kündigte die New Yorker Gesellschaft an, Auszahlungen aus dem Blackstone Real Estate Income Trust limitieren zu müssen. Im Februar kam Blackstone Auszahlungsanfragen über 1,4 Mrd. Dollar nach, dies waren nur 36% des Gesamtvolumens von 3,9 Mrd. Dollar. Auch weitere Gesellschaften wie Starwood Capital mussten inzwischen Auszahlungen aus ihren Immobilienvehikeln deckeln. Laut Analysten deutet wenig darauf hin, dass die Investorenflucht in Kürze abreißt.