Märkte am Mittag

Nervosität wegen der Ukraine-Krise steigt

Die widersprüchliche Nachrichtenlage in der Ukraine-Krise belastet die Märkte, das Umfeld bleibt nervös, größere Ausschläge bleiben jedoch aus. Allenfalls die Zahlenvorlagen bei einigen Einzelwerten stechen hervor.

Nervosität wegen der Ukraine-Krise steigt

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Freitag im geopolitisch weiter nervösen Umfeld zurückgehalten. Der Leitindex Dax stand gegen Mittag 0,17% tiefer auf 15.242 Punkten. Weiterhin hängt die Kursentwicklung stark von der Nachrichtenlage zur Ukraine-Krise ab. Die Furcht vor einem Einmarsch Russlands in das Nachbarland hält an.

Angesichts des weiter hohen politischen Risikos und des US-Feiertages am Montag sei es schwer vorstellbar, dass die Anleger vor dem langen Wochenende in den USA in großem Stil neue Risikopositionen eingingen, sagte denn auch Börsenexperte Thomas Altmann von QC Partners. „Die Russland-Ukraine-Krise bringt derzeit täglich neue Wendungen und Risikoeinschätzungen“, hieß es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg. Es gebe allerdings noch Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung. Am Wochenende wird die Münchener Sicherheitskonferenz ganz im Zeichen der Krise stehen. Zudem wollen sich die Außenminister Russlands und der USA in der kommenden Woche treffen.

Als weiterer Unsicherheitsfaktor steht im Hintergrund die künftige Notenbankpolitik angesichts der inflationären Gefahren. Hier gehen die Einschätzungen der Experten weit auseinander. Während Erik S. Weisman, Portfolio Manager und Chefvolkswirt vom Vermögensverwalter MFS Investment Management, warnt, die erwarteten Zinserhöhungsschritte der US-Notenbank zu unterschätzen, ist James Beaumont von der Bank Natixis ganz anderer Ansicht: „Wir gehen daher davon aus, dass die Zentralbanken irgendwann zur Jahresmitte – wenn bereits einige Zinserhöhungen stattgefunden haben – erkennen werden, dass die Bekämpfung einer angebotsgetriebenen Inflation durch eine aggressive Straffung der Geldpolitik kontraproduktiv sein wird und letztendlich die Nachfrage und damit das Wachstum dämpfen könnte.“

Unter den Einzelwerten stand in Deutschland die Allianz mit Jahreszahlen im Fokus, die laut dem Marktexperten Andreas Lipkow von der Comdirect nicht wirklich überzeugen konnten. Zudem kommt ein Rechtsstreit in den USA den Versicherungskonzern teuer zu stehen. Die Aktien verloren eineinhalb Prozent. Die höheren Rückstellungen wirkten schwerer als die angekündigten Aktienrückkäufe, schrieb Analyst Will Hardcastle von der UBS.

Bayer hob nach ermutigenden Daten zum Prostatakrebsmittel Nubeqa seine Umsatzerwartungen an das Medikament kräftig an. Für die Papiere ging es unter den Top-Werten im Dax um 2,2% hoch.

Von einem starken Schlussquartal des US-Essenslieferanten Doordash konnten die Titel von Delivery Hero nicht profitieren. Sie verloren am Dax-Ende 4,6%. In der Vorwoche hatte Delivery Hero mit einem ernüchternden Ausblick den Aktienkurs in schwere Turbulenzen gebracht.

Die Titel des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 verloren als Schlusslicht im MDax 4% und bewegten sich in der Nähe ihres Rekordtiefs. Seit einem Jahr an der Börse, fällt die Bilanz bislang verheerend aus.

Europäische Börsen

Die anderen europäischen Börsen haben am Freitag ebenfalls erneut wenig verändert tendiert. Der EuroStoxx 50 kletterte am späten Vormittag um 0,12% auf 4.118,32 Punkte. Der französische Cac 40 kam mit 0,37% auf 6.972,64 Punkte etwas stärker voran, während der britische FTSE 100 um 0,18% auf 7.550,98 Punkte anzog.

Erneut reagierten Einzelwerte mit teilweise deutlichen Ausschlägen auf die Unternehmenszahlen. Mit einem Abschlag von über 4% erwischte es dabei die Aktie von Hermes heftig. Der französische Luxusmodehersteller Hermes muss sich nach einem erfolgreichen Jahr auf Gegenwind für sein wichtigstes Segment einstellen. Der Erlös mit Lederwaren sei im Schlussquartal zum Vorjahreszeitraum um 3,3% auf etwa eine Milliarde Euro gefallen. Analysten hatten einen deutlich geringeren Umsatzrückgang mit Birkin- und Kelly-Taschen erwartet. Die Entwicklung gilt als problematisch, da der Luxusmodehersteller nahezu die Hälfte seines Erlöses mit Lederwaren macht.

Besser sah es bei einem weniger glamourösen Hersteller aus. Der Autobauer Renault hatte 2021 dank Sparprogramm und steigender Preise besser abgeschnitten als geplant. Während der Umsatz trotz geringerer Autoverkäufe um 6,3% auf 46,2 Mrd. Euro zulegte, fuhr das Unternehmen mit 888 Mill. Euro unter dem Strich auch wieder einen Gewinn ein. Die positiven Signale nach langer Durststrecke verhalfen dem Wert zu moderaten Gewinnen.

Die Ölwerte vermochten sich nicht der Ölpreisschwäche zu entziehen und gaben leicht nach. Ausnahme waren Eni. Der rasante Ölpreisanstieg hatte dem Konzern 2021 zu einem satten Überschuss verholfen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 8,6 Mrd. Euro Verlust verbucht. Eni kletterten um 1,2%.

Insgesamt lagen die einzelnen Sektoren recht nah beieinander. An der Spitze waren die Lebensmittelhersteller mit einem kleinen Plus. Die Erholung des Schwergewichts Nestle stützte hier. Analysten großer Banken hatten sich im Nachgang zum Jahresbericht am Vortag positiv geäußert.

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