Rohstoffmärkte

Furcht vor Ölembargo sorgt für Preisschock

Diskussionen um ein Embargo auf russisches Öl haben zum Wochenstart für extreme Preisanstiege an den Rohstoffmärkten gesorgt. Am Aktienmarkt machte sich Panik breit.

Furcht vor Ölembargo sorgt für Preisschock

wbr/ahe/cru Frankfurt/Brüssel

Der Ukraine-Krieg erschüttert die Rohstoffmärkte. Die Angst vor Lieferausfällen, Boykotte und die Diskussion um ein Embargo auf russisches Erdöl trieben die Preise an. Mit 139,13 Dollar je Barrel erreichte der Brent-Ölpreis den höchsten Stand seit 2008. Das Allzeithoch liegt bei 145,70 Dollar. Der europäische Spotmarktpreis für Erdgas explodierte auf ein Rekordniveau von 335 Euro je Megawattstunde. Vor einem Jahr hatte der Gaspreis unter 20 Euro gelegen. Auf Allzeithoch kletterten auch einige Industriemetalle. Erstmals seit eineinhalb Jahren stieg der Goldpreis über die Marke von 2000 Dollar je Feinunze. Am Abend beruhigten sich die Märkte und Brent notierte zu 122,10 Dollar, was einem Plus von 3,4% entsprach.

Am Sonntag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin ein härteres Vorgehen der russischen Truppen in der Ukraine in Aussicht gestellt. US-Außenminister Antony Blinken teilte mit, die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten würden erörtern, ein Importverbot für russisches Erdöl zu verhängen. Ähnlich hatte sich vorher bereits Nancy Pe­losi, die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses, geäußert. Sollte es zu einem Embargo kommen, würden dem Weltmarkt für Rohöl, der bereits ein Defizit aufweist, russische Exporte von 4,6 Mill. Barrel pro Tag (bpd) entzogen.

Eine Ausweitung der EU-Sanktionen gegen Russland auf Energie­importe ist aber weiterhin nicht absehbar. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich am Montag entschieden gegen einen Importstopp aus. Bei Erdöl macht der Anteil Russlands an den Lieferungen in die Europäische Union etwa ein Drittel aus. Die EU-Kommission­ will nun Vorschläge vorlegen, wie die Importabhängigkeit verringert werden kann.

Am Aktienmarkt machte sich zu Handelsbeginn die Furcht vor einer Rezession bei gleichzeitiger Inflationsbeschleunigung breit. Der Dax fiel in der Spitze um 5% bis auf 12438 Punkte. Im Verlauf erholte sich der Index etwas, nachdem ein Treffen zwischen den Außenministern Russlands und der Ukraine angekündigt wurde, und schloss um 2% ermäßigt auf 12835 Punkten. Der Euro Stoxx 50 gab um 1,2% auf 3512 Zähler nach. Seit Anfang Januar sind die Indizes um mehr als 20% zurückgefallen, was als Signal für einen Bärenmarkt gilt. Im frühen Handel in New York verloren S&P  500 und Dow Jones 2%.

Energiekonzerne ziehen sich zu­nehmend aus Russland zurück. Die österreichische OMV hat die Reißleine gezogen. Der Konzern schreibt die Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje und die Finan­zierung für Nord Stream 2 in Milliardenhöhe großteils ab. Wintershall Dea hat seine Finanzierung für Nord Stream 2 von 1 Mrd. Euro bereits vollständig abgeschrieben. Auch Uniper prüft einen solchen Schritt – ebenso wie Shell und Engie.

Nebenstehender Kommentar

Berichte Seiten 4, 7, 13 und 20

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