Deutscher Arbeitsmarkt

Durchwachsene Aussichten

Der deutsche Arbeitsmarkt dürfte auch im Februar robust geblieben sein. Stimmungsindikatoren zeichnen aber ein durchwachsenes Bild für die kommenden Monate.

Durchwachsene Aussichten

Durchwachsene Aussichten
für den deutschen Arbeitsmarkt

Ifo: Jobabbau möglich – IAB etwas zuversichtlicher

ba Frankfurt

Frühbarometer signalisieren derzeit unterschiedlich starke Belastungen des deutschen Arbeitsmarktes durch die Konjunkturflaute: Während das Ifo-Institut vor einem drohenden Personalabbau warnt, zeigt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) noch einen Hauch Optimismus. Experten erwarten, dass der Jobmarkt aber aktuell seine Robustheit weiter unter Beweis stellt. Im Februar dürfte die Arbeitslosenzahl leicht um saisonbereinigt 5.000 steigen, die Arbeitslosenquote bei 5,8% verharren.

„Der Arbeitsmarkt widersteht weiterhin dem Sog des Wirtschaftsabschwungs“, kommentiert IAB-Experte Enzo Weber die Stagnation des Arbeitsmarktbarometers im Februar. Nach zwei Anstiegen in Folge verharrt der Frühindikator bei 100,3 Punkten, also knapp oberhalb der neutralen Marke von 100 Zählern – wobei die Skala von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung) reicht.

Unternehmen zögern bei Neuanstellungen

Dabei hat die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit erneut zugelegt, und zwar um 0,5 auf 98,0 Punkte. Damit zeigt sie noch immer steigende Arbeitslosigkeit an. „Es besteht weiter das Risiko, dass sich die Arbeitslosigkeit stärker verfestigt“, heißt es beim IAB. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung deutet trotz des Rückgangs um 0,6 auf 102,5 Zähler weiter auf eine steigende Beschäftigung hin. „Selbst im Abschwung sind Arbeitskräfte in vielen Bereichen knapp. Das begrenzt bereits die möglichen Beschäftigungssteigerungen“, sagte Weber.

Ähnlich stellt sich die Lage in Europa dar. Das European Labour Market Barometer kletterte im Februar um 0,5 auf 99,8 Punkte. Dabei legten beide Komponenten des Arbeitsmarkt-Frühindikators des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und der IAB zu. „Die europäischen Arbeitsmarktservices sehen eine stabile Lage auf ihren Jobmärkten“, so Weber.

Ein weniger zuversichtliches Bild zeigt hingegen die jüngste Ifo-Umfrage: Die deutschen Unternehmen wollen mittlerweile weniger Personal einstellen. Das Beschäftigungsbarometer fiel im Februar um 0,6 auf 95,5 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Februar 2021, also während der Corona-Pandemie. „Die wirtschaftlich flaue Entwicklung lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern“, kommentierte dies Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Auch der Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht mehr ausgeschlossen.“

Zeichen auf Personalabbau

In nahezu allen Branchen stehen die Zeichen auf Personalabbau. „Die schwache Konsumentwicklung ist vor allem für den stationären Einzelhandel ein Problem“, betonen die Münchener Wirtschaftsforscher. Das laufende Geschäft solle mit weniger Personal geführt werden. Die Verbraucherstimmung verharrt im Keller – beim GfK-Konsumklima wird für März zwar ein schmales Plus prognostiziert, doch wird derzeit so viel gespart wie zuletzt zu Zeiten der globalen Finanzkrise 2008/2009 und die Anschaffungsneigung bewegt sich seit Mitte 2002 nur auf einem überaus niedrigen Niveau.

Die schwierige Lage im Bau spiegelt sich laut Ifo ebenfalls in der Mitarbeiterentwicklung. Die Branche erlebt derzeit eine rekordhohe Stornowelle. Wegen der restriktiven Finanzierungsbedingungen und der gestiegenen Materialkosten lohnen sich viele Projekte nicht mehr. Und auch im Dienstleistungssektor läuft es nicht mehr so rund: Das Ifo-Barometer ist hier zwar noch leicht positiv, aber die Einstellungsdynamik hat sich deutlich abgeschwächt. „Ungebrochen ist hingegen die Bereitschaft, IT-Dienstleister und Berater einzustellen.“ Dies deckt sich mit einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das allein für Digitalisierungsberufe bis 2027 einen ungedeckten Fachkräftebedarf von 128.000 Personen meldet. Im bisherigen Rekordjahr 2022 fehlten 123.000 Personen. In erster Linie mangele es laut IW an Informatik-Experten, etwa Data Scientists, gefolgt von Fachkräften für Bauelektrik sowie Elektrotechnikern mit Master- oder Diplomabschluss.

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