Märkte am Mittag

Dax tendiert weiter nach unten

Nach wie vor halten Inflation, Energiekrise und die Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen den Aktienhandel im Griff. Vor dem Notenbankertreffen in Jackson Hole will sich offenbar niemand klar positionieren.

Dax tendiert weiter nach unten

In dem international angeschlagenen Börsenumfeld hat der deutsche Aktienmarkt seine jüngsten Verluste etwas ausgeweitet. Der Leitindex Dax gab am Mittwoch nach einem kurzen Ausflug in die Gewinnzone bis zum Mittag um 0,39% auf 13.142 Punkte nach. Zu Wochenbeginn war das Börsenbarometer angesichts der wieder aufgeflammten Zinsangst und der Furcht vor weiter steigenden Energiepreisen um mehr als 2% abgesackt. Am Dienstag dann verzeichnete es weitere Verluste.

Vor einer Woche beschäftigten sich die Anleger beim Dax noch mit der 14.000er-Marke, nun wackelt aber die 13.000-Punkte-Marke. „Was sich zum Wochenschluss schon abgezeichnet hatte, wurde Realität: Der Dax ist an der übergeordneten Abwärtstrendlinie gescheitert und zuletzt dynamisch in die alte Unterstützungszone zurückgefallen“, schrieb Chartanalyst und Fachbuchautor Christoph Geyer. Das Börsenbarometer dürfte in den kommenden Tagen weiter unter Druck stehen. „Die Marke von 13.000 Punkten dürfte kaum ausreichend Halt bieten“, resümierte der Experte.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel am Mittwoch um 0,72% auf 25.776 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,2%.

Dax in „stabiler Seitenlage“

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sieht den hiesigen Aktienmarkt nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn aktuell in einer „recht stabilen Seitenlage“. Es gebe zwar keinen Grund für schnelle Kursanstiege, aber nach unten sei der Dax auch gut abgesichert. Positiv sei zum Beispiel, dass die deutschen Erdgasspeicher mittlerweile trotz der stark reduzierten Liefermengen aus Russland zu mehr als 80% gefüllt seien. Dies sorge für etwas Beruhigung in der aktuellen Energiekrise.

Die Nervosität rund um die Geldpolitik der US-Notenbank Fed könnte sich Halver zufolge im Herbst legen. Seiner Meinung nach dürfte die Fed bei ihrer nächsten Sitzung Ende September Tabula rasa machen und die Leitzinsen noch einmal kräftig erhöhen, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Dann jedoch sollte sich die Lage am Aktienmarkt entspannen.

Momentan stehen die Notenbanker dies- und jenseits des Atlantiks vor der schwierigen Aufgabe, mit höheren Zinsen gleichzeitig die unter anderem von Energiepreisen getriebene Inflation zu bekämpfen, ohne der Wirtschaft zu sehr zu schaden. Gespannt wird deshalb seit Tagen darauf gewartet, welche Aussagen es ab Donnerstag auf dem Notenbank-Symposium in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming geben wird. Bereits vorab stellte der Präsident der regionalen US-Notenbank in Minneapolis klar, dass die Fed trotz Anzeichen einer Rezession weiter beherzt gegen die Inflation vorgehen sollte.

Hugo Boss unter Druck

Unter den Einzelwerten stand unter anderem CTS Eventim im Fokus. Der Veranstalter und Ticketverkäufer zeigt sich nach einem starken Gewinnschub im ersten Halbjahr optimistisch für eine deutliche Erholung von der Corona-Pandemie. Händlern zufolge überraschten die Geschäftszahlen positiv. Allerdings erinnerten deutlich gestiegene Kosten, Personalmangel, drohende Energieknappheit und Ungewissheit über die weitere Corona-Entwicklung daran, dass die Krise für die gebeutelte Veranstaltungswirtschaft noch nicht vorbei sei, sagte Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg. Die Aktien schwankten im Handelsverlauf und stiegen zuletzt um gut 1,3%.

Für die ebenfalls im MDax notierten Papiere des Modekonzerns Hugo Boss ging es um knapp 1% nach unten. Hier belastete eine Gewinnwarnung des US-Kleidungshändlers Nordstrom. Dessen Anteilsscheine knickten im vorbörslichen US-Handel um mehr als 14% ein. Wie Konkurrenten auch sitzt Nordstrom auf hohen Lagerbeständen, da die Menschen sich angesichts der drohenden Rezession mit Käufen zurückhalten. Experten gehen davon aus, dass viele Einzelhändler nun gezwungen sind, die vollen Lager durch Rabattaktionen zu räumen

Hedgefonds wetten auf die Tech-Boliden

Hedgefonds haben ihre Wetten auf die Mega-Boliden unter den US-Techwerten ausgebaut und sind dabei so entschlossen vorgegangen wie zuletzt vor Beginn der Corona-Pandemie, schreibt die Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine Studie von Goldman Sachs. Auch das Engagement bei den Herstellern zyklischer Konsumgüter sei erhöht worden, wie es am Dienstag in einem Bericht von Bankstrategen um Ben Snider hieß. Indessen stutzten die Hedgefonds ihre Positionen in den Bereichen Energie und Rohstoffe.

„Angesichts des unsicheren Marktumfelds und der schwachen Renditen der letzten Zeit haben die Hedgefonds ihr Leverage reduziert, sich wieder auf Wachstumswerte konzentriert und die Portfoliokonzentration erhöht“, erklärte das Goldman-Team. Die Gewichtung der 10 größten Portfolio-Positionen stieg den Angaben zufolge im Quartal bis Ende Juni auf 70%, den höchsten Wert seit dem ersten Quartal 2020.

Amazon von Microsoft

Amazon.com Inc. hat Microsoft Corp. von der Position der beliebtesten Long-Position verdrängt. An der Börse ging es für den weltgrößten Online-Händler im laufenden Quartal 26% voran. Indessen zog die Aktie des Softwareriesen 8% an. Dem Bericht zufolge haben die Hedgefonds auch ihre Wetten auf den Grafikkarten-Spezialisten Nvidia Corp., Apple Inc., Tesla Inc. sowie den Teamsoftware-Entwickler Atlassian Corp. erhöht.

Die Goldman-Studie hat die Bestände von Hedgefonds mit Aktienpositionen im Gesamtvolumen von 2,4 Billionen Dollar analysiert. Der durchschnittliche Fonds legte seit Anfang Juli um 4% zu und verringerte die Verluste im bisherigen Jahresverlauf damit auf 9%.

Innerhalb des Techsektors steigerten die Hedgefonds ihr Engagement im Bereich Anwendungssoftware, in dem sie übergewichtet sind. Es stieg aber auch die Positionierung bei Hardware und Halbleitern, die untergewichtet werden.

Euro fällt wieder

Der Euro hat am Mittwoch nach deutlichen Kursgewinnen vom Vortag leicht nachgegeben. Am Mittag wurde die Gemeinschaftswährung zu einem Preis von 0,9951 US-Dollar gehandelt und notierte damit tiefer als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstagnachmittag auf 0,9927 (Montag: 1,0001) Dollar festgesetzt. Am Dienstag hatten unerwartet schwache US-Konjunkturdaten den Dollar belastet und zeitweise wieder Parität zwischen den Währungen hergestellt.

Anleihekurse gefallen

Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Mittwoch erneut unter Druck geraten. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel um 0,30% auf 150,56 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug 1,34%.