Aktienmarkt

Das sind die Gewinner des Aktienjahres

In einem insgesamt starken Jahr ragten einige Unternehmen aus der Masse heraus. Ihre Aktien konnten besonders kräftig zulegen. Doch nicht bei allen dürfte es so weitergehen.

Das sind die Gewinner des Aktienjahres

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Das sind die Gewinner des Aktienjahres

KI, Kreuzfahrten und Abnehmpillen konnten bei Anlegern punkten, doch auch ein Evergreen legte kräftig zu

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Auf der Schlussgeraden des Handelsjahres lässt sich konstatieren: 2023 war weiß Gott kein schlechtes Jahr für Aktionäre. Mehr als 19% hat der deutsche Leitindex bisher zugelegt und befindet sich damit auch international in guter Gesellschaft. Ganz im Gegensatz zum Horrorjahr 2022, als quasi alle Assetklassen mit Verlusten abschlossen, ging es für die wichtigsten Börsenbarometer in diesem Jahr deutlich nach oben. Doch wie immer gab es auch 2023 Unternehmen, die aus der Masse im positiven Sinne herausstachen.

Einer der größten Gewinner des Jahres ist eng verbunden mit dem wohl wichtigsten Thema: künstliche Intelligenz. Mit seiner Investition in ChatGPT hat Microsoft einmal mehr den richtigen Riecher bewiesen. Die Partnerschaft des Softwareriesen mit der Muttergesellschaft OpenAI katapultierte die Tech-Größe in die Pole Position bei der Entwicklung von KI-Inhalten. Nicht ganz überraschend markierte die Microsoft-Aktie im November ein Allzeithoch. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich das Papier um weitere 50% verteuert. Und das muss noch nicht das Ende der Fahnenstange sein: Analysten sagen voraus, dass Microsoft in den nächsten fünf Jahren 40 Mrd. Dollar Umsatz und 2 Dollar Gewinn pro Aktie erzielen könnte – größtenteils dank der KI-Revolution. Noch deutlich stärker profitierten von dem Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz die Titel von Nvidia. Der Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen hat sich im Bereich KI quasi eine Monopolstellung erarbeitet. Anleger honorierten das allein in diesem Jahr mit einem Aufschlag von mehr als 220% für die Nvidia-Aktie. In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Papier um sagenhafte 1.200% verteuert.

KI-Hype pusht Nvidia

Nicht ohne Grund zählt nun auch Nvidia zu den absoluten Tech-Größen und ist Teil der sogenannten „Magnificent 7“ (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla, Anm. der Redaktion), die – mit Nvidia an der Spitze – in diesem Jahr fast ganz allein für das Kurswachstum des amerikanischen S&P 500 verantwortlich sind. Darin liegt dann mit Blick in die Zukunft allerdings auch ein (Klumpen-)Risiko: Der diesjährige Aufschwung an den amerikanischen Aktienmärkten konzentrierte sich auf nur sehr wenige Werte. Ein einziger Rückschlag könnte die ganze Branche oder gar den gesamten Aktienmarkt ins Wanken bringen. Konzentriert man seinen Blick dagegen allein auf das Unternehmen Nvidia, scheint der Weg frei für weitere positive Überraschungen, wie sie das Unternehmen der versammelten Analystenschar in der Vergangenheit immer wieder bereiten konnte. Zuletzt wurde bekannt, dass Konzernchef Jensen Huang eng mit der US-Regierung zusammenarbeitet, um neue Chips für den chinesischen Markt zu entwickeln, die mit den von den USA auferlegten Exportbeschränkungen vereinbar sein sollen. Konkurrenz muss das Unternehmen im Bereich KI-Chips auf Sicht nicht fürchten.

Abnehmpille treibt Pharma-Titel

Doch nicht nur mit KI-Titeln konnten Aktionäre im zu Ende gehenden Jahr ordentlich Kasse machen. Ein weiteres Zauberwort heißt „Wegovy“. Das ist der Name der Abnehmpille von Novo Nordisk, die Europas inzwischen teuerstem Konzern noch vor LVMH 2023 noch einmal ordentlich Rückenwind gegeben hat. Das Wundermittel des Unternehmens aus Dänemark soll nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern sogar Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen. Auch das Diabetes-Medikament Ozempic trug seinen Teil zum Erfolg des Konzerns bei. Anleger honorierten das in diesem Jahr mit einem Aufschlag von über 40%.

