Autohersteller

BMW gewinnt im Quartal an Fahrt

BMW profitierte im Sommer wie die Wettbewerber Mercedes-Benz und Volkswagen von höheren Verkaufspreisen. Doch die Konjunktursorgen überlagern die guten Finanzzahlen des Münchner Autobauers.

BMW gewinnt im Quartal an Fahrt

sck München

BMW hat mit einem Umsatz- und Gewinnsprung im zurückliegenden Sommerquartal zwar die Analystenschätzungen übertroffen, die Aktie des weiß-blauen Autoherstellers verlor nach Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September trotzdem spürbar an Wert. In einem schwachen Aktienmarkt büßte die BMW-Stammaktie zeitweise 6,5% auf 75,06 Euro ein. Der Titel hielt damit bis zum Xetra-Handelsschluss die rote Laterne im deutschen Leitindex.

Die um sich greifende Rezessionsfurcht überlagerte offenbar in der Wahrnehmung der Anleger die soliden Fundamentaldaten des Münchner Auto- und Motorradherstellers.

Störfaktor Inflation

Vor diesem Hintergrund sehen sich Vorstandschef Oliver Zipse und Finanzvorstand Nicolas Peter in ihrer Analyse bestätigt, dass BMW sich als stabil erweise trotz sich eintrübender makroökonomischer Rahmenbedingungen vor allem infolge des Ukraine-Krieges.

Das Unternehmen kann sich dem Abschwung jedoch nicht entziehen. „Hohe Inflationsraten und steigende Zinssätze verschlechtern die Rahmenbedingungen für die Verbraucher und werden sich in den kommenden Monaten auf das Konsumverhalten auswirken“, räumte BMW in einer Pressemitteilung zu den Zahlen des dritten Quartals ein.

Dennoch äußerte sich der Vorstand angesichts der Transformation der Branche zur Elektromobilität zuversichtlich. „Als globaler Premiumhersteller profitieren wir gerade jetzt von unserer ausgewogenen Positionierung in den drei großen Weltregionen Europa, Amerika, Asien. Wir rechnen insgesamt auch 2023 mit einem positiven Momentum für unser Unternehmen“, erklärte der CFO.

Auftragsbuch „normalisiert“

Die Konzernführung berichtete von einer „Normalisierung des überdurchschnittlich hohen Auftragsbestands – insbesondere in Europa“. Im laufenden Jahresschlussquartal werde die Zahl der Auslieferungen „deutlich“ steigen gegenüber dem dritten Dreimonatsabschnitt, so BMW.

Von Juli bis September schrumpfte der Pkw-Absatz von BMW weltweit um nur noch 0,9% auf 587 744 Einheiten. Aufgrund des schwachen ersten Halbjahres verzeichnete die Autosparte nach neun Monaten ein Minus von nahezu 10% auf 1,75 Millionen Pkw der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Diese Entspannung lässt darauf schließen, dass der Konzern die beeinträchtigten Lieferketten und die Halbleiterengpässe gut bewältigt. Die Hersteller kämpfen mit galoppierenden Preisen für Rohstoffe und für Vorprodukte.

Die Besserung in der zweiten Jahreshälfte kann aber den Dämpfer der ersten sechs Monate dieses Jahres nicht mehr vollständig ausgleichen. Der CEO und der Finanzvorstand bekräftigten ihre Anfang August reduzierte Prognose für die Auslieferungen (vgl. BZ vom 3. August). Beide rechnen 2022 mit einem Rückgang der Auslieferungen von 1 bis 5%. Ursprünglich hatte die Geschäftsleitung für das Gesamtjahr eine stabile Entwicklung in Aussicht gestellt. Bei einer hohen Nachfrage nach Pkw konnte BMW – wie ihre beiden ebenfalls börsennotierten deutschen Konkurrenten Volkswagen und Mercedes-Benz – die exogenen Schocks in deutlich steigende Umsätze und Gewinne ummünzen.

Höhere Verkaufspreise helfen

Der hohe Bedarf an Neuwagen bei einem zugleich begrenzten Angebot führte zu Preisschüben bei Autos sowohl im Neu- als auch im Gebrauchtwagensegment. Im dritten Quartal sprang der Umsatz des Automobilbereichs um 43% auf 32,3 Mrd. Euro. Nach neun Monaten verzeichnete die Kernsparte Erlöse von 89 Mrd. Euro (+27%). Das trug wesentlich dazu bei, dass der Konzernumsatz um ein Viertel auf 103,1 Mrd. Euro zulegte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Autogeschäfts kletterte von Juli bis September überproportional um 64% auf 2,9 Mrd. Euro. Nach neun Monaten verbuchte die Sparte 7,7 Mrd. Euro (−3%). Hier spiegelten sich das schwache erste Halbjahr und bilanzielle Konsolidierungseffekte wider.

Die Umsatzrendite der Autosparte ging nach neun Monaten um 2,6 Prozentpunkte auf 8,7% zurück. Der Sprung im dritten Quartal um 1,1 Punkte auf 8,9% konnte den Dämpfer etwas abmildern. Für 2022 rechnet die Konzernführung mit einer Bandbreite zwischen 7 und 9% nach erwirtschafteten 10,3% im vergangenen Jahr. Der CFO geht davon aus, dass im laufenden 12-Monats-Berichtsturnus BMW das obere Ende der prognostizierten Margenspanne erreicht.

Konsolidierungseffekt

Derweil rechnet der Vorstand 2022 mit einem Sprung beim Vorsteuerergebnis. Nach neun Monaten erzielte der BMW-Konzern rekordhohe 20,3 (i.V. 13,2) Mrd. Euro; davon entfielen auf das dritte Quartal 4,1 (3,4) Mrd. Euro.

Hauptursache ist ein Bilanzierungseffekt, der das Finanzergebnis nach neun Monaten auf 9,8 (2,2) Mrd. Euro mehr als vervierfachte. BMW hat erstmals ihr Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Kooperationspartner Brilliance voll konsolidiert. Nach Steuern erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn von 16,4 (10,2) Mrd. Euro; von Juli bis September waren es 3,2 (2,6) Mrd. Euro.

BMW
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Pkw-Auslief. (Mill.)1,7481,932
Umsatz10308882831
 Autosparte8903170373
Ebit1049910913
 Autosparte77037945
Marge (%)8,711,3
Finanzergebnis97572240
Ergebnis vor Steuern2025613153
Nettoergebnis1640710207
Freier Cashflow*98766299
*) AutosparteBörsen-Zeitung
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