Mischfonds im Vergleich

Der richtige Mix macht’s

In Deutschland sind sie die Lieblinge der Anleger. Doch haben zahlreiche Mischfonds im laufenden Jahr enttäuscht. Aber nicht alle: Manager wie Huber, Kaldemorgen oder Ehrhardt haben Risiken im Griff.

Der richtige Mix macht’s

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Für Investoren ist das laufende Jahr bisher äußerst schwierig. So sind die Aktienmärkte nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine eingebrochen, und jetzt belasten auch noch Zinswende und Energiekrise die Kurse. Der Dax hat bis Ende August knapp 20% eingebüßt, und der S&P 500 liegt 18% im Minus. Beim Blick auf ihr Depot sehen manche Investoren tiefrote Zahlen, hat es doch infolge der Zinswende auch eine deutliche Korrektur an den Anleihemärkten gegeben.

Als Alternative zu reinen Aktien- oder Anleihefonds bieten sich Mischfonds, auch Multi-Asset-Produkte genannt, an. Diese investieren in mehrere Assetklassen, haben also meist große Freiheiten und arbeiten häufig auch mit einer Begrenzung des Risikos. Oft haben sie also vermögensverwaltenden Charakter. Hierzulande sind Mischfonds übrigens bei den Anlegern sehr beliebt, unter ihnen finden sich mehrere Dickschiffe mit einem verwalteten Vermögen von mitunter über 10 oder 20 Mrd. Euro.

Aber nicht jeder große Fonds ist erfolgreich. Und nicht jedem Manager ist es gelungen, Risiken einigermaßen zu begrenzen. Die Unterschiede zwischen den Mischfonds sind besonders in diesem Jahr groß, es trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen. Auf der anderen Seite zeigen Fonds wie der Huber Portfolio Fonds, der Zukunftsfonds, der DWS Concept Kaldemorgen, der Fidelity Global Multi Asset Income, der Blackrock Global Allocation oder der FMM-Fonds, dass erfolgreiches Mischen auch in schwierigen Zeiten möglich ist. Sprich: Der richtige Mix macht’s. Das zeigt auch die ausführliche Produkttabelle.

Eines fällt bei der Analyse der Mischfonds darüber hinaus auf. In Krisenzeiten sind ältere, erfahrene Fondslenker, die schon mehrere Crashs erlebt haben, oft besonders erfolgreich. Dies trifft auf Investoren wie zum Beispiel Peter E. Huber, Klaus Kaldemorgen oder Jens Ehrhardt zu. Altmeister Huber hat es sogar geschafft, mit seinem Portfolio Fonds im laufenden Jahr ein positives Ergebnis zu erwirtschaften. „Wir positionieren uns antizyklisch in Marktsegmenten, die das Gros der Anleger nicht auf dem Radar hat“, erläutert Huber im Interview mit rendite sein Erfolgsrezept. „So investierten wir beispielsweise gegen den Trend in Energie- und Rohstoffunternehmen, Asien und generell in attraktiv bewertete Value-Titel.“ Auch durch Investments in Gold oder in inflationsindexierte Anleihen und Liquidität sichert Huber den Wert seines Fonds. In Kryptowährungen investierte der Fondslenker übrigens nicht, bei den spekulativ geprägten digitalen Anlagen erkennt er keinen fundamentalen Wert.

Risikomanagement eingebaut

Wie Huber ist auch Kaldemorgen eine Investorenlegende, weil er langfristig sehr erfolgreich ist. Der DWS Concept Kaldemorgen, der Mischfonds, der seinen Namen trägt, profitiert nicht zuletzt vom eingebauten Risikomanagement und dem Einsatz von Absicherungsstrategien. So etwas hilft natürlich in Krisenzeiten. Aktuell ist Kaldemorgen defensiv aufgestellt und hält bei Aktien keine großen Einzelpositionen. Wie Huber investiert er als Krisenschutz auch in Gold. Bei Unternehmensanleihen sieht er viele Risiken und eine zu geringe Rendite. Jens Ehrhardt, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, managt seit 1987 mit großem Erfolg seinen benchmarkunabhängigen FMM-Fonds, der für den fundamentalen, monetären und markttechnischen Faktor steht. „Das Monetäre hat die Börse im Griff“, hat Ehrhardt bereits in seiner Dissertation wissenschaftlich nachgewiesen. Deshalb hält er auch in Phasen, in denen die Notenbanken wie derzeit die Zinsen erhöhen, seine Schäfchen im Trockenen, sprich begrenzt Risiken. Seine größten Positionen sind derzeit Bundesobligationen und kurzlaufende US-Treasuries. Daneben setzt er unter anderem auf defensive Aktien wie Deutsche Telekom.

Im von dem ehemaligen Top-Investmentbanker Lenny Fischer und dem früheren „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann initiierten Zukunftsfonds ist mit 29 Mill. Euro nicht viel Geld investiert. Hier muss Diekmann doch noch stärker die Werbetrommel rühren. Denn Fondslenker Volker Schilling versteht sein Handwerk und ist derzeit mit größeren Positionen in Gold und kurzlaufenden Staatsanleihen für eine Phase mit erheblichen Marktrisiken entsprechend defensiv aufgestellt.

