Wachstumsprognosen

Institute trauen der deutschen Wirtschaft viel zu

Ökonomen erwarten in ihren Sommerprognosen durchweg eine kräftige Erholung der deutschen Wirtschaft. Allerdings prognostizieren sie nicht nur mehr Wachstum, angetrieben vom privaten Konsum, sondern auch eine höhere Inflation.

Institute trauen der deutschen Wirtschaft viel zu

ba Frankfurt

Ökonomen erwarten in ihren Sommerprognosen durchweg eine kräftige Erholung der deutschen Wirtschaft und sehen sie bereits im dritten Quartal oder spätestens zum Jahresende wieder auf Vorkrisenniveau. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Berliner DIW und das Essener RWI haben daher ihre Prognosen erhöht. Neben mehr Wachstum, angetrieben insbesondere vom privaten Konsum, prognostizieren sie aber auch höhere Inflationsraten. Bis zum Jahresende dürften sich auch die Kapazitätsengpässe auflösen, so dass die Industrie wieder in Schwung kommen dürfte. Das verarbeitende Gewerbe sitzt dank des starken Auslandsgeschäfts auf einem rekordhohen Auftragsbestand, der wegen der Materialknappheiten nicht abgearbeitet werden kann.

Am optimistischsten zeigt sich das IfW, das die BIP-Prognose um 0,2 Prozentpunkte auf nun 3,9% erhöht hat (siehe Grafik). „Der deutsche Konjunkturkessel steht unter Dampf“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Das DIW sieht die Wirtschaft nach langen coronabedingten Lockdowns „nach und nach aus ihrem Winterschlaf erwachen“. Allerdings, so mahnt DIW-Präsident Marcel Fratzscher, seien „Rückschläge jederzeit möglich, vor allem ab dem Herbst“. Zudem warnt er mit Blick auf den Wahlkampf vor einer zu schnellen Rückkehr zur schwarzen Null – „trotz eines gesamtstaatlichen Defizits von knapp 161 Mrd. Euro allein in diesem Jahr“.

Auch sei es „unredlich, vor der angeblich großen Inflation zu warnen“, sagte Fratzscher. Bislang gebe es keine Signale, dass die Inflation auch im nächsten Jahr überdurchschnittlich ausfalle. Das DIW prognostiziert für 2021 eine Inflationsrate von 2,7%, das IfW hat 2,6% auf der Rechnung und das RWI 2,5%. Im Jahresverlauf könnte die Teuerung wegen Sondereffekten bis zu 4% erreichen, erwartet das IfW mit Blick auf die Wiederanhebung der temporär gesenkten Mehrwertsteuer oder dem Klimapaket der Bundesregierung. „Wir werden uns an höhere Teuerungsraten gewöhnen müssen, selbst wenn die Sondereffekte der Pandemie vorbei sind“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.

Preistreiber sind vor allem die Lieferengpässe bei einigen Rohstoffen und Vorprodukten – insbesondere die Großhandelspreise für Rohstoffe und Vorprodukte wie Erze, Metalle sowie Roh- und Schnittholz sind stark gestiegen. Diese Engpässe dürften dem RWI zufolge „nur allmählich beseitigt werden, der durch sie ausgelöste Preisdruck mit abnehmender Wirkung noch bis Ende des Jahres bestehen bleiben“. Lösen sich die Engpässe auf, nimmt auch die Industrie wieder Fahrt auf. Im April ist der Auftragsbestand im elften Monat gestiegen – um 2,9% zum Vormonat. Laut Statistischem Bundesamt ist damit der höchste Stand seit Einführung der Statistik im Januar 2015 erreicht. Die Reichweite – die Anzahl der Monate, die produziert werden müsste, nur um bereits vorhandene Aufträge abzuarbeiten – sank leicht von 7,1 auf 7,0.

Optimismus herrscht auch mit Blick auf die Weltwirtschaft: Für 2021 erwarten IfW und DIW ein Plus von 6,7%, für 2022 dann +4,8% bzw. +4,9%.