Künstliche Intelligenz

Google bringt Textgenerator Bard an den Start

Google stellt Nutzern in den USA und Großbritannien den KI-Chatbot Bard zur Verfügung. In bestehende Anwendungen wird das Programm aber vorerst nicht eingebunden – aus Vorsicht.

Google bringt Textgenerator Bard an den Start

xaw New York

Nach Jahren der vorsichtigen Entwicklung macht Google den mittels künstlicher Intelligenz (KI) betriebenen Chatbot Bard für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit Dienstag steht die Anwendung einer begrenzten Anzahl an Nutzern in den USA und Großbritannien zur Verfügung, User aus weiteren Ländern und Sprachräumen sollen gestaffelt Zugriff erhalten.

Google bezeichnete Bard in diesem Zuge als „frühes Experiment“. Der Chatbot wird vorerst nicht in die bestehenden Anwendungen des Unternehmens eingebunden. Damit geht die Alphabet-Tochter langsamer vor als Konkurrent Microsoft, der eine durch künstliche Intelligenz unterstützte Variante seiner Suchmaschine Bing vorgestellt hat.

Unter Anlegern sorgten die schnellen Fortschritte des Softwareriesen bei der Zukunftstechnologie zunächst für Euphorie – Analysten hatten prognostiziert, dass Bing der Google-Suchmaschine den Rang ablaufen werde. Jedoch musste Microsoft, die mit der durch ihren Chatbot ChatGPT bekannten Softwareschmiede OpenAI kooperiert, kurz nach der Vorstellung Begrenzungen für ihren Chatbot einführen. Denn Nutzer beschwerten sich vermehrt darüber, die neue Bing-Version liefere Falschinformationen und verstörende Antworten. Lange Interaktionen verwirrten den Chatbot, teilte Microsoft daraufhin mit.

Google will nach eigenen Angaben zwar technologische Innovationen in dem Bereich vorantreiben, dabei aber auch „verantwortungsvoll agieren“. Auf der Bard-Webseite ist deshalb eine Warnung zu sehen, der Chatbot könne „unzutreffende oder anstößige Informationen liefern, die nicht die Ansichten von Google wiedergeben“. Tatsächlich war es rund um Präsentationen der Alphabet-Tochter zu künstlicher Intelligenz Anfang Februar zu Pannen gekommen. So kursierte ein Werbeclip für Bard, in dem der Textgenerator Falschinformationen zum James-Webb-Weltraumteleskop lieferte. Die Alphabet-Aktie geriet daraufhin unter Druck, hat sich nach dem jüngsten Aufsehen um das Konkurrenzprodukt von Microsoft aber wieder deutlich erholt. Zwischen Jahresbeginn und Mittwochabend lag der Titel mit nahezu 18% im Plus.

Google will nun Nutzerfeedback aus der Testphase und der ersten Zeit nach der breiteren Veröffentlichung nutzen, um Bard zu verbessern. Bisher schneidet das Programm nach Mitteilung der Entwickler vor allem bei einfacheren Aufgaben wie der Zusammenfassung von Textpassagen oder dem Verfassen von E-Mails positiv ab. Allerdings hat der Textgenerator mitunter Probleme damit, aktuelle Ereignisse in seinen Informationsfluss einzubinden. Auf Fragen zu aktuellen Entwicklungen bei der Credit Suisse unterschlug Bard nach Berichten des „Wall Street Journal“ zum Wochenstart beispielsweise die Übernahme der Schweizer Großbank durch die Konkurrentin UBS.

Unterdessen erhöht die Konkurrenz den Druck. Microsoft erweiterte Bing am Dienstag um Funktionen zur Bildgeneration, nachdem Kooperationspartner OpenAI zuletzt bereits eine neue Version seines Sprachmodells GPT vorstellte. Auch der Software-Anbieter Adobe lancierte mit Firefly in der laufenden Woche ein eigenes Programm für generative KI.

Für Alphabet gilt es als wichtig, in Bezug auf lernfähige Algorithmen nicht den Anschluss zu verlieren, um die Führungsposition am Suchmaschinenmarkt zu behaupten. Über den Google-Engine und Webseiten wie Gmail generierte der Konzern im vergangenen Jahr Werbeeinnahmen von 162 Mrd. Dollar.

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