Autoindustrie

Russland-Abhängigkeit belastet Wandel von Renault

Die Präsenz in Russland und der weltweite Halbleitermangel haben Renault den höchsten Absatzrückgang seit mehr als zehn Jahren eingebrockt. Zu einem Bericht, wonach der Konzern seine Nissan-Beteiligung verringern könnte, um den Schwenk in die E-Mobilität zu finanzieren, wollten sich die Franzosen nicht äußern.

Russland-Abhängigkeit belastet Wandel von Renault

Reuters Paris

Die Präsenz in Russland und der weltweite Halbleitermangel haben Renault den höchsten Absatzrückgang seit mehr als zehn Jahren eingebrockt. Im ersten Quartal brachen die Verkäufe um 17% auf 552000 Fahrzeuge ein, wie der französische Autobauer mitteilte. So stark waren die Auslieferungen seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 nicht mehr gefallen. Beim Umsatz schlug das Absatzminus nicht so stark zu Buche, weil Renault dank höherer Preise und steigender Elektroauto-Verkäufe einiges wettmachen konnte. Die Erlöse schrumpften um 2,7% auf 9,7 Mrd. Euro. Ohne die Tochter Avtovaz und Renault Russland fiel der Umsatz um 1%. Zugleich treibt Renault die Abspaltung ihrer Elektroauto-Aktivitäten voran und spricht dazu mit dem Partner Nissan.

Optionen für Avtovaz prüfen

Mit Blick auf die Zukunft der Mehrheitsbeteiligung am Lada-Hersteller Avtovaz teilte Renault mit, die Gespräche machten Fortschritte. Der Konzern hatte wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Ende März den Betrieb in seinem Werk in Russland eingestellt und erklärt, man prüfe Optionen für Avtovaz. Den bei diesem Anlass auf 3% gesenkten Ausblick für die operative Rendite be­kräftigte Renault nun.

Die Verkäufe von Elektro- und Hybridautos stiegen zu Jahresbeginn um 13% und machten 36% des Gesamtumsatzes aus. Wegen der in der Branche bestehenden Chipknappheit muss der Konzern die Produktionspläne für 2022 um 300000 Fahrzeuge senken. Der größte Teil davon entfalle auf das erste Halbjahr. Wie andere Autobauer auch, sind die Auftragsbücher von Renault voll. Wegen fehlender Bauteile kann die Nachfrage aber kaum bedient werden. Kunden müssen oft lange auf einen Neuwagen warten.

Renault erklärte, für eine Abspaltung des Geschäfts mit E-Autos lägen alle Optionen auf dem Tisch, auch die eines möglichen Börsengangs. Die Pläne müssten vom Allianzpartner Nissan abgesegnet werden. Dazu stehe man in Kontakt mit den Japanern. Renault-Chef Luca de Meo hatte vor kurzem die Möglichkeit einer Börsennotierung ins Gespräch gebracht. Die Trennung des Ge­schäfts mit Verbrennungsautos von dem mit Elektroautos könnte Nissan oder Investoren interessieren.

Finanzierung der E-Mobilität

Die Franzosen wollten sich nicht zu einem Bericht äußern, wonach der Konzern seine Nissan-Beteiligung verringern könnte, um den Schwenk in die E-Mobilität zu finanzieren. Die Agentur Bloomberg hatte berichtet, Nissan selbst könne Anteile von Renault an dem japanischen Konzern übernehmen. Auch andere Investoren kämen in Frage. Renault hält 43% an Nissan, die wiederum mit rund 15% an den Franzosen beteiligt sind, allerdings ohne Stimmrecht. Dieses Ungleichgewicht sorgt schon länger für Unstimmigkeiten zwischen den Allianzpartnern.

Ford spaltet ihr Elektroauto- und Verbrennergeschäft bereits in zwei separate Einheiten auf, um im Wettbewerb mit Rivalen wie Tesla Boden gutzumachen. Ziel solcher Aktionen ist es, den Börsenwert zu steigern, um die teure Transformation zu stemmen.

Unterdessen macht der wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung beschuldigte frühere Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn wieder von sich reden. Nach Medienberichten haben Staatsanwälte in Frankreich internationale Haftbefehle gegen ihn und weitere Personen erlassen. Ghosn war 2018 in Tokio verhaftet worden, später aber in den Libanon geflüchtet.

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