Ölkonzerne

Shell steckt Exit aus Russland locker weg

Shell hat den Abschied vom Russlandgeschäft offenbar gut verkraftet. Das bereinigte Ergebnis verdreifachte sich im Auftaktquartal nahezu. Aktionären winken höhere Ausschüttungen.

Shell steckt Exit aus Russland locker weg

hip London

Shell hat den Ausstieg aus dem Russlandgeschäft offenbar gut verkraftet. Wie der BP-Rivale mitteilt, wird die Quartalsdividende auf 25 (i.V. 17) Cent je Aktie erhöht. In den ersten drei Monaten des Jahres fuhr das FTSE-100-Schwergewicht trotz der mit dem Exit verbundenen Belastungen von 3,9 Mrd. Dollar nach Steuern einen Gewinn von 7,12 (5,66) Mrd. ein. „Der Krieg in der Ukraine ist zuallererst eine menschliche Tragödie, aber er hat auch wesentliche Verwerfungen an den weltweiten Energiemärkten hervorgerufen und gezeigt, dass sichere, verlässliche und erschwingliche Energie keine Selbstverständlichkeit ist“, sagte CEO Ben van Beurden. „Die Auswirkungen dieser Ungewissheit und die damit verbundenen höheren Kosten sind weit und breit zu spüren.“ Man spreche mit Regierungen, Kunden und Lieferanten, um die schwierigen Folgen zu bewältigen, und liefere, wo immer möglich, Unterstützung und Lösungen.

Das bereinigte Ergebnis von 9,1 Mrd. Dollar hatte sich nahezu verdreifacht. Es war das bislang höchste Ergebnis von Shell in einem Auftaktquartal und übertraf die Markterwartungen, was Forderungen nach einer Besteuerung unerwarteter Gewinne der Branche (Windfall Tax) neue Nahrung verschaffte. „Firmen wie Shell und BP behandeln die britische Bevölkerung wie einen riesigen Geldautomaten“, sagte Frances O’Grady, die Generalsekretärin des Gewerkschaftsdachverbands TUC. „Die Regierung muss jetzt handeln.“

Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sagte, die Regierung begrüße, dass Shell in diesem Jahrzehnt 25 Mrd. Pfund in das britische Energiesystem investieren wolle. „Wir unterstützen Nordseeöl und -gas für unsere Versorgungssicherheit“, schrieb der konservative Politiker auf Twitter. „Aber im Gegenzug will ich sehen, dass die Gewinne in Großbritannien reinvestiert werden.“

Langer Abschied

Shell war nicht nur an der Finanzierung der Gaspipeline Nord Stream 2 beteiligt. Die Gesellschaft ging auch eine „strategische Partnerschaft“ mit Gazprom ein. Gemeinsam mit Gazprom, Mitsui und Mitsubishi entwickelte das Unternehmen das Öl- und Gasfeld Sachalin-2 im Ochotskischen Meer. Die ins Auftaktquartal gebuchten Belastungen verteilen sich wie folgt: eine Wertberichtigung von 1,61 Mrd. Dollar für Sachalin-2, eine Abschreibung von 1,61 Mrd. Dollar auf den Kredit für Nord Stream 2 sowie weitere Kosten und Wertberichtigungen in Verbindung mit anderen Assets.

Shell habe bereits alle Spotmarkt-Käufe von Öl und Flüssiggas sowie den direkten Erwerb von Raffinerieprodukten aus Russland eingestellt, heißt es im Quartalsbericht. „Die Verringerung der europäischen Abhängigkeit von über Pipelines geliefertem russischen Erdgas ist ein sehr komplexes Problem, das gemeinsames Handeln sowohl von Regierungen als auch von Energielieferanten und Kunden erforderlich macht“, ist dem Dokument zu entnehmen.

Man werde keine neuen langfristigen Lieferverträge für Öl mehr abschließen, außer auf explizite Anweisung der Regierung, sei aber rechtlich verpflichtet, die Lieferungen aus den vor der russischen Invasion der Ukraine unterzeichneten Verträgen abzunehmen. Man habe weiterhin langfristige vertragliche Verpflichtungen, die sich auf russisches Flüssiggas beziehen.

Shell
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal     
in Mill. Dollar20222021
Umsatz83 16459 115
Explorationskosten269285
Bereinigtes Ergebnis 9 1303 234
Vorsteuerergebnis10 7768 237
Nettoergebnis7 1165 660
Ergebnis je Aktie (Cent)9372
Dividende je Aktie (Cent)2517
Operativer Cashflow14 8158 294
Liquide Mittel38 36030 985
Nettoverschuldung48 48971 252
Börsen-Zeitung