Drohende Kreditausfälle

US-Banken bauen Risikovorsorge deutlich aus

Die US-Großbanken stellen sich zunehmend auf steigende Kreditausfälle ein. Die Rückstellungen im Rahmen der Risikovorsorge belasten die Ergebnisse – insbesondere bei Citigroup.

US-Banken bauen Risikovorsorge deutlich aus

xaw Frankfurt

Die Ergebnisse der Berichtssaison zum vierten Quartal zeichnen ein äußerst gemischtes Bild für die US-Großbanken. Während der Nettogewinn von Citigroup zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf 2,5 Mrd. Dollar fiel, übertrafen J.P. Morgan und Bank of America die Erwartungen der Wall Street. So vermeldete der Branchenprimus J.P. Morgan eine Gewinnsteigerung um 6% auf 11 Mrd. Dollar, das Ergebnis pro Aktie lag mit 3,57 Dollar deutlich über den 3,08 Dollar, die Analysten im Konsens prognostiziert hatten. Auch die Erlöse legten mit einem Plus von 18% auf 34,55 Mrd. Dollar etwas stärker zu als angenommen.

Bei Bank of America zog der Umsatz um 11% auf 24,5 Mrd. Dollar an, die Konsensprognose hatte auf 24,17 Mrd. Dollar gelautet. Unter dem Strich blieben dabei 85 Cent pro Aktie und damit mehr als die erwarteten 77 Cent hängen.

Trotz dieser positiven Überraschungen beobachten die Börsianer die Entwicklung bei den führenden US-Geldhäusern mit Sorge. Die Aktien von J.P. Morgan, Bank of America und Citigroup zeigten sich im frühen Handel an der Wall Street schwach. Die Marktteilnehmer haben dabei auch im Blick, dass sich die Finanzinstitute angesichts zunehmender Rezessionssorgen und der anhaltend restriktiven Geldpolitik zunehmend auf steigende Kreditausfälle einstellen.

Hohe Rückstellungen

So legte J.P. Morgan im vierten Quartal 1,4 Mrd. Dollar für die Risikovorsorge beiseite, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch 1,8 Mrd. Dollar an Reserven aufgelöst und damit den Gewinn angekurbelt hatte. Bank of America baute die Rückstellungen indes um 403 Mill. Dollar aus, nachdem das Geldhaus im vierten Quartal 2021 noch Reserven im Volumen von 851 Mill. Dollar freigesetzt hatte. Auch bei Citigroup, die den konzernweiten Erlös immerhin um 6% auf 18 Mrd. Dollar steigerte, wurde die Risikovorsorge zur erheblichen Belastung für das Ergebnis. Nach einer Reserveauflösung von 1,37 Mrd. Dollar im Vorjahr stellte das Finanzinstitut nun 640 Mill. Dollar mehr zurück.

Die US-Großbanken hatten bereits zwischen Juli und September deutlich mehr für die Risikovorsorge beiseitegelegt. Auch mussten sie damals schon deutlich höhere Abschreibungen auf Kredite vornehmen als im Vorjahr – ein Trend, der sich auch im vierten Quartal fortsetzte. Bei J.P. Morgan nahm das Volumen um 337 Mill. auf 887 Mill. Dollar zu, bei Bank of America legten sie um 169 Mill. auf 689 Mill. Dollar zu.

Für letzteres Geldhaus fiel das Investorensentiment indes noch etwas positiver aus als für die Konkurrenz. So goutierten die Anleger, dass die Zinseinnahmen infolge der geldpolitischen Straffungen der Federal Reserve um 29% auf 14,7 Mrd. Dollar in die Höhe schnellten. Auch ein solides Kreditwachstum habe dazu beigetragen.

Bei J.P. Morgan kletterten die Netto-Zinseinnahmen zwar ebenfalls stark – um 48% auf einen Rekordwert von 20,3 Mrd. Dollar –, doch bei den Aktionären sorgt der Ausblick für schlechte Stimmung. So rechnet die Bank für das laufende Jahr lediglich mit Netto-Zinseinnahmen von 73 Mrd. Dollar, an der Wall Street wurden zuvor 74,4 Mrd. Dollar erwartet.

Auch die anhaltend schwache Entwicklung im Investment Banking beobachten Marktteilnehmer mit Sorge. So brach der Bruttoerlös von Citigroup aus diesem Geschäftsbereich um 58% auf 645 Mill. Dollar ein, bei J.P. Morgan steht ein Rückgang um 52% auf 700 Mill. Dollar zu Buche. Aufgefangen wurde dies durch deutlich steigende Trading-Einnahmen – die Geldhäuser profitierten dabei von der hohen Marktvolatilität infolge der grassierenden Inflations- und Rezessionssorgen. Insbesondere im Anleihebereich zogen die Erträge stark an.

In der zweiten Reihe enttäuschte Wells Fargo unterdessen einmal mehr: Bei dem Geldhaus fielen die Ausgaben im Schlussquartal mit 16,2 Mrd. Dollar höher aus als von Analysten erwartet. Negativ wirkte sich ein Betriebsverlust von 3,3 Mrd. Dollar aus, der nach Angaben der Bank auf rechtliche und regulatorische Altlasten zurückzuführen war. Wells Fargo hatte sich kurz vor Weihnachten auf einen 3,7 Mrd. Dollar schweren Vergleich mit der US-Verbraucherschutzbehörde CFPB geeinigt, die dem Geldhaus vorwarf, Kunden bei Autokrediten, Hypotheken und Kontoüberziehungsgebühren übervorteilt zu haben.