Ukraine-Krieg

Risiko für Porsche-Börsengang

Der geplante Börsengang des Sportwagenbauers Porsche AG steht unter Vorbehalt. Der Ukraine-Krieg könnte im Ernstfall die Pläne des Mutterkonzerns Volkswagen durchkreuzen.

Risiko für Porsche-Börsengang

sck München – Der Ukraine-Krieg und dessen negative Folgen für die Weltwirtschaft könnten die Pläne für einen Börsengang der Volkswagentochter Porsche AG im Extremfall durchkreuzen. „Die Vorgänge in der Ukraine können in Bezug auf den Börsengang nicht negiert werden“, sagte Johannes Lattwein, Finanzvorstand der Porsche Automobil Holding SE, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten und Analysten anlässlich der Bilanzvorlage. Er verwies auf die wachsenden Risiken für die Konjunktur, sollte der Krieg noch länger andauern.

Tags zuvor war bekannt geworden, dass die Invasion den globalen Markt für Initial Public Offerings (IPO) abwürgt (vgl. BZ vom 29. März). Nach Angaben der Beratungsgesellschaft EY halbierte sich das Emissionsvolumen im ersten Quartal auf 54 Mrd. Dollar.

Aktie springt um 7 Prozent

Trotz dieses Risikos halten der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern und die Porsche SE an ihrem Plan fest, die Porsche AG im Jahresschlussquartal aufs Handelsparkett zu bringen. Der CFO schränkte aber ein, dass dazu die „konjunkturellen Rahmenbedingungen passen“ müssten. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Börsengang der Porsche AG.“ Dabei werde wegen des Ukraine-Kriegs das konjunkturelle Umfeld genau „beobachtet“. Lattwein sprach sich dafür aus, den bewaffneten Konflikt am Verhandlungstisch rasch zu beenden.

Die Anleger ignorierten die Warnhinweise des CFO zum IPO. In einer guten Marktstimmung legte die Aktie der Porsche SE im Xetra-Handel zeitweise um 7% auf 90,14 Euro zu. Die Investoren trieb die Hoffnung, dass Vertreter Russlands und der Ukraine bei ihren Verhandlungen in der Türkei Fortschritte machen könnten.

Ende Februar einigten sich VW und die Porsche SE auf Eckpunkte des IPO. Die Ergebnisse stellte der Dax-Riese einen Tag nach Ausbruch des Ukraine-Krieges vor (vgl. BZ vom 26. Februar). Demnach soll die Porsche SE 25% plus einen Titel der stimmberechtigten Stammaktien an der Porsche AG erwerben können. Damit erhielten die Familienstämme Porsche und Piëch nach einer Dekade wieder einen direkten Zugriff auf die Edelmarke mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen. Die Beteiligungsholding verfügt mit 53,3% der VW-Stammaktien über eine Stimmrechtsmehrheit an Europas größtem Autokonzern. Das entspricht einem Anteil am VW-Grundkapital von 31,4%. Die Porsche SE ist größter Einzelaktionär von VW. Die Porsche AG selbst gehört komplett zu VW. Lattwein zufolge soll sich am VW-Anteil der Porsche SE nach einem erfolgreichen IPO des Sportwagenbauers nichts ändern. Die Porsche SE bleibe weiterhin Ankeraktionär von VW. Es sei nicht geplant, die Beteiligung an der VW AG zu reduzieren. Zuletzt spekulierten Analysten, dass die Porsche SE ein Paket an VW veräußern könnte, um den Einstieg bei der Porsche AG zu finanzieren. Von einer Reduzierung auf bis zu 45% des Stimmrechteanteils war die Rede (vgl. BZ vom 23. Februar). Die Porsche SE plant eine Mischfinanzierung aus Eigen- und Fremdkapital, um ein Viertel der Stimmrechte an der Porsche AG von VW zu erwerben. Lattwein zufolge sei die von VW beabsichtigte Sonderdividende an alle Aktionäre aus dem IPO-Erlös ein „Finanzierungsbaustein“. Das dürfte Milliarden in die Kasse der Porsche SE spülen. Das Fremdkapital dürfte sich die Gesellschaft über Bankkredite und/oder die Emission von Anleihen beschaffen. Dazu machte der CFO aber keine näheren Angaben.

Finanziell „gut positioniert“

„Wir befinden uns noch im Stadium der Eckpunktevereinbarung“, erklärte er. Das schließe auch eine künftige mögliche Zusammensetzung des Aufsichtsrats der Porsche AG ein. Die Porsche SE werde in diesem Gremium „angemessen vertreten“ sein. Laut Lattwein steht das Konzept zur Finanzierung der Beteiligung an der Porsche AG noch nicht ganz fest. Es gebe „unterschiedliche Szenarien“. Eine endgültige Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen. Der CFO wies darauf hin, dass die Porsche SE vollständig eigenkapitalfinanziert sei. Das Unternehmen sei „gut positioniert, um Fremdkapital für die Porsche-Beteiligung aufzunehmen“.

Der Vorstandsvorsitzende der Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, referierte über die Vorteile einer direkten Beteiligung am Sportwagenbauer: Die Porsche SE erwerbe eine zweite Kernbeteiligung neben VW.

Hohe Prognosespanne

Das stehe für eine „Diversifikation des Dividendenzuflusses“. VW bleibe die wichtigste Kernbeteiligung. „Daran wird eine direkte Beteiligung an der Porsche AG nichts ändern.“ Pötsch ist ein enger Vertrauter von Wolfgang Porsche, dem Chefaufseher der Porsche SE. Letzterer gehört auch dem Kontrollgremium von VW an. Dieses leitet wiederum Pötsch. Aufgrund der Unsicherheit über den weiteren Verlauf des eskalierten Ukraine-Konflikts und wegen der anhaltenden Corona-Pandemie operiert Pötsch in seiner Rolle als CEO der Porsche SE mit großen Bandbreiten bei seiner Prognose für 2022. So stellte er einen Konzernüberschuss in einer Spanne von 4,1 Mrd. bis 6,1 Mrd. Euro in Aussicht. Bei der Nettoliquidität rechnet das Management mit 0,6 Mrd. bis 1,1 Mrd. Euro. „Die Prognose ist mit großen Unsicherheiten behaftet“. Dank des Gewinnsprungs bei VW steigerte die Porsche SE im vergangenen Jahr ihren Nettogewinn um 2 Mrd. auf 4,6 Mrd. Euro. Die Nettoliquidität wuchs auf 641 (i.V. 563) Mill. Euro. Dafür sorgten u.a. die Dividenden von VW. Die Ausschüttungssumme für die Aktionäre der Porsche SE soll auf 783 (676) Mill. Euro steigen.

Porsche SE
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Beteiligungsergebnis*46312642
Ergebnis vor Steuern45652654
Nettoergebnis45662624
Nettoliquidität641563
Bilanzsumme4253336250
Eigenkapital4219635946
Anteile* 4152735259
*) at equity bewertete Anteile Börsen-Zeitung
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