Märkte am Mittag

Der Dax taucht ab

Der Ausverkauf an den europäischen Aktienmärkten geht weiter: Der Dax fiel am Donnerstag in der Spitze um 1,7% auf 12.611 Punkte, den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Das Jahrestief rückt immer näher.

Der Dax taucht ab

Nach dem sehr schwachen August fällt auch der Start in den September für den Dax angesichts weiter zunehmender Konjunktursorgen tiefrot aus. Der Leitindex sackte auf seinen niedrigsten Stand seit Mitte Juli, womit sich die charttechnische Lage zuspitzt. Gegen Mittag büßte er 1,28% auf 12.670,60 Punkte ein, in der Spitze waren es 12.611 Zähler. Statt der zuletzt vielbeachteten Marke von 13.000 Punkten rückt vermehrt das Anfang Juli markierte Jahrestief bei 12.391 Punkten näher.

Unter Anlegern wird mit den herben Verlusten die Sorge größer, dass der September seinem Ruf als eher schlechter Börsenmonat gerecht wird. „Unter den denkbar ungünstigsten Voraussetzungen startet der Deutsche Aktienindex in die statistisch betrachtet schwächste Börsenphase des Jahres“, kommentierte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Der August war schon schwach, jetzt dürfte sich der Abwärtstrend zumindest mal fortsetzen, wenn nicht sogar beschleunigen“, befürchtet der Experte.

Der MDax büßte am Donnerstag mit minus 2,20% auf 24.665,56 Punkte sogar noch mehr ein als der Dax, genauso wie der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 mit einem Abschlag von 1,4%.

China-Konjunktur drückt Stimmung

Auch an den Überseebörsen herrschte über Nacht schlechte Stimmung unter anderem wegen schwacher Wirtschaftsdaten aus China, wo ein Frühindikator unter die Expansionsschwelle fiel. Zudem verhängten die chinesischen Behörden wegen eines Corona-Ausbruchs erneut eine Ausgangssperre, diesmal in der südwestchinesischen Metropole Chengdu. Dies nährte neue Sorgen, dass sich die Pandemie einmal mehr auf die Lieferketten auswirkt.

Inflation und Zinsangst

Generell ist derzeit die hohe Inflation der Hauptbelastungsfaktor für die Märkte. Sie drängt die Notenbanken zu weiteren Zinserhöhungen und vermehrt so die Sorgen vor einer wirtschaftlichen Abkühlung oder einer Rezession. Davon getrübt ist die Industriestimmung im Euroraum auf ein Zweijahrestief gefallen. Später blicken Anleger dann noch verstärkt auf den ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie.

Schlechte Stimmung herrschte am Donnerstag zum Beispiel im Chipsektor, weil die USA ihre Streitigkeiten mit China mit Beschränkungen für den Export von Hochleistungschips von Nvidia verschärfen. Die Restriktionen betreffen Mikroprozessoren, die vor allem bei Anwendungen der künstlichen Intelligenz benötigt werden. Dies strahlte auch negativ auf den Dax-Konzern Infineon mit einem Abschlag von 2,1% aus. Die Papiere des Branchenausrüsters Aixtron sackten um 2,7% ab.

Ein besonders großer MDax-Verlierer waren die 3,8% schwächeren Papiere der Lufthansa . Die Piloten der Fluggesellschaft haben für diesen Freitag einen ganztägigen Streik beschlossen. Händler betonten, dies überrasche keinen, belaste aber dennoch die Stimmung wegen der geschäftlichen Einbußen. Auch der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ließ im Schlepptau kursmäßig Federn mit einem Abschlag von 4,2%.

Online-Apotheken unter Druck

Ihrem Abwärtsstrudel nicht entkommen können die Aktien der Shop Apotheke , die mit einem Abschlag von 3,7% den Turbulenzen beim Wettbewerber Zur Rose folgten. Der Konkurrent nahm bei Kapitalmaßnahmen weniger Geld ein als erhofft, woraufhin seine Papiere zeitweise prozentual zweistellig verloren. Allerdings konnten sie ihr Minus an der Züricher Börse auf 3,8% reduzieren.

Rüstungsaktien verlieren

Stärker unter Druck standen ansonsten noch die Aktien von Rüstungsunternehmen, darunter Rheinmetall mit einem 4%-prozentigen Abschlag und Hensoldt mit minus 4,5%. Bei diesen lösen sich die zunächst hohen Kursgewinne seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter in Luft auf. Rheinmetall fielen erstmals seit März wieder zeitweise unter 150 Euro.

Ansonsten standen am Donnerstag vereinzelt Analysteneinstufungen negativ im Fokus. Gea wurde vom JPMorgan-Analysten Akash Gupta abgestuft in Erwartung einer verlangsamten Auftragsentwicklung im zweiten Halbjahr. Daraufhin rutschten die Papiere um 6,2% ab. Bei Hapag-Lloyd gab es mit HSBC das nächste Analysehaus, das pessimistischer wird. Hier büßten die Papiere 9% ein.