Inflation

US-Inflation schockt die Finanzmärkte

Der hinter den Erwartungen gebliebene Rückgang der US-Inflation hat am Dienstag die Finanzmärkte geschockt. Aktien und Anleihen gerieten stark unter Druck, der Euro fiel auf die Parität zurück.

US-Inflation schockt die Finanzmärkte

ck/ms Frankfurt

Verschreckt haben die Finanzmärkte am Dienstag auf die US-Inflationsdaten reagiert. Die Anleihe- und Aktienmärkte gerieten unter schweren Druck, der Dollar zog nach den Zahlen deutlich an. Im August ist die Jahresteuerung lediglich auf 8,3% nach 8,5% im Juli gesunken und erweist sich damit als ausgesprochen hartnäckig. Laut Reuters war der Markt auf einen Rückgang auf 8,1% eingestellt. Im Vergleich zum Juli haben sich die Verbraucherpreise um 0,1% erhöht, während Volkswirte einen Rückgang um 0,1% erwartet hatten. In der Kernrate ist die Jahresteuerung sogar von 5,9% auf 6,3% gestiegen.

Hoffnungen, die US-Notenbank Fed könnte in absehbarer Zeit weniger aggressiv an der Zinsschraube drehen, haben sich mit den Zahlen erledigt, eine erneute kräftige Anhebung um 75 Basispunkte auf der Sitzung des Offenmarktausschusses am 21. September gilt nun als sicher. „Die Daten von August unterstreichen die zuletzt von Fed-Oberen mehrfach unterstrichene Warnung, nicht zu früh den Sieg über die hohe Inflation zu feiern“, kommentierte die Commerzbank die Daten. „Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession.“

Die laufende Verzinsung der zweijährigen US-Staatsanleihe, die vor der Veröffentlichung bei rund 3,50% lag, zog bis auf 3,77% an und lag am Abend 19 Stellen über dem letzten Stand des Vortages bei 3,76%, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag zuletzt 8 Stellen über Vortagesniveau bei 1,725%. Der Euro, der zuvor bis auf 1,0187 Dollar gestiegen war, fiel auf die Parität zurück und ging zuletzt mit einem Minus von 1,2% bei 1,0003 Dollar um. Nach einem Hoch von 13565 Punkten fiel der Dax in den Minusbereich zurück und schloss mit einem Verlust von 1,6% bei 13189 Zählern und damit fast 400 Zähler unter seinem Tageshoch. In New York notierte der S&P 500 am Abend mit einem Minus von 3,1% bei 3984 Punkten, der Nasdaq 100 gab 4,1% auf 12214 Zähler ab.

Der Chefvolkswirt der Schweizer EFG Bank und Ex-Vizechef der irischen Zentralbank Stefan Gerlach sagt im Interview der Börsen-Zeitung, dass die Fed zumal angesichts der anziehen Kerninflation weiter auf die geldpolitische Bremse treten muss. Zugleich warnt er aber vor einer Überreaktion: „Es könnte sinnvoll sein, dass die Fed darüber nachdenkt, das Tempo der geldpolitischen Straffung im vierten Quartal zu verlangsamen“, sagt er. Insgesamt sorgt er sich, dass die Zentralbanken nun zu stark gegensteuern, weil ihnen vorgeworfen wird, dass sie die Inflation unterschätzt haben. „Zweimal falsch ergibt aber nicht einmal richtig“, so Gerlach.

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