Logistikkonzern

Post legt Grundstein für Rekord­gewinn

Die Deutsche Post DHL hat im zweiten Quartal mehr umgesetzt und verdient, als Analysten erwartet hatten. Der Logistikriese bestätigt die Jahresziele.

Post legt Grundstein für Rekord­gewinn

md Frankfurt

Die Gruppe Deutsche Post DHL hat mit ihren Zahlen für das zweite Quartal die Konsensschätzungen im Markt ein weiteres Mal übertroffen. Der Umsatz stieg nach Angaben des Logistikkonzerns im Vergleich zur Vorjahreszeit um 23,4% auf 24,03 Mrd. Euro. Mit dieser starken Entwicklung konnte der operative Gewinn nicht mithalten: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zog um 12,2% auf 2,34 Mrd. Euro an. Analysten hatten im Schnitt mit Erlösen von 21,8 Mrd. und einem Ebit von rund 2 Mrd. Euro gerechnet. Unter dem Strich wird nach Anteilen Dritter ein Nettogewinn von 1,46 (i.V. 1,29) Mrd. Euro ausgewiesen.

CEO Appel: Bestes Quartal

„Wir haben das beste Quartal unserer Geschichte verzeichnet“, bilanzierte Vorstandschef Frank Appel. Risiken „rund um die Entwicklung von Energiepreisen, Inflation und Zinsen spielen für unsere Ergebnisentwicklung derzeit keine große Rolle“, beruhigte CFO Melanie Kreis. Höhere Treibstoffpreise reiche der Konzern an die Kunden weiter, Erdgas spiele für die Post so gut wie keine Rolle, hieß es. Dagegen wirken sich die hohen Transportpreise im internationalen Geschäft mit Firmenkunden positiv auf das Ergebnis aus.

Niedriger als von Analysten erwartet fiel der freie Cashflow aus: Während die Research-Häuser im Schnitt 846 Mill. Euro auf dem Zettel hatten, weist die Post einen freien Mittelzufluss von 665 Mill. Euro aus. Kreis erklärte dies vor Medienvertretern mit dem operativen Cashflow, der auf 1,98 (2,24) Mill. Euro gesunken ist. Dies sei die Folge einer Zunahme des Working Capital und gestiegener Steuerzahlungen. Kreis betonte, der Konzern sei auf Kurs, die Jahresprognose für den um Akquisitionen und Desinvestitionen bereinigten Free Cashflow, dem die CFO stets große Aufmerksamkeit schenkte, von 3,6 Mrd. Euro (+/−5%) zu erreichen.

Für das laufende Jahr erwartet das Management weiter einen operativen Gewinn von rund 8,0 (7,98) Mrd. Euro (+/−5%). Dazu sollen die vier DHL-Sparten Express, Global Forwarding & Freight, Supply Chain und E-Commerce Solutions 7 Mrd. Euro (+/−4%) beitragen und der Bereich Post & Paket Deutschland 1,5 Mrd. Euro (+/−10%). Darüber hinaus wird mit Belastungen von etwa 0,45 Mrd. Euro durch sogenannte Gruppenfunktionen gerechnet.

CFO Kreis: Eine starke Basis

Das erste Halbjahr sei eine starke Basis, um die Ebit-Prognose für 2022 zu erreichen, sagte Kreis und führte aus, dass selbst eine plötzliche und drastische Abkühlung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr zu einem operativen Ergebnis in der unteren Hälfte der Spanne – also zwischen 7,6 Mrd. und 8,0 Mrd. Euro – führen würde. Ein verlangsamtes globales Wachstum würde dagegen sogar ausreichen, um in der oberen Hälfte der Zielspanne von 8,0 Mrd. bis 8,4 Mrd. Euro zu landen. Im Fall einer Fortsetzung der jüngeren Geschäftsentwicklung sei mit einem operativen Ergebnis oberhalb der Prognosespanne zu rechnen. Die Investmentbank Stifel spricht in diesem Zusammenhang von einer „verschleierten Prognoseerhöhung“. Analyst Johannes Braun rechnet mit einem Ebit von 8,6 Mrd. Euro; den Konsens für das Gesamtjahr sieht er bei 8,1 Mrd. Euro.

Der Kurs der Deutsche-Post-Aktie zog in der Spitze auf 42,68 Euro an; das Papier schloss mit einem Plus von 4,7% auf 41,81 Euro. Die Marktkapitalisierung liegt bei 51 Mrd. Euro. Der seit Jahren boomende Online-Handel, der durch die Corona-Pandemie zusätzlich an Dynamik gewonnen hatte, und die wachsende Weltwirtschaft hatten die Gruppe zuletzt von Rekord zu Rekord getragen.

Nun verliert zwar das Paketgeschäft mit Privatkunden (B2C) auch wegen der Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher an Tempo, doch legen Geschäfte mit Frachtgut (B2B) sowie mit Dienstleistungen rund um die Lagerhaltung deutlich zu. Allein die Sparte Global Forwarding & Freight – mit 8,16 (5,24) Mrd. Euro der erlösstärkste Bereich im zweiten Quartal – legte den Angaben zufolge im Ebit um 139% auf 746 Mill. Euro zu. Im Bereich Lieferketten (Supply Chain) wuchsen Umsatz und Ebit um jeweils 23% auf 4,07 Mrd. bzw. 244 Mill. Euro. Im Express-Geschäft nahm zwar der Erlös um 17,5% auf 7 Mrd. Euro zu, das operative Ergebnis ging aber um 6,5% auf 1,1 Mrd. Euro zurück, was laut Kreis u.a. an den Lockdowns in Teilen Chinas lag.

Im Bereich Post & Paket Deutschland gab es Rückgänge: Der Umsatz sank im Vorjahresvergleich um 4,8% auf 3,96 Mrd. Euro und das Ebit um 23% auf 2,42 Mrd. Euro. Kreis führte dies auf eine Normalisierung nach dem Online- und Paket-Boom in den beiden Vorjahren zurück.

Deutsche Post DHL
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Umsatz4662238333
Operatives Erg. (Ebit)44963994
 in % vom Umsatz9,610,4
Ertragsteuern12261029
Periodenergebnis28122482
Operativer Cashflow44104728
Investitionen (Capex)13621377
Freier Cashflow4682102
Nettofinanzschulden1634413343
Net Gearing * (%)42,144,8
Flüssige Mittel 34933887
*) Nettoverschuldung zu Eigenkapital Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.