Technologie

Tech-Riesen „nicht immun“ gegen Krisen

Der pandemiebedingte Boom, der sich im Jahr zuvor in sprunghaft steigenden Umsätzen und Gewinnen der Digitalwirtschaft zeigte, ist abgeebbt. Nun kommen die pandemiebedingten Schwierigkeiten, namentlich gerissene Lieferketten und steigende Preise.

Tech-Riesen „nicht immun“ gegen Krisen

hei Frankfurt – In der Tech-Community an der Wall Street ist die Feierlaune einen Tag nach den guten Ergebnissen und wieder steigenden Nutzerzahlen bei Meta schon wieder dahin. Die beiden Giganten Apple und Amazon haben der Stimmung einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Denn der pandemiebedingte Boom, der sich im Jahr zuvor in sprunghaft steigenden Umsätzen und Gewinnen der Digitalwirtschaft zeigte, ist abgeebbt. Nun kommen die pandemiebedingten Schwierigkeiten, namentlich gerissene Lieferketten und steigende Preise.

Rekordquartal

Obwohl Apple eines der besten Quartale in der Unternehmensgeschichte erlebt hat, ist auch der iPhone-Konzern nach den Worten von Vorstandschef Tim Cook „nicht immun“ gegen die Herausforderungen, die mit dem neuerlichen Aufflackern der Corona-Pandemie in China und dem Ukraine-Krieg verbunden sind. Finanzchef Luca Maestri geht davon aus, dass Probleme in der Lieferkette sowie anhaltende Engpässe bei Halbleitern die Erlöse im laufenden Quartal um 4 bis 8 Mrd. Dollar drücken dürften. Der Lockdown in China trifft das Unternehmen besonders hart. Rund 85% der Apple-Produkte werden in China montiert, in der Region erwirtschaftet der Konzern fast 20% seines Jahresumsatzes. Außerdem war die aufstrebende Mittelschicht des bevölkerungsreichen Landes stets eine wichtige Triebfeder des Wachstums.

Das zurückliegende Vierteljahr war zwar gemessen am Umsatz das drittbeste in der Geschichte Apples, zeigte aber zugleich eine der niedrigsten Wachstumsraten seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Die Konzerneinnahmen stiegen von Januar bis März um 9% auf 97,3 Mrd. Dollar und übertrafen damit die Erwartungen der Wall Street deutlich, die mit 94 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Dasselbe gilt für den Gewinn, der mit 25 Mrd. Dollar ebenfalls die Schätzungen von durchschnittliche 23,2 Mrd. Dollar hinter sich ließ.

Bestseller bleibt das iPhone, das Experten mit einem Umsatzplus von 5% auf 50,6 Mrd. Dollar verblüffte und damit immer noch für mehr als die Hälfte der Konzerneinnahmen steht. Der Mac-Umsatz kam um 15% auf 10,4 Mrd. Dollar voran, die Service-Einnahmen, zu denen iTunes und App Store zählen, zeigten mit +17% das größte Wachstum und landeten bei knapp 20 Mrd. Dollar.

Dieses hochmargige Geschäft ist allerdings bedroht, weil Apple sich mittlerweile von mehreren Seiten heftiger Angriffe gegen die Geschlossenheit des App Store sowie die Gebührenpraxis erwehren muss. Angesichts der verschiedenen Risiken ebbte der Kaufrausch bei Tech-Aktien, den die guten Zahlen von Meta ausgelöst hatten, ab. Die Apple-Aktie gab im frühen Handel um 2,7% nach.

Deutlich heftiger fiel die Strafe der Investoren für Amazon aus, die mit einem Vorsteuerverlust von 7,6 Mrd. Dollar für das Rivian-Abenteuer büßt. Der weltgrößte Internethändler war mit der 18-prozentigen Beteiligung an dem Start-up, das den Siegeszug von Tesla bei Elektro-Klein-LKW wiederholen will, eine seiner größten Wetten eingegangen. Das junge Unternehmen, dem am 10. November mit einer Bewertung von gut 90 Mrd. Dollar der größte Börsengang des Jahres 2021 gelungen war, hat seither fast 70% an Wert verloren. Amazon-Papiere brachen an der Wall Street anfänglich um mehr als 8% ein.

Ertragsbringer AWS

Der Technologiekonzern, der sich weiterhin auf die schnellwachsende Gewinnmaschine Amazon Web Services (AWS) verlassen kann, hat ebenfalls mit Lieferengpässen und vor allem mit steigenden Logistik- und Personalkosten zu kämpfen. AWS steigerte die Erlöse um 37% auf 18,4 Mrd. Dollar. Der Betriebsgewinn der Cloud-Plattform expandierte überproportional um rund 55% auf 6,5 Mrd. Dollar. Damit liefert der weltgrößte Webhoster eine Marge von 35%, trotz erheblicher Investitionen in die Technologie und auch in Cybersicherheit, die im Cloud-Geschäft eine zentrale Rolle spielt. Hier sind die Herausforderungen sowohl im Zuge der Pandemie als auch infolge des Ukraine-Krieges gestiegen.

Auf Konzernebene brach der Betriebsgewinn insgesamt um 58% auf 3,7 Mrd. Euro ein, bei einem Umsatzplus von 7%. Vorstandschef Andy Jassy sprach von „ungewöhnlichen Herausforderungen und meinte damit wohl insbesondere den Kostendruck. Der enge US-Arbeitsmarkt zwingt den Konzern seit einiger Zeit zu erheblichen Lohnsteigerungen, um genügend Personal zu halten. Auf die angespannte Situation bei den Logistikunternehmen hat Amazon mit dem Aufbau einer eigenen Logistiksparte reagiert – zu der Rivian ein Puzzlestück sein könnte. Auch dies ist bisher ein Verlustgeschäft. Preisanhebungen für den Service Amazon Prime in den USA konnten die erhöhten Aufwendungen nicht kompensieren.

Amazon
Konzernzahlen nach US-GAAP
1. Halbjahr            
in Mill. Dollar2021/222020/21
Umsatz116 444108 518
Operatives Ergebnis36698865
Konzernergebnis−38448107
Erg. je Aktie (Dollar)−7,5616,09
Operativer Cashflow39 32459 322
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