Ausschüttungen

Dax steht vor Dividenden­rekord

Die Unternehmensgewinne im Dax sind 2022 geklettert. Daher steht der Dax vor einem Dividendenrekord. Sowohl die LBBW als auch die DekaBank erwarten eine Ausschüttungssumme von rund 55 Mrd. Euro.

Dax steht vor Dividenden­rekord

wrü Frankfurt

Für ausschüttungsorientierte Aktionäre hat das neue Jahr schon ausgezeichnet begonnen. Denn Volkswagen hat nach dem erfolgreichen Porsche-IPO im vergangenen Jahr Anfang Januar bereits eine Rekord-Sonderdividende in Höhe von 9,5 Mrd. Euro an ihre Anteilseigner gezahlt. Doch auch ohne diese Sonderzahlung können sich Aktionäre auf üppige Ausschüttungen und einen Dividendenrekord im Dax freuen. „Die Ausschüttungssumme der Dax-Konzerne wird im laufenden Jahr voraussichtlich um 8,6% von 50,2 Mrd. Euro auf 54,5 Mrd. Euro ansteigen“, sagt Frank Klumpp, Leitender Aktienmarktstratege der LBBW. „Nach derzeitigen Schätzungen dürften 27 Konzerne ihre Dividende erhöhen, acht ihre Ausschüttung pro Aktie unverändert lassen und fünf die Dividende senken.“ Inklusive der VW-Sonderdividende würde sich laut den Berechnungen der LBBW gar eine Dividendensumme der Dax-Konzerne von 64 Mrd. Euro ergeben.

Dass die Dividenden im laufenden Jahr sprudeln werden, haben auch die Analysten der DekaBank errechnet. Demnach stellen die Dax-Werte – ohne die VW-Sonderdividende – 2023 einen erneuten Dividendenrekord auf und schütten insgesamt 55 Mrd. Euro an ihre Aktionäre aus. Auch die im MDax gelisteten Unternehmen dürften laut Deka ihre Ausschüttungshöhe gegenüber 2022 steigern, und zwar um 12,3% auf 7,5 Mrd. Euro. Insgesamt schütten die Gesellschaften damit rund 62,5 Mrd. Euro aus.

„Die Dax-Unternehmen werden rund 3,6 Mrd. Euro mehr Dividende an ihre Aktionäre ausschütten als 2022“, so Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. Positiv sei, dass die Gewinne bereits seit 2019 stärker stiegen als die Ausschüttungen. „Unternehmen sind trotz Pandemie, die zu erheblichen Verzerrungen in den Produktionsketten der globalen Wirtschaft geführt hat, erstaunlich gut durch die Krisen gekommen und haben ihre Erträge gesteigert. Die Dax-Konzerne haben 2022 so viel Geld verdient wie noch nie.“ Insgesamt geht die DekaBank im Dax davon aus, dass 29 Konzerne ihre Dividende erhöhen, fünf Unternehmen kürzen und sechs eine gleichbleibende Dividende zahlen.

Gewinne steigen weiter

„Die Dax-Gewinne tendieren nach oben, allen Krisen und Risiken zum Trotz“, stellt auch LBBW-Stratege Klumpp fest. Die Unternehmen hätten sich 2022 in dem schwierigen Umfeld sehr gut gehalten. Die Berichtssaison für das vierte Quartal beginne zwar erst. „Dennoch kann schon heute ein positives Fazit für das abgelaufene Geschäftsjahr gezogen werden“, sagt Klumpp. „Die höheren Kosten, unter anderem für Energie, konnten die Unternehmen gut an ihre Kunden weitergeben. So dürfte der aggregierte Gewinnanstieg der Dax-Unternehmen im Jahr 2022 knapp 7% betragen haben.“

Belastend auf die Gewinne hat laut DekaBank der Angriffskrieg auf die Ukraine gewirkt, der Planungsunsicherheit und höhere Kosten nach sich ziehe. „Eine stabile Nachfrage bei gleichzeitig begrenztem Angebot führt jedoch zu positiven Margeneffekten“, analysiert Kapitalmarktexperte Schallmayer. Hinzu komme eine eher zurückhaltende Ausschüttungspolitik in den vergangenen zwei Jahren. „Entgegen des unsicheren Rezessionsumfeldes ist es von den Unternehmen nur konsequent, die Aktionäre angemessen am zurückliegenden Unternehmenser­folg teilhaben zu lassen“, sagt Schallmayer. Die Ausschüttungsquote liege mit 37,2% immer noch unterhalb des langjährigen Durchschnittswerts von 41%.

