ssc/bn Frankfurt - Die Pflicht zur zentralen Verrechnung außerbörslicher Derivate wird in Europa voraussichtlich erst Ende 2013 kommen. Dies sagt Steven Maijoor, Chair der europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, im Interview der Börsen-Zeitung. Auch insgesamt verzögere sich das neue Derivateregelwerk Emir. Die von den G 20-Ländern ursprünglich vorgegebene Frist für den Start, der 1. Januar 2013, werde Europa "nicht ganz einhalten können", räumt Maijoor ein. Die Umsetzung werde wohl bis ins Jahr 2014 hinein dauern.
Die geplante neue EU-Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte die Abstimmung zwischen Banken- und Wertpapieraufsehern erschweren, warnt der ESMA-Chef. Die Wertpapieraufsicht soll fürs Erste bei den nationalen Behörden bleiben. Maijoor sagt jedoch auch bei der Wertpapieraufsicht eine weitere Europäisierung voraus. Die Rolle der ESMA könnte dadurch gestärkt werden. Die Einrichtung einer eigenen Wertpapieraufsicht nur für den Euroraum - analog zur neuen EZB-Bankenaufsicht - ergebe jedenfalls keinen Sinn, argumentiert der ESMA-Chef.
Indes steigt die Zahl der Regulierungsprojekte, die in Verzug geraten. Vor Journalisten erklärte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio am Freitag, dass sich die Einführung der kurzfristigen Liquiditätskennziffer LCR nach Basel III über 2013 hinaus verschieben werde. Banken sollten diese der Aufsicht ursprünglich ab Januar 2013 melden. Auch bei der EU-Richtlinie, mit der Basel III umgesetzt wird, zeichnet sich eine Verzögerung ab. Neben der EU dürften auch die USA und andere Länder den Startzeitpunkt 2013 verpassen. Auch diejenigen Gesetzgeber, die derzeit hinterherhinkten, sollten aber den weiteren Zeitplan für Basel III einhalten, mahnt Stefan Ingves, Chairman des Baseler Ausschusses. Die Kapitalregeln sollen schrittweise bis 2019 eingeführt werden.
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