Shoppingcenter-Investor

Deutsche Euroshop richtet sich neu aus

Die Deutsche Euroshop richtet sich nach ihrer Übernahme neu aus. Die Hauptversammlung soll Voraussetzungen für deutlich höhere Ausschüttungen schaffen. Der Vorstand steht vor einer Neubesetzung.

Deutsche Euroshop richtet sich neu aus

Von Carsten Steevens, Hamburg

Nach der mehrheitlichen Übernahme durch das Bieterkonsortium Hercules, hinter dem private Investmentfonds, die vom Finanzinvestor Oaktree verwaltet und beraten werden, sowie die Cura Vermögensverwaltung, das Family Office der Familie Otto und Muttergesellschaft des Immobiliendienstleisters ECE, stehen, bahnen sich beim Shoppingcenter-Investor Deutsche Euroshop Weichenstellungen an. Die für kommenden Dienstag anberaumte Hauptversammlung, die ursprünglich am 23. Juni stattfinden sollte, aber infolge der am 23. Mai bekannt gewordenen Übernahmeofferte verschoben wurde, soll die bilanziellen Voraussetzungen für die Zahlung deutlich höherer Dividenden schaffen, für die die Deutsche Euroshop nach den Vorstellungen der neuen Großaktionäre ihre Verschuldung kräftig ausweiten muss. Zudem ist eine Neubesetzung des Aufsichtsrats vorgesehen: In das Kontrollgremium mit weiterhin neun Mitgliedern sollen unter anderem drei Vertreter von Oaktree einziehen.

Beim Aktionärstreffen steht eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln mit anschließender Kapitalherabsetzung auf der Tagesordnung. Es geht um eine Veränderung der Zusammensetzung des Eigenkapitals: Der ausschüttungsfähige Anteil des Eigenkapitals soll steigen.

Um deutlich größere Ausschüttungen zu ermöglichen, haben die neuen Großaktionäre eine höhere Verschuldung mit einer Loan-to-Value-Kennzahl zwischen 50 bis 60% im Visier. Dieses strategische Ziel liegt erheblich über dem historisch niedrigen Verschuldungsgrad des Hamburger SDax-Unternehmens von aktuell 29% und auch oberhalb des durchschnittlichen Branchenwerts von derzeit etwa 40%. In einer Phase, die für den Einzelhandel schwieriger werden könnte, weil die Folgen des Ukraine-Kriegs, Inflation und hohe Energiekosten möglicherweise die Konsumlust der Verbraucher stark dämpfen, erscheint die Neuausrichtung nicht ohne Risiken.

Nach den Lockdown-Phasen im Zuge der Corona-Pandemie, die in den beiden vergangenen Jahren auch einen Großteil der Läden in den Einkaufszentren der Deutschen Euroshop traf, könnten sich Veränderungen im Konsumentenverhalten auf die Ertragslage des Shoppingcenter-Investors auswirken. Allerdings sieht sich die Deutsche Euroshop aktuell neben dem niedrigen Verschuldungsgrad mit einer Kasse von 378 Mill. Euro und einer Eigenkapitalquote von 56% für die Folgen eines nachlassenden Konsums sowie für weitere Investitionen in Einkaufszentren gewappnet. Bis auf eine Anschlussfinanzierung für das Main-Taunus-Zentrum wurden Prolongationen für das gesamte Kreditportfolio des Unternehmens vereinbart. Bis Herbst 2025 stehen keine weiteren Anschlussfinanzierungen an.

Für das Geschäftsjahr 2021 haben Aufsichtsrat und Vorstand eine Dividende von 1 Euro je Aktie bzw. eine Ausschüttung von insgesamt 62 Mill. Euro vorgeschlagen. Der Vorschlag ginge in Richtung der Dividendenpolitik vor Beginn der Pandemie. Seit 2013 hatte Deutsche Euroshop ihre Ausschüttungen jährlich um 5 Cent je Aktie gesteigert, ermöglicht durch Mietsteigerungen und reduzierte Zinsaufwendungen. Für das Ge­schäftsjahr 2019 waren 1,55 Euro je Aktie vorgesehen, infolge der Pandemie wurde die Ausschüttung aber erstmals ausgesetzt. Für 2020 zahlte das Unternehmen eine Minimaldividende von 4 Cent je Aktie.

Ob das Dividendenniveau dauerhaft deutlich höher ausfallen wird, dürfte von der Fähigkeit abhängen, Fremdkapital zu beschaffen. Die Deutsche Euroshop, die sich bis auf eine 2012 begebene Wandelanleihe bislang über Bankkredite finanziert, will voraussichtlich als Anleihenemittent an den Kapitalmarkt – und spricht dafür mit Bonitätsprüfern über ein Rating. Parallelen zeigen sich zu Alstria Office Reit: Der Büroimmobilienspezialist kündigte nach seiner Übernahme durch den kanadischen Vermögensverwalter Brookfield an, am Kapitalmarkt oder bei Banken bis zu 850 Mill. Euro neue Schulden aufzunehmen und insgesamt 1 Mrd. Euro an die Aktionäre auszukehren. Als erster Schritt ist eine Sonderdividende von 550 Mill. Euro vorgesehen, über die eine außerordentliche Hauptversammlung am Mittwoch beschließen soll.

Zum Aktionärstreffen der Deutschen Euroshop am Tag zuvor könnte bekannt werden, wer das Unternehmen künftig führen wird, das in Kürze den SDax verlassen dürfte. Der erkrankte Vorstandschef Wilhelm Wellner und Finanzvorstand Olaf Borkers, der seit April als Alleinvorstand agiert, haben ihren Rückzug zum 30. September angekündigt.

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