Die gute Botschaft für Aktionäre ist nun, dass 2023 kein größerer Gewinneinbruch zu erwarten ist und die Dividenden vor allem im Dax üppig bleiben dürften. Schallmayer rechnet damit, dass die Unternehmensgewinne 2023 einer Belastung ausgesetzt sind, einzelne Quartale könnten rückläufig werden. Ein Einbruch wie in anderen globalen Krisenzeiten sei aber nicht zu erwarten. „Die langfristigen Geschäftsperspektiven und damit auch die Dividendenaussichten sind stabil.“ Die Dividendenfähigkeit der Unternehmen sei trotz der aktuellen Krisen nicht in Gefahr.

LBBW-Stratege Klumpp rät Anlegern vor dem Hintergrund der ansprechenden Dividenden weiterhin auf Value-Titel zu setzen. Allerdings seien Aktien unter dem Gesichtspunkt der Dividende im Vergleich zu Anleihen deutlich weniger attraktiv als noch vor Jahresfrist. „Der Dividendenvorteil ist nach dem massiven Renditeanstieg verschwunden, wenn man Unternehmensanleihen im Single-A-Ratingspektrum als Vergleich heranzieht“, sagt Klumpp. „Im Vergleich zu Staatsanleihen besteht noch ein kleiner Vorsprung: Gemessen am Euro Stoxx 50 steht eine Dividendenrendite von 3,5% einer Rendite bei Staatsanleihen der Eurozone in Höhe von 2,9% gegenüber.“

BMW vor Vonovia

Welche Einzeltitel im Dax sind nun unter Dividendengesichtspunkten interessant? Dazu hat die LBBW ein Scoring-Modell entwickelt, das aber ausdrücklich keine Kaufempfehlung sei, sondern der Ideengenerierung diene. An der Spitze der Dax-Rangliste stehen dabei BMW, Vonovia, Fresenius Medical Care und die Allianz. Dahinter folgen die Porsche Holding (SE) und die Deutsche Post.

Dabei bieten vor allem Automobilaktien wie BMW, Mercedes-Benz, die Porsche SE oder auch Volkswagen für die kommende Dividendendensaison hohe erwartete Renditen von 8,3%, 7,9%, 7,5% sowie 6,2%. Auch Wohnimmobilienhalter Vonovia kommt laut LBBW auf eine üppige Dividendenrendite von 7,1%. Hingegen überzeugen die Allianz, Fresenius Medical Care und die Deutsche Post als Dividendenaristokraten durch geringe Schwankungen.

Dividenden-Screening Dax
Etliche Werte mit üppigen Renditen
RangDividenden-rendite 2022e* (%)Dividende 2022e*DeckungRenditeSenkungenErhö­-hungenEPS-WachstumEPS-Schwan­kungenGesamtpunkte
 1BMW8,3 7,0073100070906079,1
 2Vonovia7,1 1,734090100100483377,0
 3Fresenius Medical Care4,5 1,377575100100188376,3
 4Mercedes-Benz7,9 5,1055983370605575,9
 5Allianz5,511,302885100903310075,6
 6Porsche Holding7,5 4,1183956640432375,4
 7Deutsche Post5,0 1,95338010070857073,5
 8Heidelberg Cement5,0 2,6065786690833572,9
 9Fresenius4,1 1,1085706690289572,5
10Brenntag3,7 2,204565100100887571,4
11BASF7,2 3,40139310080234070,8
12Volkswagen6,2 8,5663883360302566,6
*) Dividende 2022e entspricht i.d.R. Ausschüttung 2023.Quelle: Refinitiv, LBBW ResearchBörsen-Zeitung
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