Die Risiken im Griff haben zuletzt auch der 15,5 Mrd. Euro schwere Blackrock Global Allocation Fund sowie der 7,9 Mrd. Euro schwere Fidelity Global Multi Asset Income Fund gehabt. Auf Jahressicht weisen beide Mischfonds sogar einen kleinen Gewinn aus.

Bei den Mischfonds fällt darüber hinaus auf, dass es in diesem Jahr Produkte mit einem relativ hohen Aktienexposure sowie Fonds mit einer zu offensiven Positionierung auf der Anleiheseite „erwischt“ hat. Phasen, in denen sowohl Aktien als auch langlaufende Anleihen einbrechen, kommen nicht unbedingt häufig vor. Dieses Jahr kamen aber viele Faktoren zusammen, so dass beide Assetklassen schwer gelitten haben.

Dies hat dazu geführt, dass eher aktienorientierte Mischfonds zu­rückgefallen sind. So hat der 25,4 Mrd. Euro schwere Flossbach von Storch Multiple Opportunities in diesem Jahr bis Ende August 7,5% an Wert eingebüßt. Zu den Top-Positionen von Fondsmanager Bert Flossbach zählen Titel wie Alphabet, Nestlé, Berkshire Hathaway, 3M und Amazon. Auf lange Sicht war Flossbach mit seinem hohen Aktiengewicht aber bisher recht erfolgreich. Über zehn Jahre kommt sein Dickschiff auf eine ordentliche Performance von 6,3% pro Jahr.

Ähnliches gilt für den von Henrik Muhle und Uwe Rathausky gesteuerten Acatis Gané Value Event Fonds. Bei dem 6,7 Mrd. Euro schweren und von Morningstar mit der Höchstnote von fünf Sternen bewerteten Mischfonds steht ein Minus von 5,3% im laufenden Jahr einer Performance von 6,8% per annum über zehn Jahre gegenüber.

Carmignac enttäuscht

Auch der von Frank Fischer gelenkte Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen sowie der UniRak haben aufgrund ihres relativ hohen Aktienanteils in diesem Jahr und auf Jahressicht Federn lassen müssen. Auf Sicht von zehn Jahren beträgt der Wertzuwachs aber immerhin 5,9% p.a. beziehungsweise 5,6% p.a.

Gut geschlagen hatte sich in der großen Finanzkrise 2008/2009 der Carmignac Patrimoine. Dies ist aber in der aktuellen Krise mit einem Verlust von 13% auf Jahressicht nicht der Fall. Auch auf Sicht von zehn Jahren überzeugt der von Morning­star inzwischen mit nur noch einem Stern bewertete 8 Mrd. Euro schwere Mischfonds mit einer Performance von mageren 1,4% pro Jahr nicht.

Auch an den Anleihe- und Credit-Märkten ist es in diesem Jahr zu deutlichen Korrekturen gekommen. Dies hat auch zu größeren Einbußen bei früheren Erfolgsprodukten wie dem J.P. Morgan Global Income, dem Kapital Plus oder dem Nordea Stable Return geführt. Mitunter lauern auch auf der Anleiheseite erhebliche Risiken. Nach Meinung von Top-Fondslenker Huber ist dies immer noch der Fall: „Aktuell werfen zehnjährige Bundesanleihen bei einer Inflation von 8% gerade einmal 1,5% Rendite ab – weshalb sollte ich hier investieren?“

Ausgewählte Mischfonds im Vergleich
NameISINAuM(Mill. Euro)Performance (%)Vola (%)LaufendeKosten (%) p.a.
lfd. Jahr1 Jahr3 J. p.a.5 J. p.a.10 J. p.a.
Acatis Gané Value Event Fonds ADE000A0X75416 710−5,3−3,47,96,96,813,41,80
BGF Global Allocation A2LU007246242615 484−2,70,18,47,47,010,91,77
Carmignac Patrimoine A EUR AccFR00101351037 980−10,6−13,01,0−0,41,47,41,90
Der Zukunftsfonds C DE000A2DTM6929−1,00,04,04,71,01
DWS Concept Kaldemorgen LDLU059994697613 983−2,1−0,92,82,94,06,91,54
Ethna-Aktiv ALU01364127712 092−3,1−0,31,41,72,37,01,87
Fidelity Gl. Multi Asset Inc. F. Y-Acc-EURLU09793925027 909−1,00,51,94,79,20,96
Flossbach von Storch Multiple Opp. RLU032357865725 354−7,5−5,83,85,26,39,61,62
FMM-Fonds (Jens Ehrhardt)DE0008478116481−3,00,26,84,66,110,41,64
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen TDE000A0M8HD21 156−8,1−9,26,31,35,915,81,29
Huber Portfolio P EURLU2372459979911,81,47
Huber Portfolio A (Stiftungsfonds)LU0605206589912,65,68,65,520,00,29
J.P. Morgan Global Income A (div) EURLU039579430720 862−11,6−10,7−0,10,73,010,91,39
Kapital Plus A EURDE00084762503 647−14,8−15,0−0,20,73,38,01,15
Nordea 1 – Stable Return BP EURLU02273840206 643−8,2−6,60,70,72,96,21,79
UniRakDE00084910446 398−13,8−12,12,73,65,612,71,41
AuM = Assets under Management; p.a. = per annumQuelle: Morningstar, Stand: 31.8.2022Börsen-Zeitung