Autoindustrie

Volkswagen sieht sich 2022 auf Kurs

VW sieht sich bislang trotz der mit dem Ukraine-Krieg einhergehenden zusätzlichen Unsicherheiten in der Lage, die Ziele für 2022 zu erreichen. Zugute kommt dem Konzern die globale Aufstellung.

Volkswagen sieht sich 2022 auf Kurs

ste Hamburg

Volkswagen macht sich infolge des am 24. Februar begonnenen Russland-Ukraine-Kriegs zunehmend Sorgen um die Energieversorgung. „Ja, wir sind wegen der Bedrohungen hier besorgt“, sagte Herbert Diess, Vorstandschef von Europas größtem Autobauer, in einer Telefonkonferenz mit Blick auf das von der EU geplante Ölembargo gegen Russland. Zwar ließen sich die konkreten Auswirkungen des Kriegs sowie der Corona-Pandemie in diesem Jahr noch nicht abschließend beurteilen, hieß es bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 31. März durch das Mehrmarkenunternehmen am Mittwoch. Neben der Bestätigung bereits Mitte April veröffentlichter Eckzahlen zum ersten Quartal bekräftigten die Wolfsburger aber ihre bisherigen Finanzziele für 2022.

„Unser Konzern hat im ersten Quartal trotz der beispiellosen Herausforderungen, denen sich die Welt durch den schrecklichen Krieg in der Ukraine und die anhaltende Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die Lieferketten gegenübersieht, erneut große Widerstandsfähigkeit bewiesen“, betonte Diess. Durch die globale Aufstellung habe man die negativen Folgen der weltweiten Versorgungsengpässe bei Halbleitern und Kabelbäumen durch Umverteilung dieser Ressourcen zwischen den Hauptmärkten in Europa, China sowie Nord- und Lateinamerika abfedern können.

Die von Januar bis März um 21,9% auf knapp 1,9 Millionen Fahrzeuge gesunkenen weltweiten Auslieferungen sollen im laufenden Turnus den Vorjahreswert von fast 8,8 (i.V. 9,3) Millionen weiterhin um 5 bis 10% übertreffen. Dass der Umsatz, der 2022 nach wie vor um 8 bis 13% über dem Vorjahreswert von 250,2 (222,9) Mrd. Euro erwartet wird, im Berichtsquartal mit 62,7 Mrd. Euro das Erlösniveau im Vergleichszeitraum 2021 trotz weiterhin eingeschränkter Fahrzeugverfügbarkeit infolge der Engpässe bei der Teileversorgung um 0,6% übertraf, führt man bei VW auf positive Mix- und Wechselkurseffekte, eine verbesserte Preisdurchsetzung sowie die gute Geschäftsentwicklung im Konzernbereich Finanzdienstleistungen zu­rück. Zudem ist der US-Nutzfahrzeughersteller Navistar, der nach der Übernahme als weitere Marke der Holdingtochter Traton seit dem 1. Juli 2021 einbezogen wird, mit 2,1 Mrd. Euro an den Umsatzerlösen des Konzerns beteiligt.

Bei der operativen Rendite vor Sondereinflüssen aus dem Dieselskandal, die in den ersten drei Monaten vor allem aufgrund von Finanzinstrumenten, die von den hohen Rohstoffpreisen profitierten, bei 13,5 (i.V. 7,7)% landete, gilt für 2022 unverändert ein Zielkorridor von 7,0 bis 8,5% – nach 8,0 (4,8)% im Vorjahr. Vor allem die Bewertung von Rohstoffsicherungen trug im Berichtsquartal dazu bei, dass sich das operative Ergebnis der Markengruppe Premium (Audi) bei leicht auf 14,3 (14,6) Mrd. Euro gesunkenen Umsatzerlösen auf 3,5 (1,5) Mrd. Euro mehr als verdoppelte und die operative Rendite 24,8 (10,0)% erreichte. Die Markengruppe Volumen startete mit einer Umsatzrendite von 3,6 (5,0)% ins Jahr, die Markengruppe Sport & Luxus (Porsche) mit 18,6 (16,7)%. VW-Finanzchef Arno Antlitz bekräftigte in der Telefonkonferenz den Plan für einen Teilbörsengang der Stuttgarter Sportwagentochter im vierten Quartal.

Der Kurs der VW-Vorzugsaktie stieg am Mittwoch zunächst um bis zu 2,3%, ehe am Handelsende bei 148,52 Euro ein Minus von 1,1% zu Buche stand. Konzernchef Diess unterstrich, VW sei auch in einer zunehmend polarisierten Welt fest entschlossen, die weltweite Präsenz auszubauen und den Umbau zu einem nachhaltigen und digitalen Mobilitätsanbieter voranzutreiben.

Ein besonderer Schwerpunkt beim Ausbau des Geschäfts in Wachstumsmärkten liegt auf Nordamerika und hier vor allem auf den USA, wo der Konzern 2021 nach etlichen Jahren aus der Verlustzone kam und wo nun vor allem mit vollelektrischen Fahrzeugen versucht wird, bis 2030 den Marktanteil von rund 4% auf 10% zu steigern. Es biete sich eine „historische Chance“ in den USA, das Geschäft auszubauen, so Diess.

Neben der 2022 startenden E-Autoproduktion in Chattanooga – eine Vergrößerung des Werks in Tennessee wird geprüft – plant VW auch eine eigene Batteriezellenfertigung in den USA. Im weltweit größten Einzelmarkt China will der Konzern Digitalisierung und Elektrifizierung mit seiner Software-Einheit Cariad, die ab 2026 profitabel sein soll, und dem E-Mobilitäts-Hub Volkswagen Anhui weiter forcieren.

Volkswagen
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal      
in Mill. Euro20222021
Umsatz62 74262 376
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen8 4534 812
Sondereinflüsse–1300
Operatives Ergebnis8 3234 812
Ergebnis vor Steuern8 8954 463
Ergebnis nach Steuern6 7243 414
F&E-Quote (%) *8,57,7
Operativer Cashflow *5 8008 890
Sachinvest.-Quote (%) *3,33,7
Netto-Cashflow *1 4914 705
Nettoliquidität *31 06529 650
Beschäftigtenzahl (Tsd.)668,3672,8
*) Konzernbereich AutomobileBörsen-Zeitung
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