Heike Fürpaß-Peter

„Klima-ETFs weiter ausbauen“

Heike Fürpaß-Peter, die Leiterin von Lyxor Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung über nachhaltige Investments, Klimaschutz und mehr Transparenz durch die EU–Offenlegungsverordnung.

„Klima-ETFs weiter ausbauen“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Einer der führenden und etablierten Anbieter bei börsennotierten Indexfonds, kurz ETFs, in Europa ist Lyxor. Zudem verfügt der französische Assetmanager, Tochtergesellschaft der Société Générale, auch über ein mehr als 40 Mrd. Euro schweres aktives Fondsmanagement.

Vor wenigen Wochen hat Amundi exklusive Verhandlungen zur Übernahme von Lyxor angekündigt. Eine fusionierte Gesellschaft würde bei ETFs in Europa derzeit auf dem zweiten Platz hinter Marktführer BlackRock stehen, noch vor der DWS. Für Amundi hätte Lyxor, die vor geraumer Zeit von der Commerzbank deren ETF-Geschäft namens Com­stage übernommen hat, einiges zu bieten: Wesentlich mehr verwaltete Gelder im ETF-Segment, eine breite Produktpalette mit interessanten Nischen sowie eine durchaus ausgeprägte Expertise von Lyxor beim Megatrend der Fondsbranche, Nachhaltigkeit.

„ESG-ETFs sind zunehmend gefragt, und die bei uns nachhaltig angelegten Gelder wachsen deutlich“, sagt Heike Fürpaß-Peter, Leiterin von Lyxor Deutschland. „Inzwischen verwalten wir bereits mehr als 7 Mrd. Euro in nachhaltigen ETFs. Nachhaltigkeit und ESG werden immer mehr zum Mainstream, und das vor allem auch bei passiven Investments.“ Lyxor habe bereits vor mehreren Jahren begonnen, die Expertise in ESG und Nachhaltigkeit auszubauen. „Wir haben eine breite eigene Expertise im Haus, die alle Aspekte von ESG abdeckt“, erklärt Fürpaß-Peter. „Dies umfasst zum Beispiel klimafreundliches Anlegen, aber auch Governance-Themen, wie die Wahrnehmung von Aktionärsrechten über Abstimmungen auf Hauptversammlungen und das Engagement beim Klimaschutz. Hier hat sich Lyxor auch im vergangenen Jahr sehr stark eingesetzt.“ Insgesamt habe Lyxor die gesamte Produktpalette in Richtung Nachhaltigkeit ausgerichtet und werde auf diesem Weg voranschreiten.

„Wir waren der erste Anbieter, der Klima-ETFs mit Bezug auf das Pariser Klimaschutzabkommen aufgelegt hat“, sagt Fürpaß-Peter. „Unsere Produktpalette an Klima-ETFs werden wir weiter ausbauen.“ Dabei sei bei Klimaprodukten der Anleihesektor genauso wichtig wie die Aktienseite. In einem Klimahandbuch zeigt Lyxor auf 80 Seiten Investoren Etliches über klimafreundliches Investieren auf. „Die Einflussnahme der Aktionäre auf Klimabelange gleicht einer Revolution“, stellt der Assetmanager da fest. Insbesondere die neue Bench­mark-Regulatorik der EU könne zu einer völlig neuen Betrachtung der Anlagewelt führen und dafür sorgen, dass Investitionen in Aktien und Unternehmensbewertungen künftig vom CO2-Fußabdruck abhängig seien.

Die Veröffentlichung der Temperaturszenarien für die wichtigsten Indizes werde zunächst Unruhe an den Börsen auslösen, denn niemand in der Vermögensverwaltung könne losgelöst von Indizes agieren. Das Lyxor-Klimahandbuch wagt hier einen zuversichtlichen Ausblick: „Diese Unruhe könnte jedoch einen Kreislauf zur Finanzierung der Energiewende in Gang setzen, bei dem institutionelle Investoren unter Hochdruck möglichst gute Temperaturszenarien für ihre Portfolios anstreben.“ Jedenfalls sei es jetzt Zeit zu handeln. Und über ETFs könne jeder Anleger einfach und transparent in klimafreundliche Indizes investieren.

Die neue EU-Offenlegungsverordnung ist für Heike Fürpaß-Peter ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz bei nachhaltigen Fonds „Mehr als 30 unserer ETFs sind als nachhaltig nach Artikel 8 und 9 klassifiziert“, erläutert die Lyxor-Managerin. „Auch bei neuen Produkten ist eine nachhaltige Ausrichtung, die sich in der Klassifizierung niederschlägt, wichtig.“ Als nachhaltig nach Artikel 9 klassifiziert sind zum Beispiel die vier Lyxor-ETFs auf S&P-Klimawandel-Indizes, die sich auf das Pariser Klimaabkommen beziehen. Die laufenden Kosten dieser Produkte betragen übrigens 20 Basispunkte pro Jahr. Auch drei ETFs von Lyxor auf Green Bonds erfüllen die Kriterien des Artikels 9. Die genannten Produkte werden übrigens alle physisch abgebildet, auch im Anleihebereich setzt Lyxor inzwischen stärker auf direkte Replikation statt auf eine synthetische Abbildung.

Breites Schulungsangebot

Bei dem Thema Nachhaltigkeit gelte es vor allem, auch den Vertrieb mitzunehmen. „Daher haben wir hier ein breites Schulungsangebot aufgebaut, das wir auch noch erweitern werden“, betont die Leiterin von Lyxor Deutschland. Zudem sei auch bei Investments in deutsche Aktien zunehmend eine nachhaltige Ausrichtung gefragt. „Unser ETF auf den Dax 50 ESG ist bei Anlegern immer stärker gefragt“, sagt Fürpaß-Peter.

Doch auch auf anderen Sektoren könne Lyxor derzeit punkten. Denn Inflation sei an den Märkten inzwischen wieder ein Thema, und Anleger würden versuchen, sich gegenüber einem stärkeren Anstieg der Teuerung abzusichern. Neben nachhaltigen Produkten würden Investoren daher sehr stark Produkte mit Inflationsschutz nachfragen. „Gerade auf diesem Sektor bieten wir eine breite Palette von ETFs an“, sagt Fürpaß-Peter.

Wie auch andere ETF-Anbieter wie BlackRock oder DWS Xtrackers begreift sich Lyxor inzwischen als aktiver Investor, der Aktionärsrechte u.a. auf Hauptversammlungen wahrnimmt. Details dazu sind in einem ausführlichen Shareholder Engagement Report beschrieben.