Luftfahrt

Airlines im Aufwind

Obwohl Personalengpässe an den Flughäfen in der Hauptsaison das Reisen erschweren, rechnen Air France-KLM und IAG damit, im laufenden Jahr zumindest operativ schwarze Zahlen zu schreiben.

Airlines im Aufwind

hip/wü London/Paris

Air France-KLM und die British-Airways-Mutter IAG sind im abgelaufenen Quartal in die Gewinnzone geflogen. Die beiden Gesellschaften erwarten nun, auch im Gesamtjahr zumindest operativ schwarze Zahlen zu schreiben. „Unsere Branche ist wegen des nie dagewesenen Kapazitätsaufbaus weiterhin mit historischen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Großbritannien“, sagte Luis Gallego, der Chief Executive der International Consolidated Airlines Group (IAG), unter deren Dach sich unter anderem die spanische Iberia und die irische Aer Lingus tummeln. Er verwies dabei insbesondere auf die akuten Probleme am Londoner Flughafen Heathrow, dessen Betreibergesellschaft bis auf weiteres nur bis zu 100 000 Passagiere pro Tag abfertigen will.

Iberia prescht voran

„Wir sind im zweiten Quartal nach einer starken Nachfrageerholung bei allen unseren Airlines erstmals seit Beginn der Pandemie in die Gewinnzone zurückgekehrt“, sagte Gallego. Das unterfüttere das Ziel, im Gesamtjahr einen operativen Gewinn einzufliegen. Wie der Pflichtveröffentlichung zum Halbjahresergebnis zu entnehmen ist, belief sich der Nettogewinn im zweiten Quartal auf 133 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor hatte an dieser Stelle noch ein Verlust von 981 Mill. Euro gestanden. Iberia und der Billigflieger Vueling schnitten Gallego zufolge am besten ab. Spanische Inlandsflüge und Strecken nach Lateinamerika hätten die Erholung angeführt. Dort habe die Nachfrage im vergangenen Monat das Niveau von Juni 2019 übertroffen. Nach der Aufhebung von US-Einreiserestriktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wachse auch die Nachfrage im Transatlantikgeschäft, das für Aer Lingus und British Airways von großer Bedeutung ist.

IAG befinde sich möglicherweise am Wendepunkt, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Es liegen zweifellos Turbulenzen auf dem Weg, aber eine robuste Verbrauchernachfrage und ein Cashflow, der ins Plus gedreht hat, sind Kennzeichen eines Unternehmens, das beschleunigen kann.“ Air-France-KLM-Chef Ben Smith sprach von einem unerwartet guten Ergebnis seiner Gesellschaft. „Wir haben dreimal so viele Passagiere transportiert wie letztes Jahr.“ Die angebotene Kapazität im Passagiergeschäft betrug im zweiten Quartal 82 % des Vorkrisenniveaus von 2019. Angesichts des durch die unerwartet starke Erholung des Luftverkehrs ausgelösten Chaos an vielen Flughäfen hat Air France-KLM jedoch die Kapazitätsprognose gesenkt: Die Kapazitäten der beiden Hauptmarken sollen im laufenden Sommerquartal statt auf 90 % nur auf 80 % bis 85 % steigen, im vierten Quartal dann auf 85 % bis 90 %. Dagegen soll die Kapazität der Billigtochter Transavia im Rest- und Gesamtjahr über dem Vorkrisenniveau liegen.

Wegen Verspätungen und Flugausfällen musste Air France-KLM für Entschädigungen an Kunden 70 Mill. Euro zahlen, während sich die Treibstoffkosten fast vervierfachten. Dagegen legte der Umsatz um 144 % auf 6,7 Mrd. Euro zu. Nach einem operativen Verlust von 753 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum wies der Konzern ein operatives Ergebnis von 386 Mill. Euro aus. Unter dem Strich verdiente er 324 Mill. Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Nettoverlust von 1,49 Mrd. Euro angefallen war. Der operative Free Cashflow verbesserte sich von 427 Mill. Euro auf 1,76 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung sank um 2,2 Mrd. Euro auf 6,04 Mrd. Euro. Air France-KLM wolle nun so schnell wie möglich weiter Staatshilfen zurückzahlen, die sie seit Corona erhalten hat, sagte Finanzchef Steven Zaat. KLM hat bereits alle vom niederländischen Staat gewährten Hilfen erstattet, Air France die von Frankreich erhaltenen zu 60 %. Ziel ist nun, so schnell wie möglich 75% davon zurückzuzahlen, um den Auflagen Brüssels hinsichtlich der erwarteten Konsolidierung der Branche zu entsprechen. Nachdem Air France-KLM im Juni eine Kapitalerhöhung über 2,6 Mrd. Euro abgeschlossen hat, denkt die Gruppe nun darüber nach, dieses oder nächstes Jahr Hybridanleihen bis zu 1,2 Mrd. Euro auszugeben.

Air France-KLM
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr    
in Mill. Euro20222021
Passagiere (in Tausend)37 32611 847
Umsatz11 1524 910
Treibstoffkosten2 858982
Ebitda1 152−877
Betriebsergebnis36–1 934
Nettoergebnis–228–2972
Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.