US-Zinskurve

Volatiler Abschwung voraus

Der historisch hohe Abstand zwischen den Renditen zwei- und zehnjähriger Treasuries sendet klare Warnsignale. Risiko-Assets steht nach der Jahresauftaktrally ein volatiler Abschwung bevor.

Volatiler Abschwung voraus

Die steile Inversion der US-Zinskurve sendet ein klares Warnsignal an die Finanzmärkte. Die Zeichen stehen damit auf erneute harte Kursabschwünge bei Risikoassets und eine erhöhte Volatilität. Denn kurzlaufende Staatsanleihen erreichen historische Marken: Nachdem Fed-Chef Jerome Powell am Dienstag vor dem US-Kongress die Bereitschaft der Notenbank zu schnelleren und stärkeren Zinserhöhungen betonte, kletterte die Rendite zweijähriger Treasuries auf über 5%. Auf diesem Niveau lag die laufende Verzinsung bei Handelsschluss zu­vor letztmals 2007. Zugleich belief sich die Renditedifferenz zum zehnjährigen Titel beim Settlement erstmals seit 1981 auf mehr als einen ganzen Prozentpunkt.

Dass eine Zinskurveninversion einen verlässlichen Rezessionsindikator darstellt, ist keine neue Information. Doch ist durchaus bemerkenswert, mit welchem Nachdruck sich die Investoren auf eine anhaltende ökonomische Talfahrt einstellen. Denn die hinter der Zinsentwicklung stehende Ratio geht so: Die Federal Reserve treibt die US-Wirtschaft mit ihrer restriktiven Geldpolitik in die Rezession – und ist dadurch anschließend wieder zu Lockerungen gezwungen, was die Renditen am langen unter die am kurzen Ende drückt.

Angesichts des historischen Renditeabstands zwischen zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen dürfte die nächste Zinssitzung der Notenbank in zwei Wochen bei den Investoren auf noch größeres Interesse stoßen als ohnehin. Die Teilnehmer am Futures-Markt gehen laut Daten der Terminbörse CME mit Zweidrittelwahrscheinlichkeit von einem Zinsschritt um 50 Basispunkte aus. Beobachter sehen durch die Bereitschaft zum fortgesetzten Kampf gegen die hohe Teuerung die Glaubwürdigkeit der Währungshüter gestärkt. Doch greift die Fed bereits auf ihrer nächsten Sitzung wieder zu größeren Zinsschritten, wäre implizit bestätigt, was Powells Äußerungen vom Dienstag anrissen: Die Notenbank hat mit ihrer kleinen Erhöhung Anfang Februar in Reaktion auf eine zwischenzeitliche Verlangsamung der Inflation einen Fehler gemacht.

Für die Finanzmärkte verheißt dies auch deshalb nichts Gutes, weil sich die gebeutelten Investoren von der Hoffnung auf einen weniger strengen Fed-Kurs in Sicherheit wiegen ließen. Dies bescherte nicht nur den Aktienmärkten eine Jahresauftaktrally, sondern schob die Kurse von Junk-Bonds und Kryptowährungen an.

Umso mehr Abwärtspotenzial birgt die anhaltende Liquiditätsverknappung nun für diese Anlageklassen. Dass die Wall Street am Mittwoch mit leichten Gewinnen eröffnete, ist wohl eher auf eine vorübergehende Gegenbewegung nach dem Kursrutsch vom Vortag zurückzu­führen als auf robuster als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten. In den kommenden Wochen und Monaten wird die Marktvolatilität wohl gerade um solche Konjunkturveröffentlichungen herum steigen.

Zudem dürfte eine fortgesetzt restriktive Geldpolitik den Dollar stützen, der nach den jüngsten Powell-Äußerungen gegenüber anderen Industrieländerwährungen den höchsten Stand seit drei Monaten markierte. Für auf den Greenback lautende Assets – und insbesondere auch für zuletzt als attraktive Alternative angepriesene Emerging-Markets-Anlagen – ergeben sich damit zusätzliche Belastungen.                  (Börsen-Zeitung,

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