Edelmetalle

Gold im Euro bietet Chancen

Nach einer enttäuschenden Entwicklung im abgelaufenen Jahr sehen Analysten vor allem für Goldinvestoren aus dem Euroraum Chancen. Für andere Metalle fällt der Ausblick indes schlechter aus.

Gold im Euro bietet Chancen

Der Goldpreis hat im Jahresverlauf 2022 enttäuscht. In Euro gerechnet liegt das Edelmetall um rund 7% unter dem Niveau vom Jahresanfang, obwohl das Metall zeitweilig auf ein Rekordniveau von 1870 Euro pro Feinunze kletterte. Im Dollar gerechnet befindet sich der Goldpreis ungefähr dort, wo er zu Jahresbeginn war. Den Hauptgrund dafür sehen Analysten in der Zinsentwicklung. Zwar haben die steigende Inflation und vor allem die massive Verunsicherung der Anleger nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine zunächst für einen Anstieg des Goldpreises gesorgt. Nach Einschätzung von Hendrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus Precious Metals, stellten dann jedoch Zinserhöhungen der Federal Reserve und eine ab Juni sinkende Inflation eine ungünstige Konstellation für den Goldpreis dar.

Im neuen Turnus könnte sich die Situation für Anleger, die auf Gold setzen, bessern. Bei anderen Edelmetallen sind die Aussichten allerdings bestenfalls gemischt. Die Experten von Heraeus halten es durchaus für möglich, dass der in Euro gerechnete Goldpreis 2023 ein Allzeithoch markieren könnte. Für den Goldpreis in Dollar sind die Analysten nicht so optimistisch, weil der nach wie vor feste Greenback auf dem Goldpreis lastet. Denkbar ist ein Szenario aus einer sich deutlich verschlechternden Konjunkturlage bei einer mittlerweile leicht rückläufigen Inflation. Wenn sich abzeichnet, dass die Fed den Leitzins allmählich konstant hält oder wegen einer sehr schwachen Wirtschaftsentwicklung sogar zu Zinssenkungen übergeht, wäre das ein für den Goldpreis positiver Trend.

Mit diesem wäre allerdings noch nicht gleich zu Jahresbeginn zu rechnen. Denn derzeit gehen die Teilnehmer an den Futures-Märkten noch von einem US-Höchstzinssatz von 5,25% aus, der um 125 Basispunkte über der aktuellen Obergrenze des Leitzinses liegt. Positiv für den Goldpreis könnte auch die Lockerung der Corona-Maßnahmen in China und eine Konjunkturbelebung auch in anderen Teilen Asiens wie Indien sein, die laut Analysten eine anziehende Schmucknachfrage nach sich ziehen würde.

Es gibt noch eine weitere Nachfragergruppe, die derzeit eine hohe Nachfrage nach Gold ausübt, mit möglicherweise weiter steigender Tendenz. Waren die Goldbestände der Notenbanken seit den 1970er-Jahren kontinuierlich gesunken, so sind sie seit der Finanzkrise der Jahre 2008/09 stark gestiegen und haben inzwischen wieder ein Niveau erreicht, dass es zuletzt 1974 gegeben hat. Im Zeitalter stark zunehmender geopolitischer Konflikte geht es hier um den Wunsch der Unabhängigkeit vom Dollar und vom amerikanisch dominierten Weltfinanzsystem aktueller Prägung – dafür spricht, dass es vor allem Notenbanken von Ländern wie der Türkei, Russland und des Irak sowie neuerdings auch China sind, die stark zukaufen. Dieser Trend dürfte sich auch im neuen Jahr fortsetzen.

Der Silberpreis befindet sich noch spürbar unter seinem Hoch vom Februar von mehr als 26 Dollar je Feinunze. Beim Silberpreis wird kein Potenzial gesehen, Heraeus veranschlagt die Preisspanne im kommenden Jahr mit 17 bis 25 Dollar. Derzeit bewegten sich die spekulativen Futures-Positionen auf einem sehr niedrigen Niveau, was historisch mit Preistiefs zusammenfalle, wobei das Investoreninteresse momentan der wichtigste Einflussfaktor auf den Silberpreis sei.

Überangebot bei Platin

Angesichts eines Angebotsüberschusses von rund 400000 Unzen im neuen Jahr sind auch die Perspektiven für den Platin-Preis begrenzt. Er wird in einer Spanne zwischen 800 und 1150 Dollar je Feinunze vermutet, womit es deutlich mehr Potenzial nach unten als nach oben geben würde. Im neuen Jahr dürfte Palladium erstmals seit Jahren wieder einen Angebotsüberschuss erreichen. Deshalb ergeben sich angesichts einer von den Heraeus-Experten genannten Preisspanne von 1300 bis 2250 Dollar je Feinunze angesichts eines Mitte Dezember erreichten Preisniveaus von 1923 Dollar wenig Chancen.

Die Autoindustrie, die rund 80% der Palladium-Nachfrage stellt, rechnet mit einem leicht geringeren Verbrauch, bei einer um vermutlich 3% steigenden Minenproduktion. Aber auch hier gibt es einen erheblichen Unsicherheitsfaktor. Rund 40% der Palladium-Förderung findet in Russland statt. Bislang ist diese Produktion von Sanktionen ausgenommen worden, was sich allerdings bei einer weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs ändern könnte.

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

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