Märkte am Mittag

Börsen im Bann der Geldpolitik

Die Ankündigung der US-Notenbank ihre Anleihekäufe noch schneller zurückzufahren prägt die Entwicklungen an den Aktienmärkten. Im Laufe des Handelstages stehen weltweit weitere Notenbank-Entscheidungen an.

Börsen im Bann der Geldpolitik

Aktienmärkte im Plus: Der geldpolitische Kurs der US-Notenbank Fed zur Bekämpfung der Inflation ist am Donnerstag an den Börsen gut angekommen. Der Leitindex Dax nahm wieder Fahrt auf und stieg am späten Vormittag um 1,5% auf 15.713 Zähler. Damit ließ der Dax die für den längerfristigen Trend wichtige 200-Tage-Linie hinter sich. An den New Yorker Börsen hatten die Beschlüsse der Fed am Vorabend ebenfalls für Gewinne gesorgt. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gewann 1,1% auf 34.718 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 1,6% auf 4224 Punkte zu. „Der Dax profitiert von der positiven Reaktion der US-Börsen auf die Fed”, sagte Thomas Altmann von QC Partners. Die Fed will schneller aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik aussteigen als bisher beabsichtigt und deutete für 2022 drei Zinserhöhungen an. Damit können die Anleger nun planen, Unsicherheit weicht aus dem Markt. Galt bisher die Liquiditätszufuhr durch die Notenbanken als zentraler Treiber der Kursgewinne an den Aktienmärkten, scheinen die Anleger jetzt darauf zu hoffen, dass die Fed die Inflation bekämpfen kann, ohne das Wirtschaftswachstum abzuwürgen.

Weitere geldpolitische Entscheidungen am Donnerstag: Gespannt warten die Investoren auch auf die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Bank von England (BoE). Erstere werde voraussichtlich ihr Corona-Notfallprogramm PEPP im März auslaufen lassen und im Gegenzug die Wertpapierkäufe im Rahmen des Programms APP aufstocken, prognostizierte Anlagestratege Gurpreet Gill von der Vermögensverwaltung der Bank Goldman Sachs. Die britische Zentralbank werde dagegen wohl trotz hoher Inflation und robusten Arbeitsmarktes die Zinsen nicht anheben und dies mit der Unsicherheit um die neu entdeckte Omikron-Variante des Coronavirus begründen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Türkische Zentralbank reduzierte am Mittag den Leitzins ein weiteres Mal auf nun 14,0%. Als Reaktion darauf gab die türkische Lira gegenüber Euro und US-Dollar nach.

Fed-Entscheid belebt auch Märkte in den USA und Asien: An den New Yorker Börsen hatten die Fed-Beschlüsse am Donnerstagabend für Gewinne gesorgt. Besonders deutlich nach oben ging es für die konjunktursensiblen Technologiewerte. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg am Ende um 1,08% auf 35.927,43 Punkte. Der marktbreite S&P 500 zog um 1,63% auf 4709,85 Punkte an. Bei dem technologielastigen Nasdaq 100 stand ein Plus von 2,35% auf 16.289,60 Punkte zu Buche. Der CSI-300-Index , der die 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland umfasst, stieg zuletzt um 0,2%, der Hang-Seng-Index in der Sonderverwaltungszone Hongkong fiel hingegen um 0,5%. Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss gut 2% im Plus.

Japans Exporte legen zu: Ein Grund für die gute Börsenstimmung in Japan ist auch, dass die für das Land wichtigen Exporte im November deutlich zugelegt haben. Angetrieben von einer Erholung bei den Autoverkäufen ins Ausland und einer anziehenden Nachfrage nach Halbleiter- und Stahlprodukten legten die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 20,5% auf rund 7,4 Bill. Yen (rund 57 Mrd. Euro) zu, wie das Finanzministerium in Tokio am Donnerstag auf Basis vorläufiger Daten bekanntgab. Damit erholten sich die Exporte kräftig vom schwachen Oktober, als vor allem die Lieferengpässe in der Automobilindustrie auf das Wachstum der Ausfuhren drückten.

Euro und Dollar stabil: Trotz der Aussicht auf eine straffere Geldpolitik in den USA kommt der Dollar am Donnerstag kaum vom Fleck. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, notiert knapp im Minus bei 96,4010 Punkten. Der Euro liegt kaum verändert bei 1,1288 Dollar. „Es reicht nicht, wenn die Fed das ankündigt, was der Markt bereits im Vorfeld von ihr erwartet hat“, sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Damit der Dollar weiter zulege, müsste die US-Notenbank noch früher oder schneller den Leitzins erhöhen, als sie jetzt kommuniziert habe.

Ölpreise ziehen leicht an: Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel moderat zugelegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 74,58 US-Dollar. Das waren 70 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 78 Cent auf 71,65 Dollar. Die Ölpreise profitierten von den positiv aufgenommenen Entscheidungen der US-Notenbank Fed vom Vorabend. Zusätzliche Unterstützung kam von neuen Lagerdaten aus den USA. Nach Angaben des Energieministeriums vom Mittwoch sind die Rohölvorräte in der vergangenen Woche deutlich gefallen. Fallende Reserven werden an den Märkten meist mit steigenden Preisen quittiert, da die Entwicklung für eine steigende Ölnachfrage oder ein knapperes Angebot sprechen kann.