Börsenstar im Interview

Cathie Wood kritisiert Federal Reserve scharf

Starinvestorin Cathie Wood prognostiziert, dass die restriktive Geldpolitik der Fed in eine Finanzkrise führt. Dabei sei die deflationäre Gefahr für die Märkte größer als die inflationäre.

Cathie Wood kritisiert Federal Reserve scharf

xaw Frankfurt

Starinvestorin Cathie­ Wood hält den restriktiven geldpolitischen Kurs der Federal Reserve für deplatziert und gefährlich. „Die Dollar-Aufwertung führt in eine Finanzkrise“, sagt die US-Fondsmanagerin­ im Interview der Börsen-Zeitung. Denn während die Stärke des Greenback auf die USA deflationäre Wirkung entfalte, steige der inflationäre Druck auf den Rest der Welt massiv. Dies gelte insbesondere für Schwellenländer, die ein hohes Maß Dollar-denominierter Schulden aufwiesen und diese nun zu teureren Konditionen zurückzahlen müssten.

Nach Woods Ansicht wären die US-Währungshüter besser beraten gewesen, der Inflation freien Lauf zu lassen. Denn mit ihren kräf­tigen Zinserhöhungen ersticke die Fed die Nachfrage. Unterdessen bauschten sich trotz der weiterhin hohen Verbraucherpreise bereits deflationäre Faktoren auf. So halte China Lebensmittelvorräte, die für ein Jahr ausreichten, während große Handelsketten auf vollen Lagerbeständen säßen und Preise senken müssten, um diese abzubauen. Die deflationäre Ge­fahr für die Märkte sei folglich „viel größer als die inflationäre“, betont Wood. Selbst aus der Fed seien bereits Meinungen zu hören, die auf einen geldpolitischen Um­schwung im ersten Quartal des kommenden Jahres hindeuteten.

Woods Portfolios haben im laufenden Jahr stark unter dem restriktiveren Kurs der US-Währungshüter und den erschwerten Refinanzierungsbedingungen gelitten. Der aktiv verwaltete Ark Innovation ETF, mit dem die Fondsmanagerin auf innovative Growth-Unternehmen setzt, liegt im laufenden Jahr fast 60% im Minus. In den Vorjahren galt Wood noch als treffsichere Stockpickerin, insbesondere 2020 erzielte sie mit dem Ark Innovation ETF eine gewaltige Outperformance gegenüber dem Nasdaq 100: Das Flaggschiffvehikel des Börsenstars legte damals binnen zwölf Monaten um mehr als 150% zu.

Die Performance weckte bei Marktteilnehmern enorme Er­wartungen, die in den vergangenen Monaten in Enttäuschung umschlugen. Das verwaltete Vermögen von Ark Invest, das im Februar 2021 noch die Marke von 50 Mrd. Dollar überschritten hatte, ist inzwischen auf unter 15 Mrd. Dollar gesunken.

Für ihr Festhalten an Werten wie der Aktie des Videokommunikationsdienstes Zoom, die seit ihrem im Herbst 2020 erreichten Rekordhoch mehr als 85% im Minus liegt, muss Wood wiederholt viel Kritik einstecken. „Viele Anleger glauben, dass es sich bei Zoom um einen reinen Corona-Profiteur handelt“, sagt die Fondslenkerin. Dabei stehe der Privatnutzermarkt aber zu stark im Fokus, obwohl die zahlungskräftigen Geschäftskunden viel entscheidender seien und zu einem hohen Erlöswachstum beitragen dürften.

Auch an einer weiteren Über­zeugung hält Wood fest: „Unser langfristiges Bitcoin-Kursziel von 1 Mill. Dollar und mehr steht noch.“

Interview Seite 13