Inflation

Pessimismus im US-Einzelhandel

Steigende Kosten und anziehende Zinsen lasten auf der Konsumstimmung in den USA. Analysten zeigen sich deshalb für den Einzelhändler Walmart und die Baumarktkette Home Depot skeptisch.

Pessimismus im US-Einzelhandel

Die hohe Inflation lastet seit nunmehr fast zwei Jahren schwer auf der US-Konsumstimmung. Der Druck auf den Einzelhandel bleibt damit trotz der am Mittwoch vom US-Handelsministerium veröffentlichten, besser als erwartet ausgefallenen Umsatzdaten für Januar hoch. In diesem Umfeld stoßen die in der neuen Woche zur Veröffentlichung anstehenden Zahlenwerke von Walmart und Home Depot sowie insbesondere die Ausblicke der jeweiligen Managements bei Investoren auf noch größeres Interesse als gewöhnlich.

Für die Baumarktkette stellt sich die Frage, ob die in Pandemiezeiten begonnenen Trends zur Hausumgestaltung und zum Heimwerken anhalten. Zwar dürften die Ausgaben von Hausbesitzern für Renovierungs- und Reparaturarbeiten gemäß einem von der Universität Harvard entwickelten Indikator 2023 ein Rekordniveau von 485 Mrd. Dollar erreichen. Gegenüber dem Vorjahr würde dies aber lediglich einen Zuwachs von 2,6% bedeuten – 2022 waren die Ausgaben um 16,3% gestiegen.

Hintergrund ist die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve in Reaktion auf die hohe Inflation. Denn infolge der Zinserhöhungen der Notenbank wird der Hauskauf weitaus weniger erschwinglich. Damit fallen auch zahlreiche Besuche bei Home Depot nach dem Erwerb einer Immobilie weg. Zudem machen es die steigenden Kosten für Kreditnehmer vielen Amerikanern schwieriger, Refinanzierungen für Reparaturen und Renovierungen in Anspruch zu nehmen.

Im Schlussquartal 2022 dürfte der Heimwerkertrend das Ergebnis von Home Depot laut Analysten aber noch gestützt haben – sie erwarten gemäß Umfragen des Datendienstleisters Refinitiv im Konsens eine Gewinnsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 1,6% auf 3,28 Dollar pro Aktie. Für Walmart ist der Pessimismus größer: Die Wall Street rechnet zwar mit einem Erlöszuwachs von 4,5%, aber auch mit einem Rückgang des Gewinns pro Aktie auf 1,49 Dollar nach 1,53 Dollar im Vorjahreszeitraum.

Der Retail-Riese hob im vergangenen Jahr in Reaktion auf gestiegene Bezugskosten unter anderem die Preise für Milch und Tiefkühlwaren an. Zuletzt warnte Walmart Produktanbieter davor, ihre Preiserhöhungen nicht mehr tragen zu können. Der Konzern, der eine Abwanderung von Kunden befürchtet, bietet deshalb verstärkt Eigenmarken an. Auch Beratungsgesellschaften und viele Produkthersteller selbst gehen inzwischen davon aus, dass weitere Preiserhöhungen den Konsumenten nicht mehr zu vermitteln sind.

Zugleich beendet Walmart wohl sein 2014 begonnenes Experiment mit Filialen, in denen Kunden lediglich vorbestellte Waren abholen oder sich diese liefern lassen können. Außerdem schließt der Einzelhändler drei Technologiehubs in den USA. In den vergangenen Jahren hatte Walmart die Infrastruktur für das Digitalgeschäft noch ausgebaut, um stärker mit E-Commerce-Riesen wie Amazon konkurrieren zu können.

Angesichts des Widerstreits zwischen stationärem Einzel- und Onlinehandel dürften auch die für Mittwoch angekündigten Zahlen des Marktplatzbetreibers Ebay bei Anlegern Aufmerksamkeit finden.