Wagniskapital

Mehr Geld denn je für Start-ups

Eine EY-Studie zeigt: Europäische Start-ups erhalten mehr Wagniskapital denn je. 2021 haben Europas Jungunternehmen mehr als 88 Mrd. Euro Risikokapital bei Venture-Capital-Investoren eingesammelt.

Mehr Geld denn je für Start-ups

cru Frankfurt

Europäische Start-ups erhalten mehr Wagniskapital denn je. 2021 haben Europas Jungunternehmen mehr als 88 Mrd. Euro Risikokapital bei Venture-Capital-Investoren eingesammelt. Das Gesamtvolumen hat sich damit gegenüber 2020 mehr als verdoppelt – auf einen Rekordwert, wie die Unternehmensberatung EY ermittelt hat.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die 88 Mrd. Euro ein Plus von 141% – und die größte Summe, die jemals innerhalb eines Jahres von Wagniskapitalinvestoren in Europa investiert wurde. Zum Vergleich: In den drei Jahren von 2018 bis 2020 kam die Branche insgesamt auf 88,9 Mrd. Euro. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden erhöhte sich und stieg um 25% auf fast 8400.

Die Hälfte der Top-10-Finanzierungsrunden ging an deutsche Start-ups. Die ersten deutschen Unternehmen rangieren im Ranking auf Rang 4 und 5 – und lagen jeweils unter der Milliardengrenze: Der Berliner Lebensmittellieferdienst Gorillas nahm im September 861 Mill. Euro ein. Die Münchener Softwareentwickler von Celonis bekamen im Juni 830 Mill. Euro. Insgesamt kommt die Hälfte der Top-10-Deal-Unternehmen aus Deutschland: Neben Gorillas und Celonis sind es außerdem die Smartphonebank N26, der Online-Broker Trade Republic und Ionity, ein Betreiber von Ladestationen für Elektroautos.

Deutsche Firmen vorne dabei

„Das ist ein starkes Signal für die Relevanz des deutschen Tech-Ökosystems im internationalen Vergleich“, sagt EY-Partner Thomas Prüver, weist aber zugleich auf die Ursachen der Geldschwemme hin: „2021 war geprägt von einem enormen Anlagedruck auf Seiten der Investoren. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre führten zu einer nie dagewesenen Liquidität im Markt, die angelegt werden musste.“ Das erste Halbjahr fiel dabei noch etwas stärker aus als das zweite: 45 Mrd. Euro standen 43 Mrd. Euro gegenüber. „88 Mrd. Euro Risikokapital sind sehr erfreulich und ein vielversprechendes Signal für die anstehende Transformation der Wirtschaft. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in Europa und verglichen zu anderen Regionen wie Nordamerika oder Asien ist es aber noch immer viel zu wenig“, sagt Prüver.

 Die drei größten Start-up-Finanzierungen des Jahres fielen in das erste Halbjahr: Die britische Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia sammelte knapp 3,5 Mrd. Euro. Auf Platz 2 landete Northvolt: 2,28 Mrd. Euro wurden in das Batterie-Start-up aus Schweden investiert. Der dritte Rang ging an die Constellation Automotive Group aus Großbritannien: 1,15 Mrd. Euro konnte der Online-Gebrauchtwagenhändler über Investoren gewinnen.

Unter den Standorten rangiert bei den Finanzierungsrunden Großbritannien weiter auf Platz 1. Aber Deutschland holt auf und setzt sich von Frankreich ab. London ist die unangefochtene Start-up-Hauptstadt Europas vor Berlin und Paris – aber die größte Finanzspritze geht nicht in die Metropole an der Themse, sondern nach Bristol. London liegt dafür mit Abstand auf Platz 1 bei der Zahl der Deals und verzeichnet allein fast genauso viele Finanzierungsrunden wie die nächstplatzierten Städte Berlin, Paris, Barcelona, Zürich und Stockholm zusammen. Diese kommen insgesamt auf 1564 Deals.

Neben Berlin auch München

Zusammengerechnet wurden in London, Berlin und Paris drei von zehn europäischen Start-up-Deals abgewickelt. Neben Berlin schafft es München in das Top-10-Ranking. Die zweite deutsche Metropole landet auf Platz 7 bei den Finanzierungsrunden.