Walmart und Home Depot

Trübe Ausblicke im US-Einzelhandel

Trotz einer zuletzt starken Erlösentwicklung blicken führende US-Einzelhändler vorsichtig auf das laufende Jahr. Investoren zeigen sich angesichts der Prognosen ernüchtert.

Trübe Ausblicke im US-Einzelhandel

Die vorsichtigen Ausblicke führender US-Einzelhändler lasten auf der Investorenstimmung. Der Supermarktriese Walmart vermeldete am Dienstag zwar sowohl für das gesamte Ende Dezember abgeschlossene Geschäftsjahr 2023 als auch für das abgelaufene Quartal kräftige Steigerungen der Erlöse sowie der US-Absätze auf vergleichbarer Verkaufsfläche – Letztere legten zwischen Oktober und Dezember im Vorjahresvergleich um 8,3% zu und damit wesentlich stärker als an der Wall Street erhofft. Für 2023 stellte Walmart aber lediglich noch einen Anstieg der US-Verkäufe um 2 bis 2,5% in Aussicht und damit weniger als von Analysten erwartet.

Die Aktie rutschte daraufhin vorbörslich um bis zu 3% ab, im frühen Handel in New York zeigte sie sich ebenfalls schwach. Home Depot setzten nach der Eröffnung an der Wall Street zeitweise um über 5% zurück. Das Management der Baumarktkette rechnet damit, dass der bereinigte Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr um eine mittlere einstellige Prozentzahl zurückgehen wird. Für das Gesamtjahr 2022 vermeldete das Unternehmen noch eine Gewinnsteigerung um 1,8% auf 16,69 Dollar pro Aktie, im vierten Quartal lag die Kennzahl mit 3,30 Dollar sogar 2,8% über dem Vorjahresniveau.

Home Depot wird momentan noch durch den in der Hochphase der Corona-Pandemie begonnenen Heimwerkertrend gestützt. Allerdings lasten die hohe Teuerung und die Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten nun seit Monaten auf der Kauflaune der Verbraucher.

Zwar legten die US-Einzelhandelsumsätze im Januar laut dem Handelsministerium gegenüber dem Vorjahr saisonal, aber nicht inflationsbereinigt um 6,4% zu – wobei sich Verbraucher laut Analysten aber hauptsächlich auf Lebensmittel und andere Basiskonsumgüter konzentrierten. Einen Beleg für diese Fokussierung habe auch die schwache Entwicklung im Dezember geliefert, als die Einzelhandelsumsätze trotz des Weihnachtsgeschäfts überraschend zurückgingen und Kaufhausketten wie Macy’s von einer enttäuschenden Geschäftsentwicklung berichteten.

Für Home Depot kommt erschwerend hinzu, dass steigende Zinsen den Hauskauf weniger erschwinglich machen. Damit fallen auch zahlreiche Erstbesuche im Baumarkt nach dem Erwerb einer Immobilie weg. Zudem erschweren es die steigenden Kosten für Kredite vielen Amerikanern, Refinanzierungen für Reparaturen und Renovierungen in Anspruch zu nehmen.

Walmart hingegen profitiert einerseits von dem Fokus auf den Basiskonsum und gewinnt nach eigenen Angaben Marktanteile im Lebensmittelgeschäft. So hoch wie im Dezember sei das monatliche Absatzvolumen noch nie ausgefallen, betonte der Retailer. Andererseits ist das Lebensmittelgeschäft notorisch margenschwach, entsprechend schmerzhaft sind die rückläufigen Verkäufe bei Bekleidung oder Spielzeug.

Zudem befindet sich Walmart in einem Zwiespalt: Der Supermarktbetreiber warnte Zulieferer zuletzt wiederholt, ihre inflationsbedingten Preiserhöhungen nicht mehr an die Kunden vermitteln zu können, und bot deshalb verstärkt Eigenmarken an. Die entsprechenden Produkte musste das Unternehmen aber mitunter mit erheblichen Discounts losschlagen, um nicht auf großen Lagerbeständen sitzen zu bleiben.

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