Credit Suisse unter Druck

Angst vor Bankenkrise hält Aktienmarkt in Atem

Die Credit Suisse ringt in einem schwierigen Umfeld um Vertrauen – denn die Turbulenzen um die Silicon Valley Bank sorgen anhaltend für Unruhe. In dieser Gemengelage brechen Europas Finanzwerte ein.

Angst vor Bankenkrise hält Aktienmarkt in Atem

ck/dz/jsc/phh/rec/xaw Frankfurt

– Der Kursrutsch der Credit Suisse und die Turbulenzen um den US-Start-up-Finanzierer Silicon Valley Bank (SVB) setzen europäischen Finanzwerten zu. Am Mittwoch brach der Kurs der Schweizer Großbank um 24% auf 1,70 sfr ein, nachdem der neue Großaktionär Saudi National Bank erklärt hatte, aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine neuen Mittel einzahlen zu können.

Bereits am Vortag hatte der Konzern im verspätet publizierten Geschäftsbericht Mängel in der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung eingeräumt. Bankchef Ulrich Körner hob in einem Fernsehinterview hervor, die Kapital- und Liquiditätsbasis sei „sehr, sehr stark“. Derweil verteuerten sich Kreditausfallversicherungskontrakte (Credit Default Swaps) der Bank.

Der Kursrutsch trifft Europas Banken auf breiter Front: Deutsche Bank gaben am Mittwoch bis Handelsschluss um 9,3% nach, Commerzbank sanken um 8,7%, UBS ebenfalls um 8,7%. Noch härter traf es die Société Générale (–12,2%) und die BNP Paribas (–10,5%). Der Stoxx-Europe-600-Bank-Index sackte um 6,9% ab. Der Dax fiel bis auf 14702 Zähler und schloss mit einem Minus von 3,3% auf 14735 Punkten.

Die Marktteilnehmer flohen wie bereits unmittelbar nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank in Sicherheit, was erneut zu einem enorm starken Rückgang der Staatsanleiherenditen führte. So fiel die Verzinsung der zweijährigen Bundesanleihe um 42 Basispunkte auf 2,50%. Zudem erhielt der Dollar als sicherer Hafen Zulauf. Der Euro büßte 1,8% bei 1,0542 Dollar ein.

Die Krise strahlt auch auf die Finanzmarktregulierung in Europa aus. Der direkte Einfluss auf die Europäische Union sei zwar begrenzt, sagte EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness im EU-Parlament. Die Vorkommnisse bestärkten ihre Behörde aber darin, die internationalen Basel-III-Vorgaben möglichst „gewissenhaft“ umzusetzen. Unterhändler von EU-Kommission, Parlament und Mitgliedstaaten nähern sich dem Abschluss des Bankenpakets Basel III, die Schlussverhandlungen haben begonnen. McGuinness dringt darauf, dass auch für Banken von außerhalb der EU strikte Vorschriften greifen. Die BaFin sagte auf Anfrage, sie sehe „aktuell für das deutsche Finanzsystem keine direkte Ansteckungsgefahr aus den Problemen stark technologieorientierter amerikanischer Banken“. 

Die Unruhe um die Silicon Valley Bank selbst reißt derweil nicht ab. Laut Insidern hat der US-Einlagensicherungsfonds FDIC die Investmentbank Piper Sandler damit beauftragt, eine zweite Auktion für das Geldhaus zu starten – ein erster Versuch war am Wochenende gescheitert. Der Regulator will wohl versuchen, SVB als Einheit zu veräußern.

Bondgläubiger sollen indes auf eine Insolvenz der Muttergesellschaft SVB Financial sowie den Verkauf von Sparten ohne Einlagen­geschäft, darunter die Fondsverwaltung für Drittparteien und das Wealth Management, dringen. Eine Gruppe von Anleiheinvestoren um die Allianz-Tochter Pimco erhofft sich aus der angepeilten Veräußerung der Nichtbank-Assets wohl milliardenschwere Einnahmen. Allerdings könnten Regulatoren im Fall einer Liquidation wohl darauf pochen, dass darüber generierte Mittel zuerst dafür verwendet werden sollten, Löcher in der Bilanz der Silicon Valley Bank zu stopfen.

Das Geldhaus hatte zuvor noch mit der Ankündigung für Hoffnung gesorgt, es fahre sein Geschäft wieder hoch. Der neue CEO Tim Mayopoulos teilte mit, das Geldhaus sei „open for business“. In einer Nachricht an die Kunden der Silicon Valley Bank warb er um deren Vertrauen und bat sie eindringlich nicht nur darum, die wieder freigegebenen Einlagen nicht abzuziehen. Er warb auch darum, bereits abgebuchte Gelder wieder zurückzubringen.

Die Bank kämpft um ihre Kunden, hat es dabei aber nicht leicht, denn die Konkurrenz schläft nicht. Derzeit fließen wohl vor allem US-Großbanken kräftig Mittel zu. In den USA kann die Silicon Valley Bank wieder Geschäfte machen, in Großbritannien hat die Übernahme durch die HSBC indes Klarheit für Kunden geschaffen. In Deutschland hingegen nicht. Das am Montag von der BaFin verhängte Moratorium über die Deutschlandtochter hat weiter Bestand, wie die hiesige Aufsicht auf Nachfrage mitteilte.

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