Sogar noch stärker schnitt am Aktienmarkt die amerikanische Konkurrenz von Eli Lilly ab. Auch die Amerikaner haben mit Mounjaro einen zugkräftigen Appetitzügler im Programm. Die Papiere verteuerten sich 2023 um knapp 60%. Das Thema Umgang mit Fettleibigkeit könnte auch in den kommenden Jahren ein attraktiver Gewinnbringer für Aktionäre bleiben, allerdings wird die Konkurrenz nicht kleiner. Zuletzt wurde bekannt, dass der Schweizer Pharmariese Roche sich mit der Übernahme von Carmot Therapeutics im boomenden Markt für Abnehm- und Diabetes-Präparate stärker positionieren will.

Und noch einen Gewinner gibt es aus dem Pharmabereich: Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy – ehemals als Shop Apotheke bekannt – war im Jahr 2023 der Durchstarter im deutschen MDax. Seit Mitte des Jahres hat der Gesetzgeber die lange angekündigte Nutzung des E-Rezepts in Deutschland möglich gemacht. Online-Apotheken können gegenüber der alteingesessenen Konkurrenz zudem häufig mit günstigeren Preisen punkten. Auch die anfänglichen Lieferprobleme haben sich inzwischen erheblich reduziert. Die Aktie verteuerte sich im bisherigen Jahresverlauf um satte 200%. Fraglich ist allerdings, ob dieser Aufwärtstrend auch im nächsten Jahr so anhalten kann. Die veränderten und für Redcare verbesserten Marktbedingungen sind jetzt eingepreist. Für einen weiteren Schub nach oben brauchen die Titel wahrscheinlich neue Impulse.

Kreuzfahrt aus der Krise

Weniger mit Krankheiten, sondern eher mit dem Ausbleiben davon hat der Aufschwung zweier Kreuzfahrtunternehmen zu tun: Nach dem Ende der Coronakrise konnten Royal Caribbean Cruises (+143%) und Carnival (+125%) in diesem Jahr kräftig zulegen. Stärker waren im S&P 500 nur Nvidia und die Facebook-Mutter Meta. Dass die beiden Reedereien den Boom aus der Nach-Corona-Phase wiederholen können, scheint aktuell allerdings eher fraglich.

Im europäischen Stoxx 600 war im zu Ende gehenden Jahr Rolls-Royce Holdings mit einem Aufschlag von über 200% die stärkste Aktie. Der Triebwerksbauer setzt statt auf Wasserstoff weiter auf die herkömmlichen, mit Kerosin betriebenen Turbinen und konnte damit bei Anlegern punkten. Zuletzt hat die US-Bank J.P. Morgan seine Einstufung auf „Overweight“ angehoben und auch das Kursziel erneut erhöht. Die Prognosen bis zum Jahr 2027 überzeugten auch andere Analysten und Bankhäuser, so dass die Aktie durchaus auch im nächsten Jahr weiter durchstarten kann.  

Mit China verbinden Aktionäre dagegen seit einiger Zeit wenig Positives, doch auch im Reich der Mitte gab es Papiere, die satte Zuwächse verzeichnen konnten: Die Titel des E-Commerce-Konzerns und Online-Marktplatzes Pinduoduo verteuerten sich im laufenden Jahr um fast 70%. Mit der Shopping-App Temu lockt der Konzern preisbewusste Shopper an und will auf Sicht auch Amazon Konkurrenz machen. Zuletzt investierten die Chinesen ebenfalls in KI-Technologie. Es spricht aktuell wenig gegen einen weiteren Anstieg der Aktie.

Adidas und SAP im Aufwind

Beschränkt man sich auf sicherere Gefilde und richtet den Blick auf Deutschland, sticht die Aktie von Adidas positiv heraus. Der Sportartikelhersteller konnte nach dem CEO-Wechsel von Kasper Rorsted zu Bjørn Gulden im Jahr 2023 mehr als 50% zulegen und ist damit unter den stärksten Dax-Werten des Jahres. Nicht dahinter verstecken muss sich das Index-Schwergewicht SAP. Die Titel des Softwarekonzerns verteuerten sich in diesem Jahr ebenfalls um über 50%. Wie eine Langzeit-Studie des Flossbach von Storch Institute zeigt, ist eine Investition in die Aktie von SAP auch langfristig rentabel, ist sie doch eine von ganz wenigen Aktien, die echte Gewinnbringer sind.