Chinesischer Automarkt

Opel steht im Wettbewerb mit BYD – aber nicht in China

Der Autobauer Opel hat seine Expansionspläne für China zurückgezogen – wohl auch weil die Erfolgschancen gering gewesen wären. Messen müssen sich die Rüsselsheimer dennoch mit den Chinesen. Denn die zieht es nach Europa.

Opel steht im Wettbewerb mit BYD – aber nicht in China

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Sollte es einen Mitarbeiter von Opel nach chinesischem Essen gelüsten, ist der vielleicht vor kurzem noch erwogene Umzug ins Reich der Mitte nun doch keine Option. Die im vergangenen Jahr von Ex-Chef Michael Lohscheller angekündigte Expansion nach China ist vorerst vom Tisch, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Für den chinesischen Mittagstisch empfiehlt sich daher weiterhin in der Rüsselsheimer Innenstadt das China Restaurant Panda oder der Asia Stern, der zumindest laut Google Maps das am besten bewertete China-Restaurant in Rüsselsheim ist.

Doch während fernöstliches Essen in der Stadt am Main hoch im Kurs zu stehen scheint, fürchteten die Manager der Stellantis-Tochter offenbar, dass es sich mit den Autos aus Rüsselsheim in China ganz anders verhalten könnte. Denn in dem Markt, der sich in der vergangenen Dekade als Goldgrube für hiesige Autobauer erwiesen hat, ist längst ein harter Wettbewerb entbrannt. Marken wie Volkswagen sowie die Töchter Audi und Porsche müssen ebenso wie BMW und Mercedes gegen immer stärker werdende lokale Spieler um ihre Marktanteile kämpfen. Auf einen weiteren deutschen Autobauer, der noch dazu nicht einmal den Kostenvorteil einer dortigen Produktion mitbringen würde, hat im Reich der Mitte wahrlich niemand gewartet.

Stellantis hatte im Vormonat bereits den Rückzug der US-Marke Jeep aus China angekündigt. Angeblich, weil man nicht Leidtragender gegenseitiger Sanktionen werden wolle, hieß es mit Blick auf die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Der wahre Grund dürfte anhaltende Erfolglosigkeit sein. Verkaufte die Marke dort 2017 zeitweise noch bis zu 20000 Fahrzeuge im Monat, war es 2021 oft nicht einmal ein Zehntel davon. Dass Opel dort einen Fuß auf den Boden bekommen hätte, kann nahezu ausgeschlossen werden. Warum auch? Die Marke leidet im europäischen Markt seit langem an einem schleichenden Bedeutungsverlust. Und wer nicht einmal im Heimatmarkt reüssiert, wird sich in neuen Märkten erst recht schwertun. Eine Gelegenheit, sich mit der chinesischen Konkurrenz zu messen, werden die Opelaner wohl dennoch erhalten – allerdings in Europa. Denn BYD, Geely und SAIC wollen nicht nur in der Heimat die Angriffe westlicher Autobauer abwehren. Sie sind bereits hier oder auf dem Weg.

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