Regulierung

Westminster sichert sich Einfluss auf M&A-Deals

Die britische Regierung hat ihre Möglichkeiten, ausgeweitet, unter Berufung auf die nationale Sicherheit, Übernahmen und Fusionen zu stoppen. Im Fokus stehen gleich 17 Branchen.

Westminster sichert sich Einfluss auf M&A-Deals

hip London

Die britische Regierung hat sich durch ein neues Gesetz mehr Einfluss auf Übernahmen und Fusionen gesichert. Der National Security & Investment Act, der am Montag in Kraft trat, gibt ihr die Möglichkeit, Deals unter Berufung auf die nationale Sicherheit zu blockieren. Bislang waren ihre Befugnisse in dieser Hinsicht streng begrenzt. „Großbritannien ist in der Welt als attraktiver Standort für Investitionen bekannt, aber wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir einschreiten werden, wenn das zum Schutz unserer nationalen Sicherheit nötig ist“, sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng.

Eine umfangreiche Handreichung zum Gesetz listet 17 Branchen auf, die besonders im Fokus der Regierung stehen. Es reicht von der Atomenergie über künstliche Intelligenz und Robotik bis hin zum Transportwesen. Es muss gemeldet werden, wenn Beteiligungen bestimmte Schwellenwerte überschreiten – 25 %, 50 % und 75 %. Die Regierung kann solche Transaktionen blockieren und sogar rückgängig machen. Aus ihrer Sicht könnten rund 1 800 Deals pro Jahr gemeldet werden müssen. Allerdings rechnen die Beamten damit, dass lediglich um die 100 davon einer tieferen Untersuchung unterzogen werden dürften. Solche Überprüfungen sollen dank der Einrichtung einer neuen Abteilung nur noch maximal 30 Tage in Anspruch nehmen. „Einfach und schnell“ nannte Kwarteng den neuen Prozess. Investoren erhielten da­durch die nötige Gewissheit, um Geschäfte machen zu können.

Die Reform des Übernahmerechts ist in Großbritannien ein Dauerbrenner im politischen Diskurs. Der Kauf des Chipdesigners ARM Holdings durch die japanische Softbank sorgte schon vor Jahren für eine Debatte über den Ausverkauf britischer Hochtechnologieunternehmen. Später kamen Ängste vor chinesischen Investoren hinzu. Auch das Interesse von Finanzinvestoren und US-Rivalen an Rüstungsunternehmen wurde mit Argwohn betrachtet.